Lufthansa hat Angebot für Teile von Alitalia abgegeben

Das Konzept sieht eine "NewAlitalia" vor. Die Lufthansa ist an den globalen und europäischen Verbindungen der Fluglinie interessiert.

Nach Air Berlin will die AUA-Mutter Lufthansa nun auch Teile der insolventen Alitalia erwerben. Lufthansa habe ein Angebot für Teile des weltweiten Netzverkehrs und für Direktverbindungen in Europa abgegeben, teilte Deutschlands größte Fluggesellschaft am Montag in Frankfurt mit. Das Konzept sehe eine neu aufgestellte Alitalia "NewAlitalia" mit nachhaltigen wirtschaftliche Perspektiven vor.

Über die Details sei mit den Sonderverwaltern von Alitalia Stillschweigen vereinbart worden.

Nach einem Bericht des "Corriere della Sera" will Lufthansa 500 Mio. Euro bieten. Der Plan enthalte zudem den Abbau von rund 6.000 Arbeitsplätzen sowie die Streichung von Kurz- und Mittelstreckenflügen, schrieb das italienische Blatt unter Berufung auf mehrere mit der Situation vertraute Personen.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte nach der angekündigten Übernahme von großen Teilen der insolventen Air Berlin vergangene Woche bereits Interesse an einer "neu aufgestellten Alitalia" bekundet, nicht aber an dem Unternehmen im derzeitigen Zustand.

Regierung gegen Zerschlagung

Die Regierung in Rom will eine Zerschlagung der Alitalia zwar verhindern - genau wie starke Einschnitte im Personal. Allerdings scheint fraglich, ob es überhaupt jemanden gibt, der Alitalia als Ganzes übernehmen würde - die Fluggesellschaft gilt als unsanierbar. Der Billigflieger Ryanair hatte Ende September sein Interesse zurückgezogen.

Bis es zu einer endgültigen Entscheidung über die Zukunft der seit Jahren in der Krise steckenden Airline kommt, dürfte es ohnehin noch dauern. Am Freitag hatte die Regierung in Rom die Frist für den endgültigen Abschluss des Verkaufsprozesses verschoben: Ende April 2018 soll alles unter Dach und Fach sein. Mit einer Verlängerung der Laufzeit des Brückenkredits von November dieses Jahres auf September 2018 und 300 Mio. Euro zusätzlich soll die Linie in der Luft gehalten werden.

Spekuliert wird, dass eine endgültige Entscheidung über die Zukunft der Airline so lange hinausgezögert wird - und der Staat die Linie so lange am Leben hält -, bis Italien ein neues Parlament wählt. Derzeit wird der 4. März als möglicher Wahltermin gehandelt.

Staatskredit bald fällig

Anfang Mai hatte der Staat der Fluglinie für sechs Monate einen Kredit von etwa 600 Mio. Euro zugestanden, nachdem die ehemalige Staatslinie Insolvenz angemeldet hatte. Dieser Kredit wäre bis November zahlungsfällig gewesen. Bis dahin sollte auch der Verkauf entschieden sein.

Verkehrsminister Graziano Delrio hatte bekräftigt, dass die Regierung mehr Zeit für die Prüfung der Angebote haben wolle, weil Alitalia nicht "verscherbelt" werden solle. Alitalia hielt sich in den vergangenen Jahren wie Air Berlin nur mit Geldspritzen der arabischen Etihad in der Luft. Das Unternehmen hat mehr als 11.000 Mitarbeiter.

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