Studenten im (Un)Glück

Studenten im (Un)Glück
Die Studierenden der Montanuni Leoben sind mit ihrer Uni sehr zufrieden. Im Rest des Landes wird mobil gemacht.

Zufriedene Studierende? Wo gibt’s so was? An der Montanuni Leoben – sagt die  aktuelle Universum Student Survey. Wie das gallische Dorf trotzt die  beschauliche und verschlafene  Stadt – mit Kärntner Straße und Stadtpark – dem bundesweiten Grant gegen das Bildungssystem.      

Was die Studierenden der Montanuni  zufrieden stimmt, ist der gute Ruf im Ausland, die Praxisnähe und das familiäre Umfeld, wie Rektor Wilfried Eichlseder glaubt. Und die gute Betreuungsqualität:  Auf einen Professor kommen – zumindest im zweiten Abschnitt –   acht  Studierende.  Im laufenden  Wintersemester  sind  bisher 3490 Studierende  inskribiert (2011: 3135). Doch das  sind  nicht genug. "Die  Industrie drängt massiv, dass wir mehr Studierende  ausbilden", sagt Rektor Eichlseder. Er kann das  als Kompliment an seine Uni sehen:   Die Absolventen  sind gefragt, viele haben noch während des Studiums  Jobangebote.  Beim  Format-Uni-Ranking  2012 geben 60 Prozent der befragten Personalchefs  der Uni die Note "Sehr gut". Doch auch wenn die Studierendenzahl steigt, die  Zahl der Lehrenden ist   seit Jahren annähernd gleich geblieben.  "Auch wir haben Probleme", sagt der Rektor.  

Außerhalb Leobens

Die Probleme der anderen Unis sind  bekannt: Es fehlt massiv an  Geld, die Betreuungsqualität ist im Argen und  Studis, denen ein Aufnahmeverfahren   erspart   bleibt,  schlottern  im Angesicht  der Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) die Knie.    Wer  hier einen  Grund zur  Zufriedenheit erkennt,  hebe  die Hand.          

Kürzlich wurde bekannt, dass fünf weitere Studienrichtungen von Zugangsbeschränkungen betroffen sein könnten – als Testlauf des neuen  Studienplatzfinanzierungsmodells von  Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle. Die betroffenen Studienrichtungen sind vermutlich  neben Wirtschaftswissenschaften, Pharmazie und Architektur auch die Studienrichtungen Informatik und Biologie.   

Die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) ist deswegen stinksauer: Bildung  sei ein Grundrecht und  ein Hebel, um Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken. Doch statt Bildungsbarrieren abzubauen, würde die "Studienplatzfinanzierung à la Töchterle junge Menschen von den Unis verdrängen", sagt ÖH-Vorsitzender Martin Schott.    

Um den Missmut zu demonstrieren, hat die ÖH mit der Bundesjugendvertretung  und anderen Unterstützern die "Initiative für einen offenen Hochschulzugang" ins Leben gerufen. Man will damit zeigen, "dass eine breite Öffentlichkeit nicht zufrieden ist mit der derzeitigen Entwicklung" an den Hochschulen. Auf  www.lasstunsstudieren.at können Sympathisanten  ihre Meinung kundtun und eine  Petition für den freien Hochschulzugang unterschreiben. Ein Statement hat Schauspieler Manuel Rubey (Anm.: Spielte Falco und ist der  vom Vatikan entsandte Pfarrer in der Serie Braunschlag) hinterlassen: "Gemeinsam mit einem Freund habe ich  mal die Interessensgruppe  ,Reiche Eltern für alle"gegründet. Da diese Forderung politisch schwer umzusetzen ist, bin ich auf jeden Fall gegen Zugangsbeschränkungen (...)".              

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