"Tian ist ein Teil von Christian"

"Tian ist ein Teil von Christian"
Christian Halper ist der Co-Gründer von Superfund. Heute widmet er sich seinem neuen vegetarischen Restaurant.

Software-Spezialist Christian Halper hat 1995 gemeinsam mit Christian Baha die Quadriga AG, heute Superfund, gegründet. Im März 2011 zog sich Halper aus dem operativen Geschäft zurück, ersetzte Managed-Futures-Fonds und Aktienindizes durch Vegetarismus und Astrologie.

Im KURIER erzählt der in Superfund-Zeiten als öffentlichkeitsscheu geltende Christian Halper von seinen neuen Projekten.

KURIER: Essen Sie Fleisch?
Christian Halper:
In sehr geringem Ausmaß.

Wann hatten Sie zum ersten Mal die Idee zu einem vegetarischen Restaurant?
2001 in Zürich. Dort ist das älteste vegetarische Restaurant Europas. Mich hat die Idee nicht losgelassen. Ich habe mit meinem Geschäftspartner versucht, mit "Supergood" biologisch-vegetarisches Essen mit Fastfood zu kombinieren. Es hat nicht klappen sollen, vielleicht war die Zeit noch nicht reif. Im Zuge unserer Firmenaufteilung haben wir gesagt, Christian Baha konzentriert sich auf das Kerngeschäft bei Superfund und ich widme mich neuen Projekten, wie zum Beispiel dem Restaurant Tian, das im Oktober in Wien eröffnet. Tian ist ein vegetarisches Gericht, das chinesische Wort für Himmel und zufällig ist es auch der zweite Teil meines Vornames.

Wieso sind Sie bei Superfund ausgestiegen?
Das hatte rein persönliche Gründe. Irgendwann war mein Interesse für andere Dinge größer als das für reines Finanzmanagement. Es war ein guter Zeitpunkt für einen Neuanfang. Ich finde, dass man mit einem gewissen Wohlstand auch die Verantwortung hat, diesen nicht nur für sich selbst zu nutzen, sondern etwas Sinnvolles für die Allgemeinheit zu tun. Daher auch die vegetarische Oase.

Das klingt alles sehr romantisch. Superfund ist ein ganz anderes Business. Kein Widerspruch?
Die Kunst liegt darin, die Dinge miteinander in Einklang zu bringen. Weil Sie Superfund ansprechen: Es geht um Zahlen, Daten Fakten, aber es ist auch wichtig, die Teams, die Zusammenhänge zwischen den Teams, die Kommunikationsschnittstellen, den Überblick zu betrachten, um sich nicht im Detail zu verlieren.

Wie hat sich Ihr Führungsstil von dem Christian Bahas unterschieden?
Der Führungsstil ist natürlich sehr personengebunden, manche führen eher hierarchisch und andere eher teamorientiert. Beide haben ihre Berechtigung. Er führt in klar strukturierten Teams. Ich gehe eher assoziativ an die Dinge heran und lasse die Resonanz auf mich wirken. Aber das meine ich wertfrei.

"Es geht um eine Sache und eine Idee"

Was erwarten Sie von Ihren zukünftigen Mitarbeitern im Lokal?
Dass sie die Geschäftsidee gut finden und dass sie mit Engagement dabei sind. Es wird ein reines Nichtraucherlokal sein. Wir wünschen uns daher auch ausschließlich Nichtraucher als Mitarbeiter. Wenn man geraucht hat, riecht man danach, man hat Ausdünstungen und das passt mir nicht ins Konzept.

Darf man bei der Mitarbeiterauswahl so weit gehen, zu sagen, "Ich nehme nur Nichtraucher"?

Wenn Sie in einem Reinraum Halbleiterchips herstellen, ist es für den Prozess notwendig, das der Reinraum auch rein bleibt. Wenn sich ein Mitarbeiter eingeschränkt fühlt und daher keine Schutzkleidung anzieht oder sich nicht die Hände wascht, dann würde er den Prozess stören und damit kann man ihn nicht nehmen. Das hat nichts mit persönlicher Freiheit zu tun. Es geht um eine Sache und eine Idee - und das erfordert gewisse Dinge.

Ihre weiteren Pläne?
Sie haben mich vorher nach meinen Interessen gefragt. Was mich noch sehr interessiert, ist die Astrologie. Natürlich ist nicht ein Zwölftel der Menschheit gleich. Astrologie ist mehr. Man kann mit vielen Daten ein Gesamtbild erfassen und eine profunde und sinnvolle Aussage zu einem Menschen, einer Person, den Vorlieben und Stärken sagen. Warum ich das als Techniker erwähne: Ich bin Jungfrau im Aszendenten und gehe auf Dinge immer sehr kritisch und analytisch zu und trotzdem beschäftige ich mich mit Astrologie.

Was sagen Sie den Skeptikern?
Ich denke, dass ist man nur, solange man sich nicht ausreichend damit beschäftigt hat.

Spielt das Horoskop bei der Wahl der Mitarbeiter eine Rolle?
Es macht Sinn das anzuschauen. Sonst ist es so, als würde man nur fünf Daten erfassen, obwohl man zehn erfassen könnte. Oder, als ob ich zwei Augen habe und ich mir eines zubinde. Eines weiß ich schon: Ich sehe mit zwei Augen besser als mit einem.

Weil es heraussticht: Was hat es mit Ihren silber/schwarz lackierten Fingernägeln auf sich?
Es gefällt mir und ich sehe nicht ein, wieso ich mich als Mann in meiner Freiheit einschränken lassen soll. Ich denke, es gibt in unserer Gesellschaft einige Regeln, die eigentlich nicht wirklich Sinn machen. So lange die Freiheit jedes einzelnen soweit geht, dass sie die Freiheit des anderen nicht gefährdet oder einschränkt, sollte jeder machen können was er will.

Christian Halper: Der Neuorientierte

Superfund 1994 beendete der gebürtige Wiener das Studium Nachrichtentechnik an der TU Wien. 1992 gründete Halper sein erstes gemeinsames Geschäft mit Christian Baha im Bereich von Tradingsoftware. 1995 gründeten sie Quadriga (heute Superfund).

Projekte Seit 2003 erwirbt Halper Immobilien. Stolz ist er auf die Entstehung von Licht7, ein Mietshaus, das als absolutes Nichtraucherprojekt (sogar Nichtraucherbaustelle) konzipiert wurde. 2008 kaufte er ein Hotel in Kärnten. Im März 2011 verkaufte Halper seine Superfund-Firmenanteile an Baha. Er ist aber weiter einer der größten Investoren. Im Herbst eröffnet Halper das Restaurant "TIAN - experience taste" in der Wiener Innenstadt.

Kommentare