Legal, aber unfair: Enorme Summen auf Steueroasen

Legal, aber unfair: Enorme Summen auf Steueroasen
US-Konzerne schleusen gigantische Beträge am Fiskus vorbei.

1,6 Billionen Dollar, umgerechnet 1,5 Billionen Euro: Diese enorme Summe schleusen US-Konzerne laut einer Studie der Entwicklungsorganisation Oxfam am Fiskus vorbei. Der jüngsten Untersuchung zufolge haben allein die 50 größten US-Konzerne diesen Geldberg 2015 mit Hilfe eines Netzwerks von 1751 Tochterfirmen und Zweigniederlassungen in Steueroasen verschoben. Der Anstieg zum Jahr davor machte 200 Milliarden Dollar aus. Das entspricht in etwa der Wirtschaftsleistung Kanadas eines ganzen Jahres.

Illegal ist das keineswegs. Oxfam betont, dass sich die US-Riesen mit diesen Strategien im legalen Rahmen bewegen. Die Analyse zeige jedoch, dass das Steuersystem ermögliche, dass sich Konzerne um ihren fairen Beitrag zum Gemeinwohl drücken. Statt des gesetzlich vorgeschriebenen Steuersatzes in den USA von 35 Prozent hätten die untersuchten Konzerne dank verschiedener Schlupflöcher im Durchschnitt nur 25,9 Prozent gezahlt. Andere Analysen kommen zu noch niedrigeren Werten. Zum Vergleich: In Österreich macht die Unternehmenssteuer (Körperschaftssteuer) 25 Prozent aus.

Lobbying

Laut Oxfam bemühen sich die Konzerne zunehmend um politische Einflussnahme. In den Jahren 2009 bis 2015 hätten die untersuchten 50 Konzerne 2,5 Milliarden Dollar für Lobbyingarbeit in Richtung der US-Regierung ausgegeben. 325 Millionen Dollar davon seien für Steuerfragen aufgewendet worden. Das Problem sei aber nicht auf die USA beschränkt. Tobias Hauschild, Steuerexperte bei Oxfam, dazu: "Bei internationalen Konzernen ist Steuervermeidung mittlerweile Volkssport."

Donald Trump ist unter anderem auch deshalb zum Präsidenten gewählt worden, weil er eine große Steuerreform versprochen hat. Das dürfte das System noch ungerechter machen, meint man bei Oxfam. Statt Großkonzerne in die Pflicht zu nehmen, würden diese zu Lasten der Unter- und Mittelschicht noch weiter begünstigt. Die Organisation fordert, Unternehmen weltweit zu mehr Steuertransparenz zu verpflichten und mit Sanktionen gegen Steueroasen den "ruinösen Wettlauf um Niedrigsteuergesetze" aufzuhalten.

Als Steueroasen definiert die Studie sogenannte Offshore-Finanzzentren, die Unternehmen mit niedrigen oder gar keinen Steuern anlocken und die auch durch mangelnde Kooperation beim internationalen Kampf gegen Steuervermeidung auffallen.

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