Mit Stein zum wirtschaftlichen Erfolg

Der Steinmetzbetrieb Schubert Stone in Wien.
Ob Mauern, Kamine, Bäder oder Böden: Stein gilt seit jeher als bewährter Baustoff. Der Abbau spielt in Österreich eine untergeordnete Rolle. In der Verarbeitung zählen heimische Steinmetze aber zur Top-Klasse.

Die Erde vor rund vier Milliarden Jahren: ein heißer, glühender Feuerball, der sich im Laufe von Millionen Jahren abkühlt. Magma erstarrt und wird zu Gestein (z. B. Granit). Anderes Gestein wie Sandstein oder Marmor entsteht über Jahrtausende durch Ablagerung und Verdichtung zum Teil unter hohen Temperaturen. Steine gelten neben Holz als die ältesten Baustoffe der Menschheit. "Kalkstein wird seit 11.000 Jahren als Boden verwendet", sagt Steinmetzmeister Thomas Schubert. Schon im alten Ägypten und später im Römischen Reich kam er zum Einsatz, später auch bei der Errichtung von Burgen und Schlössern bis hin zu den Gründerzeithäusern der Jahrhundertwende. Auch wenn seit Jahrzehnten Ziegel und Beton Natursteinen den Rang ablaufen, so erleben sie seit geraumer Zeit weltweit eine Renaissance.

Grund ist der Trend zu zu höherwertigem Wohnen. Egal ob im Innen- oder Außenbereich, es wird wieder mehr Wert auf Ästhetik und gute Materialien gelegt. Hier kommen Österreichs Steinmetze ins Spiel. Während es landesweit nur 15 Abbau-Stätten gibt, können die rund 600 heimischen Steinmetz-Betriebe mit der Verarbeitung (auch von importierter Ware) punkten. "Den Firmen, die eine Nische gefunden haben, geht es gut", sagt Innungsmeister Wolfgang Ecker. Sein Betrieb etwa hat sich auf die Restaurierung denkmalgeschützter Gebäude wie Kirchen, Theater oder das Schloss Schönbrunn spezialisiert. Mit 50 Mitarbeitern macht er rund neun Mio. Euro Umsatz im Jahr. Seit kurzem besitzt Ecker auch die Abbaurechte in St. Margarethen.

Preisdruck

Viele andere Steinmetze aber würden unter dem Preisdruck leiden, der vor allem von Anbietern aus Osteuropa ausgehe, egal ob bei Grabsteinen oder auf dem Bau. "Riesenthema" sei auch der Facharbeitermangel in der Branche. "Wir versuchen das aktiv anzugehen, indem wir die Lehre neu gestaltet haben." Im vierten Lehrjahr werde nun der Schwerpunkt auf die Digitalisierung gelegt. Insgesamt erwirtschaftete die Branche im Vorjahr mit 2700 Mitarbeitern 337 Mio. Euro Umsatz.

Mehr als 7000 Arten von Natursteinen gibt es weltweit. Rund 1000 davon sind im Steinzentrum Schubert Stone im 23. Wiener Gemeindebezirk zu begutachten. Den Vorbehalt des KURIER-Fotografen, Stein sei kalt, hört Geschäftsführer Thomas Schubert oft. Und stellt sogleich klar: "Stein ist nicht kalt, sofern man eine Fußbodenheizung hat. Die hatten schon die alten Römer." Eine Fußbodenheizung legt Schubert den Kunden wärmstens ans Herz, denn Österreicher würden gerne daheim barfuß laufen, während in anderen Ländern Europas indoor gerne (Haus)Schuhe getragen würden.

Auf insgesamt 1600 können Natursteine für den Innen- sowie Außenbereich besichtigt werden. "Ich möchte nicht nur kleine Muster zeigen. Man muss den Stein spüren." Dazu passend hat Schubert auch Parkettmuster im Angebot. Parkett mache zwar nur sieben Prozent seines Umsatzes aus, aber Holzböden hätten in Österreich große Tradition. Und wer beides in seinen Räumlichkeiten haben möchte, sollte darauf achten, dass sie miteinander harmonieren. "Der Wohnzimmerboden muss zuerst geklärt werden", empfiehlt Schubert. Der verwendete Stein sollte sich dann vom Holz unterscheiden, der Kontrast sei wichtig.

Weltweiter Einkauf

Der Steinmetzmeister stieg 1981 in den elterlichen Betrieb ein und wurde 1995 Geschäftsführer, seit 2007 ist er auch Eigentümer. Zwischendurch hat er an der WU den Lehrgang für Werbung und Verkauf abgeschlossen. "Das hat mir geholfen, offen gegenüber dem Welthandel zu sein." Was in diesem Geschäft auch wichtig ist, kauft Schubert doch seine Steine nahezu auf der ganzen Welt ein. Hie und da reist er auch zu den Anbietern. "Ich bin immer auf der Suche nach interessanten Steinen." Kein Stein gleiche dem anderen, sagt der Fachmann, der in den Mustern schon mal optische Vergleiche zu Köpfen oder Hunden zieht.

