Großrazzia: Automaten in großem Stil manipuliert

Bei einer Großrazzia wurden deutsche Spielhallen kontrolliert.
Die deutsche Novomatic-Tochter Löwen Entertainment könnte zu den Geschädigten gehören.

Die deutsche Polizei hat Ende Jänner eine Großrazzia in der Glücksspielbranche durchgeführt. Eine Bande aus dem nördlichen Bundesland Schleswig-Holstein soll in großem Stil die Software von Spielautomaten manipuliert und Geräteaufstellern bei der Steuerhinterziehung geholfen haben. Laut einem Medienbericht ist auch die deutsche Novomatic-Tochter Löwen Entertainment betroffen.

Geschädigte Firmen noch nicht offiziell

Die zuständige Kieler Staatsanwaltschaft hat sich bisher keine Namen zu geschädigten Firmen genannt. In der Pressemitteilung vom 29. Jänner war lediglich von einem "namhaften Spielautomatenhersteller" die Rede. Zu laufenden Ermittlungen gebe es keine genaueren Auskünfte, sagte eine Behördensprecherin am Mittwoch zur APA.

Die Wirtschaftswoche schreibt, dass Löwen-Entertainment betroffen sei. Die Novomatic-Tochter hat in Deutschland einen Marktanteil von 45 Prozent bei den Glücksspielgeräteherstellern.

Novomatic selbst verwies am Mittwoch auf APA-Anfrage auf die alte Pressemitteilung von Löwen Entertainment. Darin äußerte sich das Unternehmen allerdings nicht zur genauen Anzahl betroffener Geräte. "Geldgewinnspielgeräte der Löwen-Gruppe mit dem aktuellen Softwarestand bzw. -update sind von derartigen Manipulationsversuchen nicht betroffen."

Großrazzia mit 650 Beamten

An der Razzia waren 650 Beamte beteiligt. Sie haben in neun deutschen Bundesländern zeitgleich 114 Spielhallen sowie Wohn- und Geschäftsräumlichkeiten durchsucht. Neben zwei scharfen Schusswaffen wurden zahlreiche Speichermedien mit Manipulationssoftware beschlagnahmt.

Einer der Hauptverdächtigen wurde auf Antrag der Staatsanwaltschaft in Haft genommen.

Die Bande soll in ganz Deutschland über ein Netz an Kunden aus dem Bereich der Automatenaufsteller sowie Spielhallenbetreiber verfügen, die die illegale Software zu ihrem Vorteil genutzt haben sollen.

Illegale Software soll Steuerbetrug ermöglichen

"Diese Software ist zum einen in der Lage, das Auszahlungsverhalten von Spielautomaten zum Nachteil der Spieler zu verändern. Sie ist auch in der Lage, die Betriebsergebnisse der Geräte nach unten zu manipulieren, wodurch die Steuerpflicht des Spielautomatenaufstellers gegenüber dem Fiskus verringert wird", erklärten die Ermittler. Die Software soll unter anderem aus Russland kommen.

Löwen Entertainment betonte, mit dem Landeskriminalamt Schleswig-Holstein zusammengearbeitet zu haben. "Die Löwen-Gruppe begrüßt das konsequente Vorgehen der Behörden und wird auch in Zukunft die Ermittlungsbehörden vollumfänglich in ihrem Kampf gegen gesetzwidrige Manipulationen unterstützen."

Strengere Regeln in Deutschland

Novomatic hat es derzeit in Deutschland - neben Großbritannien der wichtigste Markt des Konzerns - nicht leicht. Aufgrund strengerer Glücksspielregeln ab 2017/18 - etwa einem Verbot der umstrittenen Automatiktaste und geringeren Spieleinsätzen - dürfte der Automatenmarkt um bis zu 40 Prozent schrumpfen, wie Konzernchef Harald Neumann vergangene Woche sagte. Von rund 250.000 Glücksspielgeräten in Deutschland stammen 140.000 von Novomatic.

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