Kika/Leiner richtet sich auf Sparen ein

Möbelkette Kika/Leiner gehört seit 2013 der Steinhoff-Gruppe
Möbelkette will Kosten um fünf Prozent senken und einzelne Problem-Filialen womöglich schließen.

Nach den finanziellen Turbulenzen beim Mutterkonzern Steinhoff nimmt nun die Österreich-Tochter Kika/Leiner (5400 Mitarbeiter, 50 Filialen) die notwendige Restrukturierung in Angriff.

"Wir werden in allen Bereichen in den nächsten zwölf bis achtzehn Monaten die Kosten um fünf Prozent reduzieren", sagt Kika/Leiner-Chef Gunnar George. "Wir müssen uns auch die Filialen kritisch anschauen. Fünf bis sechs Standorte im ländlichen Raum sind ertragsmäßig problematisch." Die Prüfung der Filialen soll in sechs bis acht Wochen beendet sein. "Ich kann nicht ausschließen, dass es zu Schließungen kommt", sagt George.

Wie berichtet, konnte Kika/Leiner Ende Dezember die Löhne und Gehälter nur durch den 60 Millionen Euro schweren Notverkauf des Wiener Flagshipstores in der Mariahilfer Straße an René Benko zahlen. 40 Millionen Euro mussten aufgebracht werden, weil die Steinhoff-Konten in Südafrika eingefroren waren. Aufgrund eines konzerninternen Cash-Poolings, sprich der zentralen Steuerung der liquiden Mittel, stand Kika/Leiner selbst kurz vor der Pleite. George hat den Cash-Pooling-Vertrag mittlerweile gekündigt.

Offene Rechnungen

Noch diese Woche soll ein "mehrstelliger Millionenbetrag" von Steinhoff Europe in mehreren Tranchen auf das Konto der Österreich-Tochter fließen. Damit soll die Liquidität für die nächsten zwölf bis vierundzwanzig Monate gesichert werden. Die Kette steht bei ihren Lieferanten tief in der Kreide.

"Ob wir es schaffen, alle offenen Rechnungen bis Freitag zu bezahlen, kann ich nicht sagen", erklärt George. Fest steht, dass die Zahl der Lieferanten von 1100 künftig auf 800 reduziert wird.

Für dringende Modernisierungen will der Geschäftsführer heuer 50 bis 60 Millionen Euro in die Hand nehmen. "Der Ausbau der EDV und des Online-Geschäfts kostet viel Geld", sagt George. Derzeit beträgt der Online-Handel bei Kika/Leiner gerade einmal 0,4 Prozent vom Gesamtumsatz (800 Mio. Euro). In den nächsten drei bis fünf Jahren soll das Internetgeschäft auf fünf Prozent gesteigert werden.

Das geht nur, wenn Kika/Leiner die Lieferzeiten drastisch verkürzt – von mehreren Wochen auf einige Tage. Dazu wird auch die Logistik kräftig ausgebaut. Nach Wien und Graz wird nun im Mai/Juni in Linz das dritte Logistikcenter eröffnet. Das Zentrallager in St. Pölten dient zur Belieferung des osteuropäischen Markts – und dort soll Kika weiter wachsen. Zuletzt setzte man in Osteuropa mit 1600 Mitarbeitern 200 Millionen Euro um.

"Schwarze Null"

Ob die Handelskette bereits über dem Berg ist, ist noch nicht ganz klar. Es besteht ein Restrisiko, das bei den Warenkreditversicherern etwas Besorgnis hervorruft. Der Wirtschaftsprüfer PwC wurde beauftragt, die mutmaßlich frisierten Bilanzen des Steinhoff-Konzerns zu prüfen. An diesem Gutachten und den damit verbundenen Bilanzkorrekturen hängt die Zukunft von Steinhoff. Auch Kika/Leiner konnte bisher noch keine Bilanz für das Geschäftsjahr 2016/2017 vorlegen. Laut George schreibt die Kette aber "eine schwarze Null". Detail am Rande: Ob die Diskontschiene Lipo mit ihren zwei Standorten in Österreich erhalten bleibt, ist noch unklar.

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