Millionenpleite eines Agrar-Händlers

Zweite Pleite führt zur Unternehmensschließung
Das Unternehmen hat 15,87 Millionen Euro Schulden. Das Finanzamt hat einen Konkursantrag gestellt.

Ein Riesen-Schuldenberg hat die steirische Star Agro Analyse und Handels GmbH mit Sitz in Allerheiligen bei Wildon in die Pleite schlittern lassen. Das Unternehmen hat ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung angemeldet. Zuvor hatte das Finanzamt einen Konkursantrag gestellt. Den Gläubigern werden 20 Prozent Quote geboten. Elf Mitarbeiter und 36 Gläubiger sind laut den Gläubigerschutzverbänden AKV, Creditreform und KSV1870 betroffen. Detail am Rande: Auch gegen das verbundene Unternehmen TBH Agro Chemie GmbH soll es einen Insolvenzantrag geben.

Das Unternehmen um Geschäftsführer Herfried Neumeister hat im Geschäftsjahr 2014/15 rund 34 Millionen Euro umgesetzt und fast eine halbe Millionen Euro Gewinn geschrieben. Im Geschäftsjahr 2015/16 brach der Umsatz auf 22,8 Millionen Euro ein. Zugleich wurde ein Verlust in Höhe von 900.000 Euro eingefahren.

Die Zukunft

"Es wird eine Fortführung des Unternehmens im Rahmen des Insolvenzverfahrens angestrebt, wobei das Unternehmen durch die in den vergangenen Monaten eingeleiteten massiven Restrukturierungsmaßnahmen derzeit operativ gewinnbringend zu führen sein soll", heißt es dazu vom Gläubigerschutzverband AKV. "Eine Entschuldung soll durch den oben angeführten Sanierungsplanvorschlag erfolgen. Ein genauer Vermögensüberblick wird insbesondere auch im Hinblick auf die massive Überschuldung erst zu schaffen sein." Für den Fortbetrieb wurden von dritter Seite 50.000 Euro hinterlegt. Die Gläubigerquote und die Verfahrenskosten sollen aus dem laufenden Betrieb erwirtschaftet werden.

Der Hintergrund

Die Star Agro befasst sich primär mit dem Handel von Parallelimportprodukten von Pflanzenschutzmitteln. Preisunterschiede vor allem innerhalb der EU werden ausgenutzt, um Pflanzenschutzmittel möglichst kostengünstig einzukaufen und mit einem entsprechenden Gewinnaufschlag weiter verkaufen zu können, heißt es weiter. Dazu sind auf die Star Agro als Zulassungsinhaberin mehr als 1000 dazu notwendige Zulassungen vorhanden.

Laut Unternehmensangaben haben im Jahr 2016 "ungünstige wirtschaftliche Rahmenbedingungen in Europa, die Russlandsanktionen und europaweite Frostschäden zur größten wirtschaftlichen Krise der Landwirtschaft in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg geführt und die Zahlungsmoral und Zahlungsfähigkeit in der Branche haben sich eklatant verschlechtert". Namhafte ausländische Kunden sollen selbst in die Insolvenz geschlittert sein.

Im Winter 2015/2016 soll es einen Frostschaden in einem Lager gegeben haben, wodurch Waren im Wert von rund zwei Millionen Euro entsorgt werden mussten. Der Lagerhalter befindet sich mittlerweile auch in Insolvenz. Diese und andere Vorfälle haben zur jetzigen wirtschaftlichen Situation der Antragstellerin geführt. Star Agro ist zahlungsunfähig und überschuldet.

Die Schulden

Die Verbindlichkeiten werden mit 15,869 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 7,8 Millionen Euro auf vier Banken, 2,69 Millionen Euro auf Lieferanten und 2,37 Millionen Euro auf sonstige Schulden. Rund 2,09 Millionen Euro sind beim Finanzamt München offen, weitere 882.000 Euro beim Finanzamt Deutschlandsberg-Leibnitz-Voitsberg. Und 1,9 Millionen Euro entfallen auf Haftungen. Bei der Gebietskrankenkasse steht Star Agro mit 17.348 Euro in der Kreide.

Das Vermögen

Die Aktiva werden mit 1,926 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 1,278 Millionen Euro auf das Warenlager, 639.400 Euro auf offenen Forderungen gegen Kunden und 5500 Euro auf die Geschäftseinrichtung und 2100 Euro auf Fahrzeuge.

Die Eigentümer

Die Star Agro gehört der AGRIA BeteiligungsgmbH. Diese gehört laut Firmencompass wiederum der deutschen LC3B GmbH (Anteil: 1,9994 Prozent), der Mensch & Management BuB Beteiligungs und Beratungs GmbH (Anteil: 6,027 Prozent), der Neumeister Holding GmbH (Anteil: 25,9743 Prozent), der OGET Innovations GmbH (Anteil: 62,9996 Prozent) und Schrotter Siegmund (Anteil: 2,9997 Prozent).

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