"Wir bewerben uns"

Johannes Zimmerl von REWE
Brunch mit dem Personalchef: Johannes Zimmerl ist der größte HR-Boss Österreichs mit 77.000 Mitarbeitern. Beim Recruiting drehen Bewerber den Spieß neuerdings um.

Johannes Zimmerl ist seit 1983 bei REWE, hat gleich nach dem Gymnasium hier angefangen. Er hatte "immer einen Hang zum Personal", wie er selbst sagt. Heute geht es auf dem Personalsektor nicht größer: Zimmerl hat Verantwortung für 42.000 Mitarbeiter in Österreich, und 35.000 im Ausland.

Fast 80.000 Mitarbeiter: Wie leitet man so viele Menschen?

Johannes Zimmerl: Indem man nicht alle kennt. Wir haben klare Strukturen und Zuständigkeiten, das gilt für die HR wie für die Filialmitarbeiter.

Was ist der Reiz an diesem Job?

Der Bezug zum Menschen und dass man in allen Bereichen des Unternehmens einen Einblick hat.

Wie viel Einfluss haben Sie?

Der Einflussbereich hängt immer davon ab, wie stark man sich selbst einbringt.

Sind Sie mächtig?

Ich glaube Nein. Manchmal erkenne ich aber an den Reaktionen der Mitarbeiter, dass mein Einflussbereich doch sehr groß ist.

Für welche Positionen machen Sie selbst das Recruiting?

Nur für die Top-Executives, gemeinsam mit den Kollegen in Deutschland.

Wem fühlen Sie sich verpflichtet: dem Vorstand oder den Mitarbeitern?

Dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern. Ich bin oft der Mittelsmann zwischen Belegschaft und dem Vorstand. Man steht in der Kritik, erhält aber auch Lob – von beiden Seiten.

REWE ist ein Unternehmen, das in den vergangenen Jahren stark expandiert hat. Nur schöne Aufgaben für einen Personalchef, oder?

Wir mussten nie groß abbauen. Wiewohl wir uns aus einigen Ländern zurückgezogen haben – Restrukturierung hat also stattgefunden. Natürlich ist das dann keine schöne Aufgabe, aber wir machen das auf Augenhöhe mit dem Betriebsrat. Auch das ist Teil des Jobs.

Welches Trend-Thema sehen Sie im Personalwesen?

Employer Branding.

Das wird von den Firmen doch eher halbherzig betrieben.

Weil es natürlich mit Kosten verbunden ist. Das Image einer Firma wird für die Mitarbeiterfindung aber immer entscheidender. Wir müssen ein guter Arbeitgeber sein.

Ist es schwieriger geworden, an gute Mitarbeiter zu kommen?

Ja, definitiv. Weil Fachkräfte fehlen. Und weil Bewerber immer mehr Anforderungen stellen.

Zu viele oder ist das gerechtfertigt?

Manchmal kippt das, aber letztlich ist es in Ordnung. Wir müssen wesentlich stärker auf die Wünsche der Bewerber eingehen, müssen uns um die Mitarbeiter bewerben.

Ist HR innerhalb des Unternehmens wichtiger geworden?

Jedenfalls. Heute investiert man ins Personal, unsere Abteilung wird in viele Bereiche mit einbezogen.

Wer oder was hat Sie als Personalchef geprägt?

Ich glaube, vor allem das private Umfeld, das aber nicht sonderlich spektakulär war. Ich habe von Mitarbeitern gelernt, die mich fordern. Von Vorgesetzten, die mir gezeigt haben, wie ich es machen will und wie ich es nicht machen will. Ich hatte und habe tolle Vorstände, durfte etwa Herrn Wlaschek persönlich kennenlernen.

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