Lauda bekommt seine Airline Niki zurück

Niki Lauda
Überraschende Wendung im Ringen um insolvente Fluglinie. Einstimmiger Beschluss im österreichischen Gläubigerausschuss. Betriebsrat: Lauda hat nachgebessert. Flugbetrieb wird Ende März aufgenommen.

Überraschende Wendung im Ringen um die Zukunft der insolventen Airline Niki: Im dritten Anlauf kommt nun offenbar doch Airlinegründer Niki Lauda zum Zug. Dies teilten die beiden Insolvenzverwalter Ulla Reisch und Lucas F. Flöther am Dienstag in der Früh in einer gemeinsamen Aussendung mit.

Der Flugbetrieb soll Ende März wieder aufgenommen werden.

Einstimmig

"Aus einem transparenten Bieterprozess ist heute in den frühen Morgenstunden die Laudamotion GmbH als Bestbieter hervorgegangen", schrieben Reisch und Flöther in einer der APA übermittelten Aussendung. "Der österreichische Gläubigerausschuss hat sich einstimmig für das Angebot der Laudamotion GmbH ausgesprochen. Es wird von einer kurzfristigen insolvenzrechtlichen Genehmigung der Transaktion in Österreich und in Deutschland ausgegangen."

Der Gläubigerausschuss der insolventen Air-Berlin-Tochter hatte seit dem frühen Montagnachmittag in Wien über den Verkauf der Airline beraten. Die Kaufinteressenten hatten bis Freitagabend eine zweite Chance, Angebote für Niki einzureichen. Eine Entscheidung sollte noch am Montag fallen, doch verzögerten sich die Beratungen bis Dienstagfrüh.

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Betriebsrat: Lauda hat nachgebessert

Nach Angaben von Niki-Betriebsratschef Stefan Tankovits hat Airlinegründer Niki Lauda sein Angebot nachgebessert, zumindest was die Mitarbeiter betrifft. Er habe sich zum Standort bekannt, Gesprächsbereitschaft über einen Kollektivvertrag signalisiert sowie erklärt, dass alle rund 1.000 Beschäftigten ein Angebot erhalten werden, sagte Tankovits Dienstagfrüh im Ö1-Morgenjournal.

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Apa

Der Kauf beinhalte auch die Finanzierung der Gehälter bis zur Wiederaufnahme des Flugbetriebs, erklärte Tankovits. Zwischen 1. und 12. Jänner werden die Gehälter vom Insolvenzentgeltfonds getragen. Laut Tankovits haben bisher 50 bis 100 Flugbegleiter Niki verlassen, sehr viele der rund 220 Piloten seien derzeit in Auswahlverfahren und hätten Angebote von anderen Fluggesellschaften.

Start als Laudamotion

Lauda wird die gegroundete NIKI unter der Marke Laudamotion starten, dem Namen seiner Ende 2015 vom Investor Ronny Pecik übernommenen Bedarfsfluggesellschaft. Die Rückgabe von 15 Airbus-Flugzeugen von der Lufthansa ist bereits ausverhandelt. Ebenso die Auslastung der Maschinen, wie Lauda im Interview mit dem Sonntags-KURIER bereits berichtete. Der Reiseveranstalter Thomas Cook, der sein Partner bei der Übernahme ist, sowie weitere Reiseveranstalter haben in Vorgesprächen bereits Charterketten vereinbart.

Offener Brief an Niki-Mitarbeiter

Airline-Gründer Lauda hatte eigenen Angaben zufolge gemeinsam mit dem Reiseveranstalter Thomas Cook und dessen Fluggesellschaft Condor geboten. In der Vorwoche hatte er in einem offenen Brief für sich Stimmung gemacht. Darin machte er allen Niki-Mitarbeitern ein "Job-Angebot" und betonte, dass die Flugzeuge für den Neustart ebenso wie die Operations "bereits gesichert" seien.

Seine Firma Laudamotion habe die Betriebsbewilligung und könne daher die Start- und Landerechte (Slots) übernehmen. "Niki wird im März 2018 als österreichischer Carrier mit Headquarter und Hub in Wien und Fokus auf den österreichischen Markt wieder aufleben", versprach Lauda. "Falls mein Anbot das überzeugendste sein sollte, werden wir gemeinsam wieder Schwung in die Bude und den österreichischen und europäischen Luftverkehr bringen!"

Vertrag mit Vueling war bereits ausverhandelt

Ende Dezember hatte der deutsche Insolvenzverwalter Flöther in dem in Berlin angelaufenen Niki-Insolvenzverfahren bereits einen Kaufvertrag mit der britisch-spanischen Airlinegruppe IAG/Vueling ausverhandelt. Mitte Jänner wurde allerdings auch in Österreich Konkurs über Niki eröffnet. Das Bieterverfahren wurde nun durch die österreichische Insolvenzverwalterin wiederholt.

Lauda hatte scharfe Kritik an den beiden in Deutschland durchgeführten Insolvenzverfahren geübt. So warf er den Insolvenzverwaltern Frank Kebekus (Air Berlin) und Flöther (Niki) vor, seine Angebote abgelehnt beziehungsweise ignoriert zu haben.

Die International Airline Group (IAG) bzw. deren Billigflugtochter Vueling hatte vergangene Woche auf ihr unverändertes Interesse zur Übernahme wesentlicher Niki-Teile verwiesen, allerdings auch auf eine umgehende Entscheidung gedrängt. Ansonsten würde das Kaufangebot zurückgezogen.

Interesse an Niki-Teilen hatte vor einigen Tagen auch der Billigflieger Ryanair geäußert. Die irische Billig-Airline hatte am Freitag das höchste Angebot abgegeben. Wurden in der Verhandlungsnacht aber von Lauda überflügelt.

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