Der Klimawandel kommt uns enorm teuer

Eine Schneekanone (Symbolbild)
Österreich wird bis 2050 Klimawandel-bedingte Schäden von bis zu 8,8 Mrd. Euro jährlich zu verkraften haben.

Andreas Gabalier spielt in Obertauern vor grünen Hängen. Die FIS-Rennen von Bad Kleinkirchheim müssen abgesagt werden. In Obervellach und in Graz werden im Jänner 21,7 Grad gemessen. Nur drei Alltags-Erfahrungen aus der vergangenen Wochen, die die Konsequenzen der vom Menschen verursachten Erderwärmung aufzeigen.

Doch die Folgen des Klimawandels beschränken sich nicht auf apere Hänge. Eine erstmals erstellte Kosten-Abschätzung für Österreich vor, ergibt Mehrkosten in Milliardenhöhe. Demnach verursachen die Schäden, die der Klimawandel verursacht bereits jetzt 1 Milliarde Euro. Bis 2050 wird der jährliche Schaden auf mindestens 5 Milliarden Euro steigen, möglicherweise sogar auf bis zu 8,8 Milliarden Euro. "Das ist kein Horrorszenario, sondern eine sehr vorsichtige Prognose", sagt Ingmar Höbarth, Chef des staatlichen Klima- und Energiefonds, der die Studie gemeinsam mit Umweltminister Andrä Rupprechter und dem Ökonomen Karl W. Steininger präsentierte. Bis Ende des Jahrhunderts kommen die Forscher allein durch Gebäudeschäden nach extremen Überflutungen auf Kosten in Höhe von bis zu 41 Milliarden Euro pro Jahr.

Der Klimawandel kommt uns enorm teuer
Die Szenarien wurden unter der Annahme berechnet, dass die globale Erwärmung 2050 die 2-Grad-Grenze nicht überschreitet. "Das unterstellt geringere Emissionen, als der Pfad, auf dem wir uns global derzeit befinden. Sollten wir keine stärkere Emissionsreduktion schaffen, muss deutlich nach oben korrigiert werden", erläutert Steiniger, der die Studie namens COIN (Costs of Inaction) federführend betreut hat. Insgesamt waren 42 Forscher an der Folgekostenberechnung beteiligt.

Die jetzigen Klimakapriolen seien nur ein Vorgeschmack auf das, was noch komme, warnt der Klimaforscher. Der November des Vorjahres sei der wärmste Novembermonat seit Temperaturaufzeichnungen gewesen, der Winter komme mittlerweile mit zwei Monaten Verspätung - mit fatalen Folgen. So stehen in Österreich mittlerweile 20.000 Schneekanonen. 2007 gab es in ganz Europa gerade einmal 3000.

"Wintertourismus wird in vielen Lagen Österreichs kürzer oder gar nicht mehr in der bekannten Form stattfinden können."

Für Touristiker hat Höbarth eine fatale Botschaft: Bis 2050 wird es aufgrund des Klimawandels jährlich eine Millionen Nächtigungen weniger geben. "Wintertourismus wird in vielen Lagen Österreichs kürzer oder gar nicht mehr in der bekannten Form stattfinden können", sagt Steiniger. Zwar profitiere der Sommertourismus, aber unterm Strich mit einer Million Nächtigungen weniger in Österreich.

Die erwartbaren Kosten entstehen durch Hitzewellen im Sommer, Schäden durch Borkenkäfer-Befall in der Forstwirtschaft, Verlust von Schutzwäldern. Jedes 3. Jahr ist mit größeren Ernteausfällen durch extreme Dürreperioden zu rechnen. Dazu kommen ein Rückgang der Bestäuberleistung im Obstbau und eine zusätzliche Erwärmung durch versiegelte Böden. Positive Effekte gebe es auch, etwa bei geringeren Heizkostn und einer verlängerten Pflanz- bzw. Blühsaison.

Die Schwankungsbreite ist immer noch hoch. Denn ob zur Mitte des Jahrhunderts mit "nur" 5 Milliarden Euro an Schäden zu rechnen ist oder gar mit bis zu 8,8 Milliarden hängt u.a. von der gesellschaftlichen Entwicklung ab. Steininger: "Wieviel Alte wird es dann wirklich geben und werden die alle mit Klimaanlagen ausgerüstet sein?" Durch die Hitze könnte auch die Zahl der vorzeitigen Todesfälle auf bis zu 9000 im Jahr steigen.

Geld wird nutzlos

Klassische Versicherungsmathematik greift bei den Folgen des Klimawandels nicht mehr, stellte Steininger fest. "Die Chance, dass es bis Ende des Jahrhunderts im Mittel um 6 Grad wärmer wird, beträgt 10 Prozent. Das liegt jenseits von allem, was beherrschbar ist." Außerdem sei Geld als Schadensersatz nutzlos, wenn es keinen Wohn- und Lebensraum mehr gebe.

Umwelt- und Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter verwies nach konkret geplanten zusätzlichen Maßnahmen auf die laufenden Gespräche mit den Bundesländern. Diesen wolle er nicht vorgreifen. Zuletzt war jedenfalls das Umweltbudget rückläufig. Lag es 2013 noch bei 658 Millionen Euro, sank es im Vorjahr auf 639 Millionen Euro.

Kommentare