Kurse fallen trotz Berlusconi-Rückzug

12.11. Silvio Berlusconi tritt zurück.
Für neue Schulden muss Italien nun Rekordzinsen von sieben Prozent zahlen. An diesem Punkt mussten andere Euroländer schon gerettet werden.

Den Börse-Analysten und den Anlegern ist eines rasch klar geworden: Der Abgang von Silvio Berlusconi löst nicht die Finanzprobleme Italiens. Die positive Reaktion der Börsen war daher nur von sehr kurzer Dauer.

Vor allem bei den Anleihen ist die Lage mittlerweile dramatisch. Erstmals seit Einführung des Euro muss Italien den Investoren für eine zehnjährige Anleihe mehr als sieben Prozent Zinsen zahlen, am Nachmittag lag die Rendite dann bereits bei 7,5 Prozent. "Wir stürzen in den Abgrund", lautet der knappe Kommentar von Emma Marcegaglia, Präsidentin des Unternehmerverbandes Confindustria.

Kritischer Wert

Sieben Prozent gilt an den Finanzmärkten als kritischer Wert. Griechenland, Irland und Portugal mussten unter den Euro-Rettungsschirm flüchten, als sie den Anlegern mehr als sieben Prozent für ihre Anleihen zahlen mussten. Finanzexperten bezweifeln, dass ein Land solch hohe Zinsen mittelfristig verkraften kann.

Es geht die Angst um, dass die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone abstürzen könnte. Die Staatsverschuldung Italiens beträgt rund zwei Billionen Euro.

Das war auch an den Börsenkursen ablesbar. So fiel der Leitindex in Mailand um 3,8 Prozent. Vor allem die Aktien der Banken kamen unter Druck. UniCredit verlor 6,8 Prozent. Für Intesa Sanpaolo gab es ein Minus von 4,3 Prozent. Keine der im Leitindex gelisteten Aktien war im Plus. Auch in Frankfurt und Wien ging es bergab. Schließlich ist Italien ja auch ein wichtiger Handelspartner. Der Euro verlor gegenüber dem Dollar um rund zwei Prozent und fiel unter 1,36 Dollar. Verschärft wird die Lage durch düstere Konjunkturaussichten. Das Institut für Wirtschaftsforschung in München (ifo) geht für die nächsten sechs Monate von einer Eintrübung der Konjunktur im Euro-Raum aus.

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