Millionen-Pleite einer Reisebüro-Kette

Urlaubs-Destination Sharm el Sheik, Ägypten
Das Unternehmen hat rund 3,2 Millionen Euro Schulden angehäuft. Inhaber ist Obmann des Branchenverbands Österreichischer Verein für Touristik ÖTV. Die Hintergründe.

Investitionen im Zusammenhang mit der Erweiterung des Geschäftsbereichs und der Erschließung neues Geschäftsfelder sowie Umsatzeinbußen bei den von Terror bedrohten Destinationen Türkei und Ägypten haben die World of Travel Reisebüro GmbH um Harald Pree in die Insolvenz schlittern lassen. Am Mittwoch wurde am Landesgericht St. Pölten aufgrund eines Eigenantrages ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet.

Laut Creditreform hat die Kette mit Sitz in St. Valentin zehn Filialen in Linz, Leonding, Gallneukirchen, Steyr, Asten, Neuhofen an der Krems, Ansfelden, Wels und Marchtrenk, und rund 3,2 Millionen Euro Schulden angehäuft. 37 Gläubiger, darunter diverse Reiseveranstalter, sind betroffen.

46 Mitarbeiter sind laut den Gläubigerschutzverbänden Creditreform und KSV1870 von der Pleite betroffen. Die Gehälter für April wurden noch bezahlt. Detail am Rande: Inhaber Harald Pree ist auch Obmann des Branchenverbands Österreichischer Verein für Touristik ÖTV. Pree ist auch Geschäftsführe der WOT Marketing GmbH, die bereits am 3. Mai in die Insolvenz geschlittert ist. Zur World auf Travel gehört auch die solvente Connect Reiseservice GmbH.

Deutlicher Hinweis in der Bilanz

Schon in der Bilanz zum Stichtag 31. August 2016, die am 6. Dezember 2016 beim Firmenbuchgericht eingereicht wurde, wird auf die finanziellen Problem hingeweisen: "Durch die politische Entwicklung in der Türkei und der Terroranschläge in Europa und Ägypten konnten die prognostizierten Umsätze nicht erreicht werden und somit auch die geplanten Bonifikationen bei den Reiseveranstaltern (Overriding) nicht erreicht werden. Die Kosten konnten nicht entsprechend rasch angepasst werden und wurde daher im Geschäftsjahr ein sehr schlechtes Ergebnis erwirtschaftet. Im Sommer wurde auf Wunsch der Banken eine externe Fortführungsprognose erstellt deren Planzahlen derzeit erfüllt werden. Die Liquidität ist sehr angespannt und durch Vertragsumstellungen bei den großen Reiseanbietern wird die Situation weiter verschärft. Falls keine Änderung der derzeitigen Veträge bei den großen Reiseanbietern gelingt bzw. zusätzliche Liquidität bereit gestellt wird, wird sich die bereits angespannte Liquiditätssituation weiter verschärfen und droht Insolvenz durch Zahlungsunfähigkeit, obwohl die Planzahlen der Fortführungsprognose erreicht werden."

In der Bilanz 2015/16 werden die Verbindlichkeiten mit 5,693 Millionen Euro ausgewiesen, das negative Eigenkapital mit 1,862 Millionen Euro. Laut Creditreform setzte World of Travel im Geschäftsjahr 2015 mit 53 Mitarbeitern rund 20,798 Millionen Euro um.

Fortführung geplant

Vor der Insolvenz wurden bereits Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet, doch die Lieferanten mussten mittlerweile per Vorauskasse und Direktinkasso bezahlt werden. Das verschlechterte die Lage. Bis kurz vor der Insolvenz sollen mit den Hausbanken Gespräche geführt worden sein - offensichtlich ohne Erfolg.

"Das Unternehmen soll fortgeführt werden. Damit sind auch die bisherigen Buchungen und Reisenden gesichert", sagt Creditreform-Experte Gerhard Weinhofer zum KURIER. "Den Gläubigern wird eine Quote von 20 Prozent zahlbar innerhalb von zwei Jahren angeboten." Als Insolvenzverwalterin wurde die renommierte Sanierungsexpertin Ulla Reisch bestellt.

Für die nächsten 90 Tage wird ein Finanzerungsplan vorgelegt. Bei einer Liquidation bzw. Schließung des Unternehmens würde nur eine geringe Quote erreicht werden, jedenfalls geringer als die angebotenen 20 Prozent, teilt das Unternehmen mit. Dem Vernehmen nach könnte die eine oder andere Filialen aber geschlossen werden.

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