Scheidung auf „elektrisch“

Österreicher wechseln Partner häufiger als Stromanbieter.

Wohlige Wärme, gedämpftes Licht, anregende Musik aus der Stereoanlage – bei einem gelungenen romantischen Abend zu zweit geben bisweilen auch die Energieversorger entsprechend diskrete Schützenhilfe. In solchen Momenten denken zwar die wenigsten an ihre Strom- und Gasrechnung. Energieregulator Walter Boltz versucht trotzdem einen pikanten Vergleich zu ziehen: „Die Österreicher wechseln ihren Partner häufiger als den Stromanbieter.“

Im Durchschnitt hätten die Österreicher laut einer Umfrage des Kondomherstellers Durex in ihrem Leben knapp zehn Partnerwechsel. Dies bedeute, dass sie durchschnittlich alle acht Jahre ihren Liebespartner wechseln. „Ihrem Stromversorger bleiben sie aber treu“, sagt E-Control-Vorstand Boltz. In den vergangenen zehn Jahren hätten gerade einmal rund zehn Prozent der Haushalte ihren Stromlieferanten gewechselt.

Boltz glaubt dennoch, dass das Thema Anbieterwechsel im neuen Jahr Schwung aufnehmen könnte. Vor allem wegen des Preisarguments: „Sowohl bei Strom als auch bei Gas sind bei einem Lieferantenwechsel derzeit die höchsten Einsparungen seit drei Jahren möglich.“ Ein Blick auf den Tarifkalkulator der E-Control (http://tarifkalkulator.e-control.at) zeigt, dass sich ein durchschnittlicher Wiener Haushalt bis zu 380 Euro pro Jahr sparen könnte.

Boltz glaubt zudem, dass die Dynamik am heimischen Energiemarkt zunehmen werde. Die E-Control hat zuletzt an einigen Stellschrauben gedreht, sodass die Eintrittsbarrieren in den heimischen Energiemarkt für ausländische Unternehmen deutlich geringer geworden sind. Im Gasbereich bieten bereits zwei deutsche Versorger (Goldgas, Montana) ihre Dienste an – und bringen mit günstigen Konditionen tatsächlich frischen Wind in die Branche. „Ich schätze, dass 2013 noch zwei, drei weitere folgen werden“, sagt Boltz.

Rascher Wechsel

Durch eine neue, zentrale Online-Plattform werde zudem der Anbieterwechsel im neuen Jahr innerhalb von drei Wochen möglich sein. Das bringe administrative Erleichterung für die alternativen Anbieter. Die alt eingesessenen Lieferanten aber haben mit der Plattform so ihre Not. Denn die Umstellung ihrer EDV-Systeme sei zeitraubend und kostspielig, betonen sie. Bis alles klappe, werde noch einige Zeit vergehen. Boltz hofft dennoch, dass bald branchenfremde Player – Handelsketten, Banken, Telekom-Unternehmen – in den Markt drängen. Einige hätten bereits bei der E-Control angeklopft und Interesse bekundet

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