KTM bleibt Standort Österreich treu

KTM bleibt Standort Österreich treu
Konzernchef Pierer setzt große Hoffnungen in Finanzminister Schelling.

70.469 verkaufte Motorräder im ersten Halbjahr, um knapp 28 Prozent mehr als im Zeitraum des Vorjahres. Damit ist der oberösterreichische Motorradhersteller KTM die Nummer Eins in Europa. Marke, Innovation und Globalisierung nennt Chef Stefan Pierer als die drei Kriterien seines Erfolgs. „Heuer verkaufen wir erstmals mehr als 50 Prozent außerhalb Europas, sagte er als Gast beim Business Lunch der Raiffeisen Bank International (RBI). „Die Exportquote beträgt 98 Prozent.“ Gastgeber und RBI-Boss Karl Sevelda bewundert Pierer, „wie er den Konzern aus der Krise geführt hat“.

Damals, 2009, musste sogar das Land Oberösterreich mit einer Haftung über 33 Millionen Euro für das Mattighofner Aushängeschild rettend einspringen. Schnee von gestern. Mit Hilfe des indischen Partners Bajaj, der knapp die Hälfte der Anteile hält, gelang es vor allem in Asien Gas zu geben. Für Pierer ist Baja die „Creme der indischen Industriefamilien“; sie hat auch die Revolution der Ghandis finanziert, erzählt Pierer. Bajaj habe „höchste Zuverlässigkeit und Vertragstreue“, das sage man Indern üblicherweise nicht nach. „Mit Bajaj ist es uns gelungen, erfolgreich gegen die japanischen Hersteller anzutreten.“

KTM bleibt Standort Österreich treu
Business Lunch mit Karl Sevelda, Martina Salomon, Stefan Pierer und Peter Lennkh
Trotz des großen Wachstums fernab von Österreich bleibt Pierer seinem Heimatland als Produktionsstandort treu. „Wir haben hier Rahmenbedingungen, die in Europa vorne dabei sind.“ Als Beispiel nennt er die „ausgezeichnete Körperschaftssteuer. Ich hoffe, der neue Finanzminister bleibt dabei.“ Für Pierer ist Hans Jörg Schelling die letzte und größte Hoffnung. Denn als Mann aus der Wirtschaft (er war unächst Chef von Kika/Leiner und später Lutz, Anm.) habe er Bezug zur realen Wirtschaftswelt. „Der fehlt Politikern oft.“ Weiterer Vorteil: Schelling ist nicht auf das politische System angewiesen.

Kaputte Börse

Zwei zusätzliche Wünsche an Neo-Minister Schelling hat Pierer: Eine Steuerreform, die die Arbeitskosten entlastet. „Die hohe Besteuerung ist der größte Hemmschuh für eine erfolgreiche Zukunft.“ Kapital werde zu gering besteuert, über Vermögenssteuern könne man diskutieren. Und er wünscht sich von Schelling eine aktive Kapitalmarktpolitik. „In den letzten Jahren wurde die Börse kaputt gemacht. Jeder Aktienbesitzer gilt als Spekulant, die Unternehmen werden mit sinnlosen Vorschriften gequält. Es ist einfach traurig.“

Wenig Verständnis hat Pierer mit den Sanktionen gegen Russland, auch wenn das Land kein wichtiger Markt für Motorräder sei. „Aus europäischer Sicht wurde völlig falsch reagiert. Man hat es eskalieren lassen.“ In Deutschland würden sich schon jetzt gravierende Auswirkungen bemerkbar machen. Die RBI bekommt die Ukraine-Krise laut Sevelda in erhöhten Wertberichtigungen zu spüren. Hinzu kämen Währungseffekte, da der Rubel um 17 Prozent abgewertet habe. Sevelda hofft trotzdem, dass der Verlust der RBI 2014 weit unter den prognostizierten 500 Millionen Euro liegen wird.

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