Millionen-Pleite eines Luxus-Autohändlers

Millionen-Pleite eines Luxus-Autohändlers
Die zwei Pleite-Firmen handeln mit Maseratis, Ferraris und Lotus, die Schulden betragen 10,3 Millionen Euro.

Die Firma Schuster Premium GmbH mit Sitz Zipf, Oberösterreich, ist offenbar mit vollem Karacho in die Pleite geschlittert. Der Betrieb, der Kraftfahrzeuge der Luxus-Marken Maserati und Ferrari handelt und repariert, hat am Landesgericht Wels ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Das Verfahren ist laut Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform am Mittwochvormittag auch eröffnet worden. Sieben Mitarbeiter sind laut KSV1870 betroffen.

Die Mutterfirma der Schuster Premium GmbH ist die Schuster Sports & Classiccars GmbH am Stammsitz in Zipf. Über diese Gesellschaft wurde am Mittwochnachmittag laut Creditreform ebenfalls ein Sanierungsverfahren eröffnet. Die Schulden werden mit 3,897 Millionen Euro beziffert. Das Mutterunternehmen, das zuletzt nur noch eine Holding-Funktion hatte, soll aber fortgeführt werden. Das Unternehmen ist laut Firmen-Hompage offizieller Lotus-Händler. Es soll vor allem Liegenschaften besitzen. Unterm Strich macht das insgesamt rund 10,276 Millionen Euro Schulden. Doch die Insolvenzen-Ursachen klingen zum Teil sehr eigenartig beziehungsweise sind zumindest sehr fragwürdig.

Projekt Vösendorf

Das Unternehmen Schuster Premium wurde 2012 gegründet. Die Premiummarken Maserati und Ferrari sollen Jürgen Schuster, dem Geschäftsführer von Schuster Premium, in Aussicht gestellt haben, dass er auch für den Raum Wien Werkstätten-Verträge und Handelsverträge für diese Marken erhalte, sollte dieser in Vösendorf bei Wien Fahrzeuge an- und verkaufen, wird im Insolvenzantrag behauptet. „Der Geschäftsführer hat auf diese Aussichten vertraut und eine Liegenschaft in Vösendorf ankauft, und darauf ein Autohaus samt Schauraum entsprechend dem Anforderungsprofil der Marken Maserati und Ferrari errichtet“.

Vier Millionen Euro investiert?

Weiters soll Schuster versucht haben, alle Auflagen der Luxusmarken zu erfüllen, was „ein hohes Investment“ voraussetzte. Insgesamt sollen vier Millionen Euro in das Projekt gebuttert worden sein, obwohl die Verträge ja nur "in Aussicht gestellt" worden sind. Das löst in der heimischen Autohandels-Branche jedenfalls viel Kopfschütteln aus. Diese unorthodoxe Vorgangsweise der Geschäftsführung werden auch die Insolvenzverwalter genau prüfen müssen. In der Regel sollten vor bei solchen Investments bereits die entsprechenden Verträge vorliegen.

Ausweichstelle Mistelbach?

Zwischenzeitig wurde von der Schuster Premium GmbH in Mistelbach, NÖ, ein Autohaus angemietet, welches für die Übergangszeit bzw. bis zur Fertigstellung des Umbaus der Liegenschaft in Vösendorf als wichtiges Bindeglied zwischen des neuen sowie des bereits bestehenden Standortes in Zipf dienen sollte. Die Kosten auch dieses Standortes sollen erheblich gewesen sein.

Zugleich wurden neue Mitarbeiter eingestellt. Das Personal wurde entsprechend der Ausbildungskriterien von Maserati und Ferrari geschult, heißt es im Antrag weiter. Auch waren Adaptierungsarbeiten im Schauraum sowie in der Werkstätte erforderlich. All diese Bemühungen sollen auf den neuen Standort Vösendorf ausgerichtet worden. „Im Zuge des Lagerabverkaufes sowie der notwendigen Reduzierung der monatlichen Aufwendungen und der mangelnden Liquidität wurde der Standort in Mistelbach Ende 2015 geschlossen“, teilt das Unternehmen mit.