In der Regel werden in den Steinbrüchen große Stücke in Blöcke von je rund 30 Tonnen herausgeschnitten. In Folge werden sie in weitere, rund ein bis drei Zentimeter dünne Scheiben geschnitten. Werden sie als Böden bestellt, erfolgt das maßgenaue Zuschneiden der einzelnen Platten noch beim Lieferanten. Alle anderen Bestellungen (z. B. Platten für Küche oder Bad) werden erst in Schuberts Werkstatt geliefert, wobei die Platten bis zu 600 Kilo schwer sein können und dann mit Hilfe eines Krans abgeladen werden. "Zu Bruch geht nur selten etwas", sagt Schubert.

Die vom Kunden gewünschten Maße werden danach mit Computer-Unterstützung passgenau herausgefräst. "Mit der Diamantkreissäge dauert das rund eine Minute", so Schubert. Bis zur Elektrifizierung konnte nur Marmor und Kalkstein geschnitten werden, Granit war zu hart. Zuletzt werden die Platten poliert, gebürstet oder geschliffen und dann an die Kunden geliefert.

Die Verlegung wird von Partnerbetrieben durchgeführt. Diese achten laut Schubert auf die richtige Durchmischung. "Natursteine sind einzigartig in der Musterung, der Farbverläufe und Einschlüsse. Je lebhafter ein Boden gemustert ist, umso wichtiger ist es, ihn beim Verlegen zu mischen." Eine besondere Art des Natursteins ist der Technostein. Dabei handelt es sich um einen extrem harten, künstlich hergestellten Stein aus Naturquarz. Dieser braucht wegen seiner Härte nie gepflegt werden, da er besonders robust ist. "Für Natursteine wiederum gibt es spezielle Imprägniermittel, die müssen nur alle paar Jahre aufgetragen werden (siehe Bericht links)." Generell sei Stein weitaus strapazierfähiger als Holz. "Ein Steinboden hält so lange wie das ganze Haus."

Kunden aus ganz Europa

Schuberts Kunden sind zu 95 Prozent Private, die Häuser bauen oder Wohnungen renovieren. Der Großteil komme aus Ostösterreich, es gebe aber auch Kunden aus ganz Europa, manchmal darüber hinaus. So seien bereits fünf Container mit Platten auf die Bahamas versandt worden oder 800 Böden in die Ukraine. Die Lieferung eines Penthouses im ersten Bezirk an einen reichen russischen Kunden habe einen Auftragswert von 900.000 Euro gehabt (ohne Einbau vor Ort).

Im Trend seien derzeit größere, hellgrau oder beige Platten, die Preise seit Jahren stabil oder sogar leicht im sinkend. "Es gibt einfach genug Stein, der Nachschub ist für Jahrhunderte gesichert." Im Vorjahr erwirtschaftete Schubert Stone mit 17 Mitarbeitern 3,7 Millionen Euro.

Mit Stein zum wirtschaftlichen Erfolg
Thomas Schubert, Geschäftsführer der Schubert Stone GmbH, am 13.11.2017 in Wien.

Steine zum Strahlen zu bringen, das ist Leidenschaft und Aufgabe zugleich für Margit Leidinger, Gründerin und Geschäftsführerin der Firma Finalit, ein Mittel zur Reinigung von Steinen und Fliesen.

Ein weltweites Business mit Steinen ist ja nichts Alltägliches, für Margit Leidinger hingegen sehr wohl: Schon ihr Vater war Steinmetz in Oberösterreich und hat sie als Kind häufig zu Steinbrüchen mitgenommen. "Die Begeisterung für Stein ist mir sozusagen in die Wiege gelegt worden", erzählt die Unternehmerin im Gespräch mit dem KURIER.

1997 gründete sie das Unternehmen in Wien, ihre Mitarbeiter veredeln seither Natur- und Kunststeine. Für den Glanz und für die Erhaltung bzw. Konservierung von Steinen sorgen eigene Imprägniermethoden und Spezialreinigungsmittel, die von Finalit hergestellt und mittlerweile in 22 Ländern verkauft werden, darunter auch in China. Die Formeln und Rezepturen sind ein Firmen-Geheimnis. Top Secret sozusagen.

