Lufthansa-Chef teilt an die Politik aus

Lufthansa-Chef teilt an die Politik aus
Turbulente Hauptversammlung der AUA-Mutter. Jetzt wird auch noch der Start des Flughafens Berlin verschoben.

Wir drehen mit aller Kraft an einem großen Rad, trotzdem bleibt nur eine hauchdünne Marge als Ergebnis", verteidigte Lufthansa-Chef Christoph Franz sein radikales Sparprogramm. Eine operative Marge von 3,4 Prozent sei zu wenig, um im Wettbewerb zu bestehen und die notwendige Flottenenerneuerung zu finanzieren.

Vor den Aktionären fuhr Franz mit massiver Kritik an "falschen politischen Vorgaben" auf. Diese würden die Lufthansa alleine 2012 mit rund 700 Millionen Euro belasten – "die bräuchten wir dringend für unsere Investitionen in eine moderne und umweltfreundliche Flotte". Derzeit sind 168 neue Flugzeuge zum Listenpreis von 17 Milliarden Euro bestellt.

Die im Vorjahr in Deutschland und Österreich eingeführte Luftverkehrssteuer kostete den Konzern im Vorjahr 361 Millionen Euro. Der europäische Alleingang beim Emissionshandel werde sich mit 100 Millionen Euro zu Buche schlagen. Die Verzögerung des einheitlichen europäischen Luftraums (Single European Sky) berechnet Franz mit 165 Millionen Euro Mehrkosten und das Nachtflugverbot belaste mit 40 Millionen Euro.

Der Lufthansa-Chef musste allerdings selbst einige Kritik von Aktionären einstecken. Er mache sich "sehr große Sorgen. Und das, was Sie uns hier vorstellen, hat uns nicht gerade beruhigt", sagte der Anwalt Marc Tüngler, Sprecher der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. "Sie maulen über die Konkurrenz etwa einer Emirates. Sagen Sie uns lieber, was Sie denen entgegensetzen".

Der Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, Axel Zühlke, ersuchte, bei der defizitären AUA denselben Maßstab anzulegen wie bei der Tochter BMI, die kürzlich verkauft wurde: "Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende". Franz bezeichnete den Betriebsübergang der AUA-Bord-Mitarbeiter auf die billigere Tochter Tyrolean als "schmerzhaft", dies gebe aber allen Mitarbeitern eine Perspektive, "in absehbarer Zeit schwarze Zahlen schreiben zu können".

Chaos in Berlin

Mitten in die Hauptversammlung platzte die nächste Hiobsbotschaft. Die für 3. Juni geplante Eröffnung des neuen Großflughafens Berlin-Brandenburg wird neuerlich verschoben – jetzt auf August. Grund der Verzögerung des 2,5 Milliarden Euro teuren und auf 27 Millionen Passagiere ausgelegten Airports sind Probleme beim Brandschutz. Die Politik ist überrascht, die Planer sind ratlos. Lufthansa und Air Berlin wollten ihre Berlin-Flüge kräftig aufstocken. Hoffentlich kein schlechtes Omen für die Eröffnung des Skylink am 5. Juni am Flughafen Wien.

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