Auf Verträge gedrängt

Schuster Premium soll dann darauf gedrängt haben, „dass die in Aussicht gestellten Verträge nunmehr schriftlich abgeschlossen werden“. Dabei soll dem Unternehmen mitgeteilt worden sein, dass es sich noch mit einem Wiener Händler einigen müsste, dann stünde einer weiteren Kooperation am Standort Vösendorf nichts mehr im Wege, wird im Antrag behauptet.

Nachdem der Um- bzw. Neubau am Standort in Vösendorf bereits fortgeschritten war, hat der Schuster-Premium-Geschäftsführer angeblich „durch Zufall in Erfahrung gebracht, dass beide Luxusmarken auch mit anderen Händlern und Anbietern Vertragsverhandlungen geführten haben bzw. führten“. Demnach sollen dann sowohl Maserati als auch Ferrari anderen Unternehmen Werkstätten- und Händlerverträge gegeben haben.

Pappas und Gohm

Fakt ist: Die Salzburger Autohändler-Gruppe Pappas ( Mercedes) hat einen Vertrag mit Maserati abgeschlossen, der deutsche Ferrari-Händler Alfred Gohm GmbH übernimmt nun auch den Ferrari-Handel in Österreich.

Bank stellte Kredit fällig

Das Autohaus in Vösendorf konnte nicht fertiggestellt werden, weil ein zusätzlicher Kostenaufwand in Höhe von 400.000 Euro nicht mehr finanziert werden konnte. Jürgen Schuster verkaufte 50 Prozent der Geschäftsanteile seiner zweiten Firma Schuster Sport & Classiccars GmbH an die Wolfgang Fabian Beteiligungs GmbH. Dieser Deal soll der Schuster Sport & Classiccars laut Insolvenzantrag rund eine Million Euro eingebracht haben. Da aber Schusters Anteile als Sicherheiten für einen Kreditrahmen an eine Bank verpfändet waren, musste er nun persönlich Haftungen für diese Schulden übernehmen. In weiterer Folge stellte aber die Bank, die zu einem namhaften deutschen Autokonzern gehört, den Kontokorrentrahmen in Höhe von zwei Millionen Euro fällig.

Fahrzeuge abverkauft

Der Versuch, eine Umfinanzierung durch eine andere Bank zu bekommen, schlug zwar fehl, aber durch den Abverkauf von vorhandenen Fahrzeugen konnte der Kredit bis auf 250.000 Euro zurückbezahlt werden. Durch die Rückführung des Kredites war es aber dem Unternehmen nicht mehr möglich, „interessante gebrauchte Fahrzeug anzukaufen oder beim Kauf von Neufahrzeugen Eintausch-Fahrzeuge zurückzunehmen“.

„Ein tatsächlicher Fahrzeughandel war sohin nicht mehr möglich“, heißt es dazu im Insolvenzantrag. Selbst Darlehen einer Privatstiftung (600.000 Euro) und private Haftungen (200.000 Euro) konnten die Lage nicht mehr verbessern.

Vermögen und Schulden

Die Passiva werden mit 6,379 Millionen Euro beziffert. Wie hoch das tatsächliche Vermögen ist ist unklar. Bekannt ist nur, dass das Anlagevermögen einen Buchwert in Höhe von 442.000 Euro und das Umlaufvermögen einen Buchwert in Höhe von 5,985 Millionen Euro hat.

Royal Trade GmbH

Die Schusters hat aber bereits im Jänner 2015 ein neues Unternehmen gegründet. Die Royal Trade GmbH gehört Jürgen Schusters Frau Klaudia, beide sind aber als Geschäftsführer eingetragen. Die Gesellschaft hat 814.000 Euro Verbindlichkeiten und 146.000 Euro Eigenkapital. Der operative Gewinn zum Stichtag 31. März 2016 beträgt rund 84.000 Euro.

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