Lohnschere klafft in Österreich besonders weit auseinander

Eurostat hat erneut die Lohngerechtigkeit unter die Lupe genommen
Vorletzter in Europa. Wirtschaftskammer hält Statistiken für nicht aussagekräftig.

Die Lohnschere ist in Österreich besonders weit geöffnet: Nur ein einziges Land in Europa, nämlich Estland, schneidet schlechter ab. Laut den am Freitag veröffentlichten Daten von Eurostat schließt sich der Gender Pay Gap hierzulande zwar kontinuierlich, aber nur ganz langsam und betrug 2014 22,9 Prozent (nach 23 Prozent im Jahr davor). Der EU-Durchschnitt belief sich auf 16,1 Prozent.

Sieger Slowenien

Über 20 Prozent Differenz gibt es außer in Österreich und in Estland noch in Tschechien (22,1 Prozent), Deutschland (21,6 Prozent) und der Slowakei (21,1 Prozent). Positive Spitzenreiter sind Slowenien (2,9 Prozent) und Malta (4,5 Prozent). Auch in Italien ist die Lohngerechtigkeit mit 6,5 Prozent vergleichsweise hoch.

Die jüngsten Daten zum Jahr 2014 wurden von Eurostat am Freitag online veröffentlicht, bei manchen davon handelt es sich um vorläufige Zahlen. Vom krisengeschüttelten Griechenland wurden außerdem seit 2010 keine Daten mehr übermittelt. Auch aus Irland gibt es keine Werte für die Jahre 2013 und 2014. Verglichen wird der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft.

Kritik von der Wirtschaftskammer

Die Wirtschaftskammer hält die Statistiken zur Lohnschere für "nicht aussagekräftig". Statistisch zeige sich, dass Länder mit geringer Frauenerwerbsbeteiligung wie Italien und Malta einen geringen Einkommensunterschied ausweisen, weil dort vor allem qualifizierte Frauen am Arbeitsmarkt Fuß fassen, hieß es in einer Aussendung.

OECD-Analysen würden zudem zeigen, dass ein Großteil des Einkommensunterschieds auf objektive Faktoren wie Berufswahl, Karriereunterbrechungen, früherer Pensionsantritt und Teilzeit zurückzuführen ist, erklärte Rolf Gleißner, stellvertretender Leiter der sozialpolitischen Abteilung in der WKO. Um verbleibende Differenzen zu verändern, brauche es die "richtigen Hebel", angefangen von der Ausbildungswahl bis hin zu ausreichenden Kinderbetreuungsangeboten, so Gleißner.

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