Migrationsforscher: "Brauchen mehr Mobilität, nicht weniger"

Klaus Zimmermann, Univ.Princeton/Univ. Bonn
Klaus Zimmermann: Kontroverse Thesen zu Migration und Wohlstand bei der "Weis[s]en Wirtschaft".

"Wir brauchen in Europa mehr Mobilität, nicht weniger", sagte Klaus Zimmermann (zur persönlichen Webseite), einer der renommiertesten deutschen Migrationsforscher, am Donnerstag. Er plädiert für "zirkuläre Migration". Wenn Bedarf an Arbeit da ist, sollen die Menschen kommen – und wenn nicht, wieder gehen. Von Krisenländern wie Spanien oder Griechenland würde viel Druck genommen, wenn arbeitslose Menschen ihr Glück im EU-Ausland versuchen.

Ex-DIW-Chef polarisiert

Mauern und geschlossene Grenzen seien das falsche Konzept, um der Zuwanderung Herr zu werden. Das hätten auch die USA erlebt. Seit die Grenze im Süden faktisch geschlossen wurde, seien mehr Mexikaner da als je zuvor. Die Logik dahinter: Wird das freie Kommen und Gehen behindert, bleiben die Menschen auf Dauer, weil sie nicht sicher sind, ob sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder kommen könnten.

Der frühere Chef des Forschungsflaggschiffs DIW Berlin ist jetzt Professor an der Universität Princeton (USA) – in Wien lieferte er kontroversielle Inputs für eine Debatte des Think-tanks "Weis[s]e Wirtschaft". Zuwanderung sei generell positiv für die Wirtschaft, sagte Zimmermann. Auch die aktuellen Flüchtlingsströme würden Europas Arbeitsmärkte "kaum beeinflussen".

Ausgangslage anders

Ulrich Schuh vom Institut Eco Austria sieht das differenzierter: "Ja, mehr Menschen bedeuten mehr Wertschöpfung. Aber bringen sie mehr Wohlstand für jeden Einzelnen? Das ist nicht so eindeutig." Deutschland sei in einer anderen Lage als Österreich: "Wir hatten schon vor der Flüchtlingswelle 70.000 Zuwanderer netto pro Jahr, vor allem aus Osteuropa und Ost-Deutschland." Deshalb sei die Arbeitslosigkeit hoch wie nie.

Einigkeit herrschte, dass Integration möglichst rasch beginnen sollte. "Die Menschen sind sehr lange in der Asylwerbephase, diese Zeit wird nicht produktiv genutzt", sagte AMS-Wien-Chefin Petra Draxl. Gemeinnützige Arbeit sei für die Teilnehmer zwar sehr positiv, da gebe es aber "viel Streit um eine kleine Zahl". So wurden in Wien trotz großer Anstrengungen nur 200 Personen untergebracht.

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