Längere Asylverfahren bremsen AMS-Kompetenz-Check
Aufgrund längerer Asylverfahren sind heuer bisher weniger Flüchtlinge-Kompetenz-Checks als geplant durchgeführt worden. Zu Jahresbeginn budgetierte das AMS für 2016 rund 13.500 Kompetenz-Checks um 12,5 Mio. Euro. Bis Mitte September haben österreichweit 4.459 Personen, davon 3.297 in Wien, eine Ausbildungsüberprüfung gemacht oder nehmen gerade daran teil, hieß es aus dem AMS zur APA.
Mehrwöchiger Kurs
In den fünfwöchigen Kursen des Kompetenz-Checks überprüfen private Bildungsträger für das Arbeitsmarktservice die Ausbildung, Berufserfahrung und das Deutsch-Niveau der anerkannten Flüchtlinge. Außerdem gibt es Einheiten zu Berufsinteressen und Motivation, Bewerbungen und Lebenslauf sowie Werte und Regeln in Österreich. Jeder Asyl- oder subsidiär Schutzberechtigte wird, sofern die Qualifikation unklar ist, vom AMS zu einem Kompetenz-Check geschickt.
Die Ausbildungsüberprüfungen werden vom AMS in allen Bundesländern angeboten, der Großteil davon wird in Wien durchgeführt. Da ein erheblicher Teil der 2015 nach Österreich gekommenen Flüchtlinge bis jetzt noch nicht beim AMS angekommen ist, hat das Arbeitsmarktservice für 2017 noch keine Prognose, wie viele Kompetenz-Checks notwendig sind. Ende August lag die Zahl der arbeitslosen Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigten bei 25.819 Personen.
Die erste Daten zur Qualifikation der Flüchtlinge aus dem AMS-Pilotprojekt Kompetenz-Check von Ende August bis Mitte Dezember 2015 mit 451 Männern und 447 Frauen hatten zu einer großen medialen Diskussion geführt. Der AMS-Chef Johannes Kopf betonte damals, dass der Kompetenz-Check keine Studie, sondern ein Projekt zur beruflichen Integration Asylberechtigter sei.
"Fit für den Beruf und fit für Österreich machen"
Das Wiener Weiterbildungsinstitut Murad & Murad hat vom AMS für den Zeitraum April 2016 bis Mai 2017 einen Auftrag für 1.860 Kompetenz-Checks erhalten. "Wir wollen die anerkannten Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigen fit für den Beruf und fit für Österreich machen", sagte "Murad & Murad"-Gesellschafter, Christian Lang, zur APA. Der Kompetenz-Check würde einen "ersten Überblick" über die Qualifikation und Potenziale der Flüchtlinge liefern und als Ergebnisbericht dem AMS rückgemeldet.
Qualifikation wird praktisch überprüft
Nachdem es in den Krisenregionen Syrien, Irak und Afghanistan keine Lehrausbildung und damit Berufsabschlüsse wie in Österreich gebe, werde die Qualifikation auch praktisch überprüft, erklärte Lang. Das Berufsinteresse der Flüchtlinge reicht von Gastgewerbe, IT, Krankenpflege bis Tourismus, hieß es bei einem Kompetenz-Check-Lokalaugenschein. Arbeitgeber würden gute Deutschkenntnisse verlangen, sagte ein Flüchtling, der seit 19 Monaten in Österreich ist, zur APA. Deshalb müsse er noch sein Deutsch verbessern.
Jobs an Flüchtlinge zu vermitteln, ist keine leichte Aufgabe. Das österreichische Start-up "Refugeeswork.at" hat seine Online-Arbeitsvermittlungsplattform als Betaversion im Frühjahr gestartet."In den letzten beiden Monaten waren es 30 Job-Vermittlungen nur über die Plattform", sagte "Refugeeswork.at"-Gründer Dominik Beron im APA-Gespräch. Insgesamt habe man schon mehr Flüchtlinge vermittelt, auch abseits der Plattform, und Interviews sowie Bewerbungen habe es viele mehr gegeben.
"Refugeeswork.at" will in den nächsten drei Monaten mindestens 100 Vermittlungen schaffen. Auf der Plattform sind aktuell 4.000 Flüchtlinge und rund 300 Unternehmen registriert. "Durch die Vermittlungen haben wir sehr viel gelernt, an welchen Stellen wir mehr unterstützen oder unsere Plattform verbessern müssen", so Beron.
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