Lebensstandard bleibt hinter Wirtschaftswachstum zurück

Menschen in der Wüste mit Scheibtruhe
Einkommenswachstum allein reicht laut einer aktuellen Studie nicht aus, damit alle Menschen in der Gesellschaft Zugang zu sanitären Einrichtungen und sauberer Energie bekommen.

In Entwicklungsländern steigen zwar die durchschnittlichen Einkommen, der Lebensstandard der ärmsten Menschen etwa in Form von Zugang zu sanitären Einrichtungen und sauberer Energie kann damit aber nicht mithalten. Das zeigt eine Studie des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien, die im Fachjournal "Environmental Research Letters" veröffentlicht wurde.

Die UNO-Ziele für nachhaltige Entwicklung sehen bis 2030 einen Zugang zu sauberer Energie, Wasser und sanitären Einrichtungen für alle Menschen vor. Der Zugang zu solch grundlegenden Dingen des Alltags verbessert sich zwar grundsätzlich mit steigenden Einkommen - dies aber nicht einheitlich und nicht so schnell wie die Wirtschaft wächst, zeigt die Studie von IIASA-Forschern um Narasimha Rao. Er hat sich dafür angesehen, wie sich der Zugang zu sauberer Energie in den vergangenen Jahrzehnten im Vergleich etwa zu Wasser, Sanitäreinrichtungen sowie dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) entwickelt hat.

"Frauen tragen die Hauptlast für Gesundheitsrisiken"

"Es zeigte sich, dass das Einkommenswachstum allein nicht ausreicht, damit alle Menschen in der Gesellschaft Zugang zum Nötigsten erhalten", erklärt Rao in einer Aussendung. Zudem fanden die Forscher heraus, dass die Versorgung mit sauberer Kochenergie und sanitären Einrichtungen hinter jener mit Elektrizität und Wasser hinterherhinkt.

Dies habe starken Einfluss auf die ärmsten Mitglieder der Gesellschaft, insbesondere auf Frauen. "Frauen tragen die Hauptlast für Gesundheitsrisiken, die durch das Kochen mit festen Brennstoffen und durch mangelnde Sanitärversorgung entstehen", erklärte Mitautorin Shonali Pachauri.

Insbesondere afrikanische Länder südlich der Sahara gefordert

In der Studie zeigte sich, dass in der Vergangenheit eine Elektrifizierungsrate von 80 Prozent relativ schnell erreicht wurde, es aber viel länger dauern kann, bis tatsächlich alle Menschen eines Landes Zugang zu Strom haben. So hätten die meisten Länder, die die Elektrifizierung vor 1970 vorangetrieben haben, 19 bis 27 Jahre gebraucht, um den Zugang zu Strom von 20 auf 80 Prozent der Einwohner zu erhöhen. Für eine Vollversorgung hat es dann aber noch weitere 20 bis 40 Jahre gedauert.

Es gebe allerdings Staaten wie Vietnam oder Thailand, die erst nach 1970 mit der Elektrifizierung des Landes begonnen und diese Vollversorgung schneller erreicht haben. Die beiden Ländern hätten nur 15 Jahre benötigt, um 80 Prozent der Bevölkerung Zugang zu Strom zu ermöglichen und weitere 11 bis 20 Jahre, um eine vollständige Elektrifizierung zu erreichen. Für Pachauri gibt dies "Raum für Optimismus".

Um die Nachhaltigkeits-Ziele der Vereinten Nationen wie geplant bis 2030 zu erreichen, müssten insbesondere die afrikanischen Länder südlich der Sahara eine im Vergleich zur bisherigen Entwicklung in der Region beispiellose Verbesserung der Situation erreichen, heißt es in der Aussendung.

Die gesamte Studie ist hier abrufbar

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