"Konjunktursommer" könnte im Winter schon wieder zu Ende sein

Der steigende private Konsum kurbelte das Wirtschaftswachstum kräftig an.
Konjunkturbarometer auf dem höchsten Stand seit sechs Jahren, aber Sorgen um Exporte.

Die Warnung, dass die Konjunktur sich bald wieder abkühlen könnte, darf kurz vor der Herbstlohnrunde der Metaller nicht fehlen. "Von Jubelstimmung kann keine Rede sein", kommentierte denn auch Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung (IV) am Dienstag den höchsten Stand des IV-Konjunkturbarometers seit neun Jahren. Seine Diagnose: "Die Aufwärtsdynamik wird während der Sommermonate ihren Zenit durchschreiten."

Sorgen um Exporte

Die Umfragewerte des Konjunkturbarometers für die nächsten sechs Monate deuten eine baldige Verlangsamung des Wachstums bereits an. Die 400 befragten Unternehmen schätzen die Geschäftslage in einem halben Jahr wieder schwächer ein als die derzeitige.

Ein anderes Faktum bereitet Helmenstein aber mehr Sorgen: Die Auslandsaufträge entwickeln sich nicht so dynamisch wie die Aufträge insgesamt. Fazit: "Für die Wirtschaft ist es schwieriger geworden, im Ausland Marktanteile zu halten." Ein Grund dafür seien die Lohnkosten, die wegen des Fachkräftemangels und in Westösterreich auch wegen der Abwanderung von Fachkräften nach Bayern in ersten Quartal heuer um vier Prozent gestiegen seien. In Deutschland waren es nur 1,6 Prozent.

Derzeit wird die Konjunktur noch immer vom guten Inlandskonsum getragen, der durch die Steuerreform im Vorjahr ausgelöst wurde. Die Österreicher sind laut GfK-Marktforschung in der besten Konsumlaune seit dem Jahr 2011. Im zweiten Quartal sei die Anschaffungsneigung gegenüber den ersten drei Monaten 2017 noch einmal leicht gestiegen.

Abgaben senken

Damit Österreich wieder zu den wachstumsstärksten Ländern gehöre, muss es laut IV tief greifende Strukturreformen geben. Die Steuer- und Abgabenquote müsse in der nächsten Legislaturperiode auf unter 40 Prozent, in der Regierungsperiode darauf auf 37 Prozent gesenkt werden.

Vize-Generalsekretär Peter Koren verlangt nach dem Nein zur 3. Flughafen-Piste zur Absicherung des Aufschwungs ein Gesetz zur Erleichterung und Beschleunigung von Genehmigungen vor allem für Infrastruktur- und Anlageninvestitionen vor. Mithilfe dieses Standortentwicklungsgesetzes soll ein "Nationales Standortkomitee" einen jährlichen Rahmenplan erarbeiten.

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