Kaufkraft: Weniger arbeiten für ein Schnitzel

Kaufkraft: Weniger arbeiten für ein Schnitzel
Auch wenn es die hohe Inflation der vergangenen Monate nicht vermuten lässt: In Österreich ist die Kaufkraft laut Wifo langfristig gestiegen.

Vor gut 30 Jahren, 1980, musste ein Industriearbeiter hierzulande 1 Stunde und 22 Minuten arbeiten, um ein Kilogramm Schnitzelfleisch kaufen zu können. Heute benötigt er dazu nur mehr 42 Minuten, wie das Wirtschaftsforschungsinstitut berechnet hat. Der Arbeitsaufwand, um den Klassiker auf dem Mittagsteller bezahlen zu können, hat sich somit nahezu halbiert. Anders gesagt: In 8,4 Minuten hat man sich ein Schnitzel (200 Gramm) verdient.

Fürs Wohnen und für Energie müssen Herr und Frau Österreicher immer tiefer in die Tasche greifen, Benzin und Diesel verzeichnen immer neue Preisrekorde an den Tankstellen. Doch es gibt Ausnahmen, wie oben genanntes Beispiel zeigt: In den letzten drei Jahrzehnten ist der Arbeitsaufwand, den wir für den Erwerb von Kleidung, technischen Geräten oder eben Nahrungsmitteln leisten müssen, stark gesunken, glaubt man den Berechnungen des Wifo.

Teure Dienstleistungen

Kaufkraft: Weniger arbeiten für ein Schnitzel

Zwar sind die Geldbeträge, die wir für diese Güter hinblättern müssen, deutlich höher als früher, dafür ist dieses Geld auch viel weniger wert und wir verdienen mehr davon.

Dennoch: Wem nützt es, dass technische Produkte wie Digitalkameras langfristig günstiger geworden sind (siehe Grafik)? Anschaffungen dieser Art werden nur alle paar Jahre getätigt, doch den Friseur oder den Handwerker braucht man regelmäßiger - und Dienstleistungen sind deutlich teurer geworden. Grund: Die wichtigste Kostenkomponente sind hierbei die Arbeitskosten.

Um eine Installateursstunde zu bezahlen musste ein Industriearbeiter im Jahr 1980 etwa 4 3/4 Stunden arbeiten, heute sind über 6 1/2 Stunden dafür erforderlich, belegen die Wifo-Zahlen.

Diese Divergenz sei in erster Linie auf den Anstieg der Belastung mit Lohnsteuern und Sozialabgaben von Arbeitnehmer und Arbeitgeber sowie der Gewinnaufschläge zurückzuführen, die in den Nettolöhnen der Industriearbeiter definitionsgemäß nicht enthalten seien, so die Erklärung der Wifo-Ökonomen. Nur für wenige Dienstleistungen wie etwa Privatzimmervermietung oder Wohnungsreinigung blieb der Aufwand annähernd gleich.

Tanken

Kaufkraft: Weniger arbeiten für ein Schnitzel

Für einen Liter Superbenzin verringerte sich der Aufwand seit 1980 von 7,6 auf 5,8 Minuten. Dies entspricht ungefähr dem Gegenwert der Arbeit von Ende 1986. Superbenzin war 2011 somit etwa "gleich viel wert" wie vor 25 Jahren - dazu kommt noch, dass moderne Autos deutlich weniger Treibstoff verbrauchen als damals.

Tatsächlich gesunken ist die Kaufkraft im abgelaufenen Jahr durch den kräftigen Verbraucherpreisauftrieb. Für die gleiche Menge von Lebensmitteln musste man 2011 fast durchwegs etwas länger arbeiten als 2010, während der langjährige Trend der laufenden Verringerung des Aufwands für langlebige Konsumgüter anhielt.

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