Mobbing-Vorwürfe: Postler drohen mit Streik

Mobbing-Vorwürfe: Postler drohen mit Streik
Die Gewerkschaft beklagt "menschenverachtende" Methoden beim Personalabbau. Post-Chef Pölzl wehrt sich.

In der heimischen Post bahnt sich ein massiver Arbeitskampf bis hin zum Streik an. Einen Streikbeschluss wird der Bundesvorstand der Post- und Telekom-Gewerkschaft (GPF) bereits kommenden Mittwoch fassen.

Grund für den angedrohten Ausstand ist der Personalabbau bei der Post. Die Gewerkschaft wirft Post-Chef Georg Pölzl vor, per angeordneter Mitarbeitergespräche Postler mit "alter" Dienstordnung aus dem Unternehmen hinausdrängen zu lassen.

Post-Betriebsratschef und GPF-Bundesobmann Helmut Köstinger: "Da werden die Leute von ihren Vorgesetzten zu einem Mitarbeitergespräch vorgeladen, aus dem dann sehr schnell ein Trennungsgespräch wird." Dabei werde den Postlern "ein bisschen Geld angeboten, damit sie einer einvernehmlichen Lösung des Dienstverhältnisses zustimmen." Stimme der Mitarbeiter dem nicht zu, werde er mit Kündigung bedroht. Zielgruppe seien bevorzugt Mitarbeiter unter 50, die weniger als zehn Jahre bei der Post seien und die daher noch keinen besonderen Kündigungsschutz genießen. Auf diese Weise versuche man jetzt offenbar, Hunderte Postler hinauszudrängen, um neue Mitarbeiter zum wesentlich niedrigeren neuen Post-Kollektivvertrag einzustellen.

Leistungsprinzip

Post-Chef Pölzl weist den Vorwurf, Mitarbeiter hinauszudrängen und gar mobben zu lassen, vehement zurück: "Das lasse ich weder mir noch unserem Personalchef Franz Nigl vorwerfen. Ich dulde Mobbing nicht und mir vorzuwerfen, ich ordne das an, ist absurd."

Dass die Gespräche gezielt mit Mitarbeitern geführt würden, "die ihre Leistung nicht mehr erbringen können oder wollen", gibt er offen zu. Das gebiete die Sorgfaltspflicht nicht nur gegenüber dem Unternehmen, sondern auch gegenüber allen leistungsbereiten Mitarbeitern, die die Arbeit von "Minderleistern" zusätzlich machen müssten. Pölzl: "Ich stehe zum Leistungsprinzip. Wenn jemand seine Leistung nicht erbringen kann oder will, müssen wir mit ihm darüber reden. Auch über eine Trennung." Dass es dabei um Hunderte Fälle gehe, dementiert er: "Ich weiß nicht genau, wie viele es sind, die Größenordnung liegt zwischen 20 und 30."

Die Anordnung, dass solche Leistungsbeurteilungsgespräche gezielt mit Mitarbeitern geführt werden, bevor sie einen besonderen Kündigungsschutz genießen, bestätigt der Post-Chef freimütig: "Die Führungskräfte sind angewiesen, mit solchen Gesprächen nicht so lange zu warten, bis ein Mitarbeiter, der seine Leistung nicht erbringt, unkündbar geworden ist."

Klage

Zusätzlich zu den angedrohten Kampfmaßnahmen bekämpft die Gewerkschaft die
Mitarbeitergespräche auch vor Gericht. Sie hat eine Klage beim Arbeits- und Sozialgericht eingebracht. Köstinger: "Was hier passiert, ist eine völlige Neuordnung der Leistungsbewertung." Diese sei aber nur zulässig, wenn die Form dieser Gespräche und auch die Formulare für die Leistungsbewertung in einer Betriebsvereinbarung zwischen dem Management und den Arbeitnehmervertretern festgelegt seien. Weil es aber keine Betriebsvereinbarung gebe, müssen - begehrt die Gewerkschaft in ihrer Klage - die derzeit laufenden Mitarbeitergespräche umgehend eingestellt und die Ergebnisse der bisher erfolgten Leistungsbeurteilungen vernichtet werden.

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