Kontrollbank-Chef: "Kein Privater würde das versichern"

Helmut Bernkopf.
Helmut Bernkopf über boomende Exporte in schwierige Märkte und staatliche Garantien.

Seit gut einem Jahr ist der ehemalige UniCredit Bank Austria-Vorstand Helmut Bernkopf (50) in der Führungsetage der Österreichischen Kontrollbank. Mit dem KURIER sprach er über die Risikofreudigkeit heimischer Exporteure und den Sinn der von der Kontrollbank abgewickelten staatlicher Haftungen für Auslandsgeschäfte .

KURIER: Herr Bernkopf, Österreichs Unternehmen exportieren großteils in die Nachbarländer. Wozu staatliche Haftungen?Helmut Bernkopf: Natürlich gehen 70 bis 80 Prozent der Ausfuhren in den EU und davon wieder die Hälfte nach Deutschland. Doch die heimischen Klein- und Mittelbetriebe sind durchaus risikofreudig und auch auf schwierigen Märkten unterwegs. Die Kontrollbank sichert dafür das politische Risiko ab, die Republik Österreich übernimmt die Haftung dafür.

Es gibt aber auch private Exportversicherer...

Ja, aber sie versichern kein politisches Risiko wie Umstürze, Krieg, Enteignungen. Kein Privater würde das machen.

Was kostet das den Staat?

Seit Jahrzehnten gar nichts. Denn die Republik Österreich erhält für diese Haftungen ein Entgelt. Und die Schadensfälle sind seit langem niedriger als die Prämien. Das System trägt sich selbst. Zudem sind die Garantien breit auf viele Export-Zielländer verteilt. Wenn es Zahlungsausfälle in einem Land gibt – etwa wegen einer kriegerischen Auseinandersetzung – reißt das nicht das gesamte Haftungssystem um. 2016 wurden 824 Haftungen mit einem Volumen von 3,5 Milliarden Euro übernommen.

Kontrollbank-Chef: "Kein Privater würde das versichern"
People walk along a bridge in Zaryadye Park next to St. Basil's cathedral (R) and Spasskaya tower (L) in central Moscow on September 12, 2017. / AFP PHOTO / Yuri KADOBNOV
Welche riskanteren Länder sind bei den heimischen Exporteuren die beliebtesten?

Russland, China, Indien, Brasilien, Indonesien, aber auch der Iran. Wir registrieren heuer eine deutliche Steigerung der Garantie-Nachfrage für diese Länder. Der Top-Markt heimischer Exporteure und Investoren in dieser Gruppe ist Russland. Die Exporte in schwierige Länder boomen wieder.

Wie laufen die Geschäfte mit dem Iran?

Das Interesse österreichischer Unternehmen ist groß, aber Abschlüsse gab es bisher kaum. Das liegt an der Unsicherheit bezüglich der Sanktionen. Von österreichischer Seite wäre die Basis für die Übernahme von Haftungen für Iran-Geschäfte gelegt. Denn 2016 hat der Iran Altschulden getilgt. Diese offenen Forderungen waren lange Zeit ein Hindernis für neue Staatsgarantien.

Ein näheliegender Exportmarkt ist die Türkei. Warum ist dieses Land nicht in der Top-Liste der österreichischen Exporteure?

2016 war die Türkei auch noch weiter vorne. Aber wegen der politischen Entwicklungen dort sind die österreichischen Lieferungen leicht rückläufig.

Die Kontrollbank vergibt auch Exportfinanzierungen. Kann sie bei den tiefen Zinsen überhaupt günstiger sein als ein Bankkredit?

Die Kontrollbank verfügt über beste Bonität und kann Kredite günstiger vergeben. ’Abgewickelt wird die Kontrollbank-Finanzierung aber über die Hausbank des Exporteurs. 4.464 Finanzierungen über 18,5 Milliarden Euro haben wir 2016 zugesagt. Von Jänner bis Juli sind Finanzierungen und Haftungen heuer um 26 Prozent gestiegne.

Kommentare