Millionen-Pleite einer Beratungsfirma

Weitere Pleite in der Neumeister-Gruppe
Unternehmen hat 5,1 Millionen Euro Schulden, türkischer Großkonzern zahlte Beratungsleistungen nicht. Geschäftsführer ist ein Ex-A-Tec-Vorstand.

Eigentlich gilt die Unternehmensberatungsbranche als ziemlich krisensicher. Mehr noch: Diese Branche verdient oft gerade erst dann besonders gut, wenn Firmen Probleme haben. Nun ist aber das Wiener Beratungsunternehmen Thomson Advisors GmbH in die Insolvenz geschlittert. Das bestätigen die Gläubigerschutzverbände AKV und Creditreform dem KURIER. Den Gläubigern soll ein Sanierungsplan mit 20 Prozent Quote angeboten werden. Mitarbeiter hat das Unternehmen offenbar keine mehr.

Das Unternehmen hat 5,1 Millionen Euro Schulden. Die Gesellschaft gehört mehrheitlich (zu 70 Prozent) der internationalen Burj Thomson Asia Group mit Sitz in Singapur, den Rest hält das österreichische Unternehmen J.E. Loidold GmbH um Christian Schmidt, ein früherer Vorstand der später insolventen A-Tec-Industries um Mirko Kovats. Schmidt ist auch Geschäftsführer von Thomson Advisors.

Bei Projekt ausgetrickst?

„Der unternehmerische Schwerpunkt der Österreich-Tochter liegt unter anderem in der Strukturierung von Finanzierungen für öffentliche Infrastrukturprojekte und in Unternehmensumstrukturierungen und in der M&A Transaktionen, sprich Übernahmen und Zusammenschlüssen, in Ost- und Südeuropa und in der Türkei“, heißt es dazu. „Die Ursachen für in die nunmehrige Insolvenz liegen nach Angaben der Firma darin, dass ein Großauftrag, der im Zusammenhang mit der größten privaten Industriegruppe der Türkei stand, letztlich nicht finalisiert werden konnte.“

Der Hintergrund

So war die Wiener Beratungsfirma im Jahr 2013 und auch die ersten sechs Monate 2014 ausschließlich mit dem Türkei-Projekt befasst, und war im Juli 2014 dabei, eine Finanzierungslösung in Milliarden-Höhe für diese türkische Industriegruppe und für einige verbundene Unternehmen zu finalisieren. So wurde nicht nur eine Due Diligence, also eine rechtliche und wirtschaftliche Prüfung, durchgeführt, sondern auch mit europäischen Finanzinstituten und möglichen Investoren verhandelt.

So soll vereinbart worden sein, dass Thomson Österreich die Leistungen an die Singapur-Mutter fakturiert und diese von den Türken ein Erfolgshonorar und eine Abschlagszahlung für Aufwendungen erhält. Doch der Industriegruppe C. soll im Juli 2014 vorgegeben worden sein, die Finanzierung mit anderen Beratern und über eine staatliche Bank abzuwickeln. Damit wurde aber laut Insolvenzantrag der Exklusiv-Vertrag klar gebrochen.

Nichts bezahlt

„Keine der Rechnungen, die Burj Thomson Asia Group legte, sind jemals von der türkischen Gruppe bezahlt worden“, heißt es weiter. Auch keinerlei Entschädigung soll von der türkischen Gruppe geflossen sein. In der Folge zahlte auch Burj Thomson Asia Group keine Rechnungen der Österreich-Tochter, die Liquiditätsprobleme bekam. Diese konnten nur durch Zuschüsse des Gesellschafters J.E. Loidold GmbH ausgeglichen werden.

Verschleierte Einschüchterung?

Im dritten Quartal 2014 holte sich die Beratungsgruppe bei internationalen Anwälten Rat, mit dem Ziel, im Rahmen eines Verfahrens die zustehenden Honorare bezahlt zu bekommen.

„Die Wahrscheinlichkeit internationale Gerichtsurteile in der Türkei durchsetzen zu können, hat sich durch die politische Entwicklung in der Türkei in den vergangenen Monaten extrem verschlechtert“, heißt es im Antrag. „Dies durch den Umstand, dass die türkische Regierung türkische Unternehmen vor etwaigen Ansprüchen ausländischer Unternehmen, die vor lokalen Gerichten durchgesetzt werden sollen, durch die Rotation von Richtern und Staatsanwälten schützt – und durch die verschleierte Einschüchterung der Anwälte, die für ausländische Unternehmen eintreten.“ Daher wurden in der Türkei schlussendlich keine rechtlichen Schritte unternommen.

Schulden und Vermögen

Die Aktiva werden mit lediglich 11.000 Euro beziffert, dabei handelt es sich um Büromöbel, die EDV und ein Auto. Die offenen Forderungen gegen ausländische Unternehmen wurden mittlerweile als uneinbringlich ausgebucht. Die Höhe der angeblichen Forderung wird im Insolvenzantrag nicht erwähnt.

Die Schulden werden rund 5,1 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 3,296 Millionen Euro auf ein Darlehen des österreichischen Gesellschafters J.E. Loidold GmbH und 530.000 Euro auf ein weiteres Darlehen. Außerdem sind je 400.000 Euro bei der Finanz und dem Vermieter (samt Umbau) offen; weitere 248.800 Euro Gehaltszahlungen fordert der Geschäftsführer, 82.000 Euro der Wirtschaftsprüfer, 54.000 Euro ein Anwalt und 51.400 Euro ein weiterer Darlehensgeber.

Kommentare