Kneissls Partner: Investor und Glücksritter
Die Geschäftsidee klang vielversprechend und der Klimafonds ortete Potenzial für ein einzigartiges Leitprojekt mit österreichweitem Vorbildcharakter. Ein Biogas-Netz zum Heizen und Tanken im ökoEnergieland, einem Zusammenschluss von 17 Gemeinden im Südburgenland. Erstmals hätte Biogas nicht nur zur Erzeugung von Strom und Fernwärme genutzt werden können.
Technologischer Partner war die TU Wien. Mit eingebunden in die vom Fonds geförderte Machbarkeitsstudie waren die Energie Burgenland und namhafte Unternehmen aus der Gaswirtschaft. Das Biogas hätte wesentlich billiger und einfacher auf das Qualitätsniveau von Erdgas aufbereitet werden können als in bisherigen Anlagen. Den Rohstoff hätte man aus Wiesengras und Grünschnitt gewonnen.
Hätte, wäre. Das ehrgeizige Projekt ist bis heute nicht realisiert. Die grüne Idee scheiterte am Geld. Finanzierungspartner war die Pronovis AG, deren Gründer (2014) und Aufsichtsratsvorsitzender war Wolfgang Meilinger. War, denn das Unternehmen wurde mit Hauptversammlungsbeschluss vom 22. November 2017 aufgelöst.
Der umtriebige Unternehmer war in der Öffentlichkeit lange unbekannt. Im Dezember wurde seine parteifreie Lebensgefährtin Karin Kneissl auf einem FPÖ-Ticket in die Regierung bestellt. Seitdem schwebt Meilinger am Arm der Außenministerin übers gesellschaftliche Parkett.
Investoren und Kleinanleger bissen nicht an
"Wir hätten mehr als 30 Millionen Euro gebraucht, konnten diese Summe aber nicht akquirieren", bedauert er gegenüber dem KURIER. Man habe mit vielen großen Investoren gesprochen, "doch die wollten nicht".
Fünf Millionen Euro waren als nachrangige Anleihe geplant, aufgebracht über Crowd-Funding. Kleinanleger hätten ab 100 Euro einsteigen können. "Engagieren Sie sich für Ihre Zukunft und die Zukunft Ihrer Kinder", wurde auf der Homepage geworben. Und eine Rendite von 4,5 bis 12 Prozent jährlich in Aussicht gestellt. Da dürften selbst bei den naivsten Sparern die Alarmglocken geläutet haben.
Finanzdienstleister, die Anlegergelder herankarren sollten, wurden österreichweit zu Road-Shows eingeladen. Zur Unterstützung rückte als "Highlight" die "bekannte Energieanalystin Dr. Karin Kneissl" an, die über den Umbruch auf den Energiemärkten referierte.
Faksimile: Einladung zu Roadshows mit Karin Kneissl im Jahr 2016
Da die Großanleger jedoch abwinkten, "haben wir auch über das Crowd-Investing keine Gelder angenommen", betont Meilinger. Das stimmt, weder Anleger noch Gläubiger wurden geschädigt.
Bei den Finanzdienstleistern kennt sich Meilinger gut aus, er legte in diesem Umfeld eine klassische Karriere hin. Nach dem Start bei der PSK-Bank dockte er beim Strukturvertrieb AWD an (der später mit der Finanzkrise in grobe Probleme schlittern sollte), wurde Geschäftsführer des Fondsanbieters Ariconsult und vom bekannten deutschen Vermögensverwalter und Fondsmanager Jens Ehrhardt engagiert.
2001 übernahm Meilinger die Aktivitäten von Ehrhardt in Österreich und benannte die Gesellschaft in Fundpromotor Investment AG um. Meilinger war groß im Geschäft, seine Fundpromotor fuhr in den besten Jahren mehr als sechs Millionen Euro Provisionsumsatz ein. "Ich hatte über 1000 Mitarbeiter", erinnert er sich stolz. Gemeint sind freilich selbstständige Finanzdienstleister.
FMA entzog die Konzession
2008 entzog ihm allerdings die Finanzmarktaufsicht (FMA) die Konzession. Mit sofortiger Wirkung, so etwas kommt nicht jeden Tag vor. Nur wegen eines Formalfehlers, für den der Firmenanwalt verantwortlich gewesen sei, kalmiert Meilinger. Der Anwalt habe die Bestellung eines neuen Vorstandes um einige Tage zu spät gemeldet.
Er habe keine Rechtsmittel dagegen ergriffen, weil "ich ohnehin kurz davor war, das Unternehmen zu schließen". Zehn Jahre sei er "extrem erfolgreich" gewesen, doch infolge der Skandale um Meinl European Land (MEL) und Immofinanz brachen die Kunden und die Provisionen weg. Fundpromotor hatte MEL-Papiere um "einige hundert Millionen Euro" vermittelt".
Die Erinnerungen von Insidern sind etwas anders. Die FMA habe die Konzession entzogen, weil Zweifel an der persönlichen Zuverlässigkeit von Vorstand und Eigentümer Meilinger bestanden. Dabei habe es sich um Haftungen des Unternehmens für einen Privatkredit gehandelt. Einen Nachfolger als Vorstand habe Meilinger nicht namhaft gemacht, die Firma habe keine Geschäftstätigkeit mehr ausgeübt und sich "in Luft aufgelöst". Auch hier wurden keine Anleger oder Gläubiger geschädigt. Fundpromotor wurde erst 2015 von Amts wegen aus dem Firmenbuch gelöscht. Darüber hinaus gründete Meilinger drei weitere Finanzfirmen, die bald wieder zugesperrt wurden.
"Er ist ein grundehrlicher Kerl und gut vernetzt, aber manchmal zu optimistisch und begeisterungsfähig und tanzt auf zu vielen Kirtagen gleichzeitig", beschreibt ihn ein Weggefährte aus der Finanz-Szene. Vielleicht denkt der Mann auch in zu großen Dimensionen. "Der Kapitalbedarf war einfach viel zu hoch", meint man heute im ökoEnergieland.
Neue Energie-Projekte
Wovon bestreitet Meilinger aber seinen Lebensunterhalt, seit die erfolgreichen Jahre im Finanzbusiness vorbei sind? "Geschäfte im Ausland", mehr will er nicht verraten. Energetisch hat er jedenfalls schon wieder neue grüne Projekte in der Pipeline. "Etwas ganz Außergewöhnliches, mit Wasserstoff", gibt sich der Steirer geheimnisvoll.
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