Klima-Gipfel: Ein Kompromiss mit vielen Löchern

Klima-Gipfel: Ein Kompromiss mit vielen Löchern
Ist das Ergebnis der Klimakonferenz im südafrikanischen Durban ein Erfolg oder ein Reinfall?

Ist das Ergebnis der Klimakonferenz im südafrikani-schen Durban ein Erfolg oder ein Reinfall? Am Tag nach dem Ende des längsten Klima-Gipfels aller Zeiten fällt die Beurteilung der Beschlüsse unterschiedlich aus. Kanada hat jedenfalls am Montagabend – wie bereits im November angedeutet – bestätigt, dass es vorzeitig aus der Klima-Vereinbarung von Kyoto aussteigen wird.


In Durban haben sich dagegen die Delegierten von 190 Nationen darauf verständigt, dass bis 2015 ein Welt-Klimaabkommen ausgearbeitet wird, das 2020 in Kraft treten soll.

+ Das Besondere daran: Erstmals stimmten die großen Verschmutzer – USA, China und Indien – zu, dass die geplanten Ziele zur Reduktion der Klima schädigenden Treibhausgas-Emissionen rechtlich verpflichtend sein müssen. Eine Arbeitsgruppe wurde eingesetzt, die den Welt-Klimavertrag vorbereiten soll.

Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner findet den Kompromiss von Durban daher positiv. Durch die Einbindung Chinas in verpflichtende Klimaziele könne die Abwanderung von Industrie aus Europa verhindert werden. Hätte Europa einseitig Treibhausgas-Emissions-Beschränkungen durchgeführt, wäre dies zu befürchten gewesen.

+ Die rigorose Teilung in Industrie-und Entwicklungsländer im Bereich Klimaschutz ist mit den Ergebnissen von Durban weitgehend überwunden."Die USA, die EU, Japan, Russland und Kanada können nun auf Augenhöhe mit China, Indien, Brasilien Indonesien und anderen verhandeln", betont Heiko Siemann, Klimaschutz-Experte der UniCredit.

+ Der Grüne Klimafonds, in den die reicheren Staaten ab 2020 insgesamt 100 Milliarden Dollar (74 Milliarden Euro) einzahlen sollen, ist ein weiterer positiver Aspekt des Kompromisses von Durban. Mit dem Geld sollen Entwicklungsländer bei ihren Klimaschutz-Projekten unterstützt werden.

- Der Kompromiss von Durban ist der kleinste gemeinsame Nenner. Er schreibt keinerlei konkrete Ziele für die Minderung der -Emissionen vor. Umweltschutzorganisationen reagierten daher enttäuscht auf die Ergebnisse des Klimagipfels. Auf dem Weg zu einem Welt-Klimabkommen könne viel passieren: In China ist dann eine neue Regierung im Amt, in den USA regiert ein neuer Präsident. Ob diese 2015 zustimmen, sei offen.

- Es werde wertvolle Zeit verschenkt, um die Erderwärmung auf höchstens plus zwei Grad bis 2100 zu begrenzen, kritisiert Greenpeace. Der Plan erlaube eine Erderwärmung um vier Grad, was für einige Länder Afrikas der Todesstoß sei. Als "Verbrechen an der Menschheit" bezeichnen die Globalisierungskritiker von Attac daher die Ergebnisse von Durban. Reiche Länder setzten damit die Klima-Apartheid fort.

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