Die Referenzliste von Margit Leidingers Unternehmen lässt einen nur noch staunen, ein Wow-Effekt bleibt zurück. Finalit-Mitarbeiter konservierten die Sphinx in Ägypten, an Palästen in Mekka, im Petersdom in Rom, im British Museum oder im Marina- Bay-Sands-Hotel in Singapur legten sie Hand an. Aber nicht nur Großprojekte gehören zum Tätigkeitsbereich von Finalit, sondern auch das Reinigen und Imprägnieren von Steinböden und Arbeitsflächen in Privat- und Mietshäusern oder Wohnungen, Stiegenhäusern sowie auf Terrassen.

Diana Memorial

Ein Projekt außerhalb Österreichs muss aber noch erwähnt werden: Finalit brachte das Diana Memorial im Londoner Hyde Park wieder zum Leuchten. Dafür wurde Margit Leidinger mit einem Adelstitel geehrt.

"Das Internationale war immer schon mein Thema", sagte die gebürtige Oberösterreicherin. Nach der HTL für Hochbau und dem Studium der Handelswissenschaften ging sie nach Abu Dhabi, wo sie für den französischen Konzern Total Elf arbeitete. Zurück in Österreich war sie daran interessiert, die Spezialprodukte für die Steinbehandlung und Steinpflege, die ihr Vater entwickelte, noch besser zu vermarkten.

25 Mitarbeiter sind für Finalit mittlerweile tätig, zehn davon sind ständig global im Einsatz. Im Herbst dieses Jahres hat das Unternehmen seinen Firmensitz von Wien nach Baden verlegt (Erzherzog Wilhelm Ring 7, 2500 Baden), "weil es verkehrstechnisch gut liegt und wir mehr Platz für unsere Schulungen, die Finalit-Academy haben", erklärt Leidinger den Standortwechsel.

Die Umsätze von Finalit belaufen sich auf 4,5 Millionen Euro, das Unternehmen expandiert. "Unser Alleinstellungsmerkmal ist neben dem Know-how das Angebot unserer Komplettdienstleistungen: Vom Erkennen des Problems und das Anbieten einer adäquaten Lösung bis zur richtigen Behandlung des Steins", betont Leidinger. "Das macht auch die internationale Reputation unseres Unternehmens aus."

"Killer"-Reinigungsmittel

International tätig zu sein bedeutet aber auch, sich auf andere Kulturen, Bedürfnisse und Lebensgewohnheiten einzulassen. "In Europa werden eher matte, seidenglänzende Oberflächen bevorzugt. In den USA und im Nahen Osten sind hochglänzende Steinböden gefragt", erzählt die Unternehmerin und vergisst nicht eine kleine Anekdote zu erwähnen.

Wie unterschiedlich Länder auf Bezeichnungen reagieren, musste sie kürzlich mit einem Reinigungsmittel erfahren. Das Produkt, das in der Beschreibung als "Killer" bezeichnet wird, hat ein drei Wochen langes Warten auf die Freigabe für die Einfuhr in die USA verursacht, weil "Killer" den US-Behörden verdächtig vorkam.

Besondere Erfahrungen hat Leidinger als weibliche Unternehmerin in Saudi-Arabien gemacht. Während der Arbeit am Flughafen von Jeddah sind ihrem Team Diamantscheiben ausgegangen, die es für das Schleifen des Bodens benötigt hat. Sie bestellte neue Scheiben, führte die Verhandlungen, aber es war ihr nicht erlaubt, die Scheiben tatsächlich zu kaufen. "Das hat dann unser arabischer Partner abgewickelt. Es ist also möglich, Verhandlungen zu führen, aber für Vertragsabschlüsse sind die Männer zuständig." Noch.

Die Nachfrage nach Leidingers Dienstleistungen und ihren Produkten steigt von Jahr zu Jahr: "Das massive Investieren in Immobilien seit der Krise 2008 spüren wir sehr deutlich. Es wird viel saniert, davon profitieren meine Unternehmen." Immer wieder kommen neue Geschäftsfelder dazu, hochklassige Hotels oder Luxusgeschäfte – oder wie zuletzt – , die Reinigung der Suiten und Steintische auf den Flusskreuzfahrtschiffen von Viking Tour.

Neue Regierung

Und was erwartet sich die Unternehmerin von einer neuen Regierung in Österreich: " Steuerliche Verbesserung zur Körperschaftssteuer und Senkung der Lohnnebenkosten." Ein weiteres Thema ist für sie auch die Schein-Selbstständigkeit, die oft ein Hindernis darstellt. "Viele wünschen sich auftragsbezogen zu arbeiten und werden dann an der Realisierung der Projekte durch die bestehenden Vorschriften gehindert."

Privat wünscht sich Leidinger "mehr Sicherheit im Alltag". Hier bestehe "dringender Handlungsbedarf".

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