Masdar City: Das arabische Güssing

Masdar City: Das arabische Güssing
Masdar City. Solare Kühlung, Abfalltrennung: Umweltminister Berlakovich wirbt in der Wüste für Umwelttechnologie aus Österreich.

Die Finanzkrise hat den Zeitplan kräftig durcheinandergewirbelt. Langfristig hält Abu Dhabi aber an seinem Ziel fest: Mitten in der Wüste will das Emirat eine ökologische Vorzeigestadt für 50.000 Menschen aus dem Boden stampfen. Viel ist noch nicht zu sehen an diesem heißen Frühlingstag in der Wüste. Die Sonne brennt vom Himmel, trotzdem weht in den wenigen Gebäudefluchten der neuen Stadt ein angenehmer Luftzug. Hervorgerufen wird dieser durch einen Windturm, zehn Meter hoch, der Windstöße in Bodennähe lenkt und kühlt.

Der Windturm ist derzeit das Wahrzeichen von Masdar City. Auf der arabischen Halbinsel, knapp 50 Minuten von Abu Dhabi City entfernt, baut der Golfstaat an seiner Version der heimischen Öko-Vorzeigestadt Güssing.

Umweltminister Nikolaus Berlakovich hat sich aufgemacht, um mit Sultan Al Jaber den Geschäftsführer der Masdar City zu treffen. „Abu Dhabi will auch in der Zukunft eine führende Rolle in der Energieversorgung spielen. Weil Öl zur Neige geht, wollen wir uns nun auf Wind und Solar konzentrieren“, erklärt Al Jaber die Idee dahinter.

15 Milliarden Dollar will der Wüstenstaat in das gesamte Masdar-Projekt stecken: Eine Universität wurde gegründet, weltweit beteiligt man sich an Windkraftwerken, Fonds für nachhaltige Investitionen wurden geschaffen, aber auch ein Pilotprojekt für die umstrittene Verpressung von CO2 in den Boden, genannt Carbon Capture.

Herzstück soll Masdar City werden, erklärt Marketingdirektor Khalid Hadi. Weil aber auch die Arabischen Emirate von der Wirtschaftskrise getroffen wurden, schwächelt das Projekt. Nun soll die erste Bauphase 2017 abgeschlossen sein. Fertig ist bereits Universität samt Campus, dahinter drehen sich die Kräne für die 3500 Mitarbeiter starke Siemens-Niederlassung. Bei den Gebäuden achte man auf ausreichend Schattenwurf, Fenster würden mit Folienverkleidung am Aufheizen gehindert, auf den Dächern sind Solarpaneele. Hadi: „So können wir den Kühlungs- und Wasserbedarf um 50 Prozent senken.“ 90 Firmen sollen sich bald ansiedeln.

Nikolaus Berlakovich verwies bei einem Lokalaugenschein auf Österreichs Bemühungen beim Thema Energieautarkie: „In Masdar City sieht man, dass auch andere Länder an entsprechenden Projekten arbeiten, wobei Österreich viel Know-how einbringen kann.“ Mit seinem Hinweis auf solare Kühlmodelle aus Österreich sei er auf großes Interesse gestoßen.

Die österreichische IuT-Gruppe ist im Land bereits präsent: Wo bisher Müll oft unsortiert in die Wüste gekippt wird, betreibt Geschäftsführer Reinhard Göschl eine Müllsortierungsanlage. Mit einer Biogas-Anlage will er nun die Wertschöpfung erhöhen und hofft auf eine Masdar-Beteiligung am 50-Mio.-Euro-Investment. Und auch der Abfallentsorger Saubermacher darf sich gute Chancen auf einen Auftrag aus den Emiraten ausrechnen.

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