Millionen-Pleite einer Dachdeckerfirma

Eien ganz besondere Insolvenz
Wegen Erkrankung des Chefs sollen Mitarbeiter das Unternehmern verlassen haben.

In den vergangenen Tagen häufen sich Pleiten, bei denen die Insolvenzursache mit der Abwesenheit des Chefs begründet wird. So auch bei der Firma H&S Dach GmbH mit Sitz in Langenstein, Oberösterreich. Das Unternehmen hat laut Claudia Arthofer vom KSV1870 und laut Gerhard Weinhofer von Creditreform einen Antrag auf Eröffnung eines Konkursverfahrens gestellt. Das Dachdecker- und Spenglerunternehmen wurde erst 2013 gegründet. Nur noch 17 Mitarbeiter wurden zuletzt beschäftigt. Die Schulden werden mit rund 1,2 Millionen Euro beziffert. Der Betrieb ist schon geschlossen.

Mitarbeiter gingen von Bord

„Die Löhne konnten nicht mehr bezahlt werden und sind teilweise seit Juni 2016 offen“, heißt es im Konkursantrag. „Einige Dienstnehmer haben daher bereits Klagen eingebracht und es sind Zahlungsbefehle ergangen.“ Nachsatz: „Das Unternehmen musste durch die berechtigten vorzeitigen Austritte der meisten Dienstnehmer faktisch schon im Oktober 2016 geschlossen werden. Die Gewerbeberechtigungen werden in den nächsten Tagen zurückgelegt.“

Der gewerberechtliche Geschäftsführer Hubert Sonnberger hatte ab März 2016 schwerwiegende gesundheitliche Probleme und musste immer wieder im Krankenhaus behandelt werden. Fakt ist: Er konnte lange nicht arbeiten. „Dadurch konnten die Baustellen von ihm nicht mehr betreut und überwacht werden. Die 'cheflosen' Dienstnehmer haben teilweise die Arbeiten nicht mehr ordnungsgemäß durchgeführt oder überhaupt die Arbeit niedergelegt und sind zu anderen Firmen abgewandert“, heißt es weiter. "Auch konnten ohne die Daten von der Baustelle und ohne Fertigstellung die Baustellen nicht mehr abrechnen werden, wodurch Verzögerungen beim Geldfluss und Ausfälle eingetreten sind.“

Die Auftragslage war im Frühjahr 2016 sehr gut, das Unternehmen wäre bis Frühjahr 2017 mit Aufträgen ausgebucht gewesen. Durch den gesundheitsbedingten Ausfall des Geschäftsführers „war die ordnungsgemäße Abwicklung dieser Aufträge nicht möglich, es ist zu Rückständen bei der Gebietskrankenkasse und beim Finanzamt gekommen.“ Ab Sommer konnten die Dienstnehmer nicht mehr bezahlt werden und es war unklar, ob der Geschäftsführer überhaupt wieder arbeitsfähig wird.

Klagen eingebracht

„Der Eintritt der Zahlungsunfähigkeit war damit nur eine Frage der Zeit und durch den unklaren gesundheitlichen Zustand für die Schuldnerin unabwendbar“, heißt es weiter. „Es wurden bereits einige Mahnklagen von Lieferanten und ehemaligen Dienstnehmern eingebracht, teilweise sind auch schon Exekutionen eingelangt.“ Nachsatz: „Gläubiger der H&S Dach GmbH haben diverse Maschinen gepfändet.“

Mietverträge

„Es besteht ein aufrechtes Mietverhältnis mit der Hubert Sonnberger KG betreffend die Betriebsliegenschaft und das darauf befindliche Geschäftsgebäude“, heißt es weiter. Der Fuhrpark ist zum Teil von der Hubert Sonnberger KG geleast und die mehrere Maschinen sind von der KG angemietet. „Sämtliche Versicherungen für die Autos und die Betriebsliegenschaft laufen auf die Hubert Sonnberger KG, Telefon, Strom usw. wurden im Rahmen der Betriebskosten abgerechnet und laufen ebenfalls auf die Hubert Sonnberger KG.“ Nachsatz: „Als Folge der gesundheitlichen Problematik wurden zuletzt die offenen Forderungen nicht mehr gegenüber der Schuldnerin abgerechnet; das wird in den nächsten Wochen nachgeholt.“

Die Hausbank verfügt über eine Generalzession, die Kundenforderungen sind an sie verpfändet. Bei der Hausbank haftet ein Kontokorrentkredit in Höhe von rund 447.800 Euro aus. Insgesamt geht es um 1,2 Millionen Euro Schulden.

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