Unternehmen wollen alle dasselbe
Die Andersartigkeit von Unternehmern mit nicht-österreichischem Hintergrund kann man stark hinterfragen. Unternehmer wollen immer selbstständig sein, ihr eigenes Projekt vorantreiben, ein Geschäft aufbauen und es erfolgreich führen – die Staatsbürgerschaft hat da wenig Bedeutung. Trotzdem ist das Unternehmertum von MigrantInnen in Österreich ein spannendes Feld, dem sich nun auch Studierende der WU-Wien angenommen haben. In einer Untersuchung – Literaturrecherche und 29 Einzelinterviews (siehe Bericht rechts) – beleuchteten sie die Firmen von Gründern mit Migrationshintergrund. Diese Studie wurde vergangenen Donnerstag an der Wirtschaftsuniversität vorgestellt – und in einer Diskussionsrunde mit hochkarätigen Gästen diskutiert.
Ein paar Zahlen zum Einstieg: 40 Prozent der Wiener Unternehmen haben Eigentümer mit Migrationshintergrund, das sind total 45.000 Firmen mit 25.000 Mitarbeitern. Rund 700.000 Konsumenten stellt die Gruppe der Migranten. Petra Gregorits, Vorsitzende von Frau in der Wirtschaft Wien, meint, „Integration funktioniere, im Vergleich zu anderen Bereichen der Gesellschaft, in der Wirtschaft sehr gut.“ Sie bestätigt, dass die Motive für eine Unternehmensgründung bei allen Menschen gleich seien: Es gehe darum, seinen Traum zu verwirklichen, selbstständig zu agieren.
Tülay Tuncel von Mingo Migrant Enterprises überraschte am Podium mit ihrem lebendigen Zugang zum Thema Migration. Selbst hat sie türkische Wurzeln, der Umzug von Oberösterreich nach Wien sei aber ihre schwierigste Migrationsbewegung gewesen. Das Unternehmertum von Migranten sei ein vielfältiger, dynamischer Bereich mit ständiger Verschiebung, das eine Geschäftsmodell und die eine Zielgruppe gäbe es nicht. „Unternehmer sehen ihre Zielgruppe und den Markt natürlich immer sehr breit – sie wollen Geschäfte machen, mit möglichst vielen Menschen.“ Insofern sei das Klischee vom türkischen Bäcker, der Fladenbrot für seine türkische Community verkauft, überholt. „Man soll da nicht in Klischees verfallen“, so Tuncel.
Diana Radulovski ist selbst Unternehmerin, kommt aus Bulgarien. Sie fühlte sich bei ihrer Firmengründung in Österreich besonders gut unterstützt und wundert sich, „dass nicht mehr Menschen hier ein Geschäft aufmachen.“
Heike Mensi-Klarbach vom Institut für Gender und Diversitymanagement an der WU will ebenso weg von der Idee, Migranten seien völlig anders. „Man muss das Thema als Chance und Wirtschaftsfaktor sehen mit hoher Beschäftigungswirkung. Das Anderssein ist ein Asset und mitunter auch ein Wettbewerbsvorteil.“
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