Millionen-Pleite einer namhaften Kaffee-Rösterei

Kaffeerösterei wurde 1929 gegründet.
Die Helmut Sachers Kaffee GmbH hat ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Der Grund ist ein Großauftrag, der die Firma überfordert hat.

"Egal ob im noblen Stadt-Café oder im kleinem Stammlokal um die Ecke, täglich schwören heimische und internationale Gastronomen und deren anspruchsvolle Gäste auf Helmut Sachers Kaffee – hergestellt aus einer kleinen, dunklen Bohne, die für so viele der Inbegriff von Güte und Erquickung ist", heißt es auf der Homepage Helmut Sachers Kaffee GmbH. "Unser Kaffeesortiment für die Spitzengastronomie umfasst klassische Röstungen auf höchstem Qualitätsniveau – gemahlen und in der ganzen Bohne."

Die Firma wurde 1929 gegründet, jetzt ist sie in eine massive Bredouille geschlittert. Über ihr Vermögen wurde laut AKV am Landesgericht Wiener Neustadt ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet wurde. Das Unternehmen firmierte früher unter Bezeichnung "Helmut Sachers, Kaffee-import-Großrösterei-Großhandel, Wien GmbH und gehört offenbar seit Juli 2013 zu 100 Prozent der Sawe Holding GmbH mit Sitz in Innsbruck (siehe Firmengeschichte unten). Eigentümer ist Tamara Vogl, Geschäftsführer ist Hannes Schlögl. Vogl ist auch Geschäftsführerin der Innsbrucker Supersport Sponsoring GmbH, die am 7. November 2016 in den Konkurs geschlittert ist. Der Helmut Sachers Kaffee GmbH gehört auch die HS Trading GmbH. Sie ist nicht insolvent.

Das sagt der Firmenchef

„Der Grund ist, dass wir für eine deutsche Rösterei einen Großauftrag übernommen haben, welcher unsere Kapazitäten überforderte“, teilt Schlögl dem KURIER mit. „Wir wurden von diesen Personen permanent unter Druck gesetzt, unter anderem mit der Androhung auf Schadenersatzzahlungen.“ Es sei leider sein Fehler gewesen, fügt er hinzu, für die deutsche Rösterei eine Handelsmarke zu entwickeln: „Deshalb habe ich am vergangenen Freitag beschlossen, das Sanierungsverfahren mit Fremdverwaltung zu beantragen.“ Die insolvente Helmut Sachers Kaffee GmbH mit Sitz in Oeynhausen bei Wien soll aber fortgeführt werden. „Sie arbeitet profitabel“, behauptet Schlögl.

Indes betreibt Schlögl auch das Hofgarten Café & Restaurant am Rennweg in Innsbruck, das am 2. Juni nach einer Modernisierung wieder aufsperrt. Siehe auch www.tagnacht.at/hofgarten/events/

Hohe Schulden

Zurück zur Helmut Sachers. Das unternehmen hat seinen Firmensitz am Wieder Gürtel in Wien-Wieden doch die Betriebsstätte befindet sich in der Sachers Straße 7 in Oeynhausen, südlich von Wien.

"Bei der Schuldnerin handelt es sich um eine berühmte Kaffeerösterei und einen Lebensmittelhandel mit Kaffee", heißt es dazu vom AKV. "Das Insolvenzverfahren wurde am Landesgericht Wiener Neustadt eröffnet. Die Gründe für das Abgleiten in die nunmehrige Insolvenz sowie die aktuellen Vermögensverhältnisse müssen im Zuge des Verfahrens erst überprüft werden." Laut Creditreform beschäftigte das Unternehmen zuletzt zirka 26 Mitarbeiter. Der Umsatz wurde mit 5,2 Millionen Euro beziffert.

Laut Firmencompass betrugen die Verbindlichkeiten im Geschäftsjahr 2014/15 exakt 2,991 Millionen Euro, im Geschäftsjahr 2015/16 (Stichtag: 30. Juni) 2,679 Millionen Euro. Das Unternehmen hat zwei Hauptbankverbindungen.

Der Fahrplan

Den Gläubigern wird folgender Sanierungsplan angeboten: Die Gläubiger erhalten eine Quote von 20 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren. Zum Masseverwalter wurde der renommierte Sanierungsanwalt Michael Lentsch von der Kanzlei Kosch & Partner bestellt. Am 25. Juli 2017 ist Tagsatzung anberaumt.

Die Firmengeschichte ( laut Homepage):

1929 Am Naschmarkt Wien lernt Helmut Sachers Vater das Rösten von Kaffee in einem Lebensmittelhandel.

1956 Es war die Zeit der Operetten. "Rose von Stambul" und Türken gaben den Denkanstoß: Stambulia wird als Markenname geboren.

1970 Helmut Sachers und seine Frau Inge kaufen das kleine Geschäft seines Vaters. Zwei Säcke Rohkaffee pro Woche werden verarbeitet. Täglich nachmittags frisch geröstet, elegiert mit einer fußbetriebenen Sortiermaschine, am nächsten Vormittag in Papiersäcke verpackt und an die wenigen Kaffee- und Gasthäuser geliefert.

1972 erwirbt Helmut Sachers die Kaffeefirma Arian-Kaffee. In der Folgekommen noch viele kleinere Firmen dazu: Campos, Burkert, Sombrero, Peru, Morenita, Angola, Stemhoff, Werner, Veith.

1983 Helmut Sachers Kaffee beteiligt sich erstmals an einer Auslandsmesse in Hamburg. Von diesem Zeitpunkt nimmt das Unternehmen an regelmäßig an internationalen Messen teil. Die USA und Kanada werden zu starken Exportmärkten. Der wichtigste bleibt selbstverständlich Deutschland. Heute beschickt Helmut Sachers Kaffee rund 25 bis 30 Messen und Ausstellungen im In- und Ausland: von Berlin bis Mailand, von Köln bis Tokyo, von Frankfurt bis San Francisco, Düsseldorf bis New York, Hannover bis St. Petersburg, Hamburg bis Paris. Insgesamt bedient das Unternehmen heute zirka 25 Auslandsmärkte. Wiener Kaffee ist auf der ganzen Welt Synonym für besten Kaffee.

1988 Das Unternehmen übersiedelt nach starker Expansion vor die Tore Wiens nach Oeynhausen im Süden Wiens.

1991 Die Produktionsstätte wird um eine weitere Lagerhalle und eine zweite Büro-Etage erweitert. Der Umsatz wurde verdreifacht. Der Exportanteil beträgt mittlerweile 20 Prozent. In Österreich bedient Helmut Sachers Kaffee rund 4000 Kunden. Aus zwei Sack Rohkaffee pro Woche wurden rund 450 Tonnen im Jahr.

2013 Nach vielen erfolgreichen Jahren im Kaffeegeschäft zieht sich Helmut Sachers aus dem Unternehmen zurück und verkauft die traditionsreiche Rösterei an die Immoga Beteiligungs GmbH. Die Geschäfte führt von diesem Zeitpunkt an der Tiroler Gastronom Hannes Schlögl.

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