Palmers geht es erneut an die Wäsche

Meinl Bank soll für Investoren-Gruppe Risikoprüfung bei Textilkette durchführen
Heimische Investorengruppe will beim Wäschekonzern einsteigen, die Meinl Bank soll Übernahme finanzieren.

Der österreichische Palmers-Konzern (735 Mitarbeiter, 305 Filialen) ist seit Jahren ein Sanierungsfall. Alleine im Geschäftsjahr 2013/14 (Stichtag: 31. Jänner) mussten rund 500.000 Euro Restrukturierungskosten aufgebracht werden. Im Zuge der Refinanzierung konnte das frühere Familienunternehmen aber außerordentliche Erträge in Höhe von 7,8 Millionen Euro verbuchen, weil eine Gläubigerbank auf Forderungen verzichtete, heißt es im Bilanz-Lagebericht. Wie berichtet, trennte sich die Palmers Holding kürzlich von seiner Kosmetiksparte P2. Der Deal soll 30 Mio. Euro eingespielt haben.

Doch nun soll es der Palmers Textil AG selbst an die Wäsche gehen. "Es gibt eine österreichische Management-Gruppe, die bei Palmers einsteigen und den Wäsche-Konzern strategisch neu aufstellen will", sagt ein Branchen-Insider zum KURIER. "Es ist eine Lösung wie bei den Niemetz-Schwedenbomben geplant. Palmers soll als österreichische Traditionsmarke wieder aufgewertet werden."

Risiko-Prüfung

Dem Vernehmen nach soll der Deal über die Meinl Bank finanziert werden. "Die Privatbank wird für die Investoren-Gruppe die Due Diligence, also die Risikoprüfung, bei Palmers durchführen", so der Insider. Im Herbst könnte der Deal dann über die Bühne gehen. Kolportiert wird auch, dass sich der geplante Kaufpreis bei acht bis zehn Millionen Euro einpendeln dürfte. Denn: Der Textilkonzern setzt derzeit zwar an die 75 Millionen Euro um, aber auf der Ertragsseite schaut es eher flau aus. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) soll lediglich 1,5 Millionen Euro betragen.

Die Bank Meinl hält sich wie gewohnt bedeckt. "Wir kommentieren Marktgerüchte prinzipiell nicht", sagt Meinl-Bank-Sprecher Thomas Huemer zum KURIER.

Fakt ist: Palmers gehört seit vielen Jahren drei Finanzinvestoren: 57 Prozent hält der britisch-deutsche Finanzinvestor Quadriga Capital, 23 Prozent die italienische Benetton-Gruppe über einen französischen Fonds und fast 18 Prozent gehören dem Wiener Mittelstandsfinanzierer Lead Equities. Quadriga und Lead Equities sind seit 2004 bei Palmers an Bord, der französische Benetton-Fonds seit 2008. In der Regel versilbern Heuschrecken ihre Beteiligungen nach fünf, höchstens nach sieben Jahren – wenn es etwas zu versilbern gibt. Fakt ist aber: Der Wiener Neustädter Textilkonzern hat eine lange Leidensgeschichte hinter sich.

Im Jahr 2008 tätigte Palmers einen fatalen Kauf. Die französische Dessous-Kette Lejaby wurde um etwa 45 Mio. Euro erworben. Und mit Lejaby halste sich der Konzern Mega-Probleme auf. Drei der vier Werke mussten geschlossen werden. Das Frankreich-Abenteuer verschlang laut Medienberichten weitere 13 Mio. Euro "Schließungskosten". Letztendlich wurde die Marke Lejaby 2012 an französische Investoren verkauft.

Dementi?

Bei Palmers gibt man sich völlig zugeknöpft. "Es ist derzeit weder ein Verkaufsprozess aufgesetzt worden noch gibt es einen aktuellen Beschluss für einen Verkauf", sagt ein Palmers-Sprecher zum KURIER. "Es stehen aber immer wieder Interessenten vor der Türe, die Palmers kaufen wollen." Ein Dementi klingt aber anders.

Zeitreise. Im Jahr 1914 eröffnet Ludwig Palmers in Innsbruck sein erstes Geschäft: „Zum Restenkönig“. Er legt den Grundstein für den späteren Konzern. Nach dem Ersten Weltkrieg spezialisiert sich Palmers auf „exklusive Wäsche und „feine Strumpfwaren“. 1927 gibt es bereits sieben Filialen.

Um hervorzustechen, wird das Firmenlogo grün eingefärbt. Bereits 1936 wird die erste Franchise-Filiale eröffnet. Schon in den 1950er-Jahren eckt Palmers mit seiner aufreizenden Werbung an. Plakate mit bestrumpften Frauenbeinen müssen aufgrund einer Minister-Weisung überklebt werden. In den nächsten Jahrzehnten zieht das Familienunternehmen ein österreichweites Filialnetz auf.

Am 9. November 1977 dann der Schock: Walter Palmers wird von den linken Terrororganisation Bewegung 2. Juni entführt. Umgerechnet 2,2 Mio. Euro Lösegeld werden bezahlt. Die zwei Terroristen werden später auf der Flucht nach Italien gefasst. 1979 übernimmt Rudolf Humer die Führung bei Palmers und zeichnet für eine exorbitante Expansion verantwortlich. 2003 geht Humer nach einem Zerwürfnis mit der Familie Palmers von Bord. In den besten Jahren beschäftigt Palmers 1800 Mitarbeiter an 468 Standorten.

Im Herbst 2004 wird die Kette an die Fonds Quadriga Capital und Lead Equities verkauft. Kolportierter Kaufpreis: 70 bis 80 Mio. Euro.2014 misslingt eine Werbeaktion zum 100-jährigen Bestehen mit Gratis-Flügen bei einem Einkauf von 100 Euro völlig. Der Andrang war zu groß, Kunden verärgert. 2015 betreibt Palmers 305 Filialen in 18 Ländern, davon 113 als Franchise-Standorte und 16 Shop-in-Shops bei Karstadt.

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