Pharmazeutin: Job mit guten Drogen
Wenn Isabella Sprinzl von Drogen spricht, ist das nichts Schlimmes. „Wir nennen die Medikamente so“, lacht sie. Seit zwei Jahren führt die 28-jährige Pharmazeutin mit Mutter Elisabeth die Apotheke zur Heiligen Elisabeth in Wien-Mitte. Seit zehn Jahren bietet man Traditionelle Chinesische Medizin – im Nebengebäude werden chinesische Tees gebrüht und Granulate gemischt. Auch andere alternative Heilmethoden haben ihren Platz: Im Kellergeschoß der Apotheke berät eine Mitarbeiterin zu Schüßlersalzen und Blütenessenzen.
Was gehört zu Ihren Aufgaben?
Ich bin im Verkauf, schreibe die Dienstpläne, bin für Marketing zuständig. Und mache die Bürokratie im Hintergrund.
Was wollten Sie werden, als Sie klein waren?
Restaurateurin. Ich wollte etwas Kreatives mit den Händen machen. Aber das liegt mir leider nicht – im Gegensatz zu den Naturwissenschaften.
Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
Von acht bis neun Uhr stehe ich im Verkauf, dann erledige ich Bürokram, teile Vertreter für den Einkauf ein, spreche mit dem Grafiker. Am Nachmittag bespreche ich mich mit meiner Mutter, besuche die TCM-Abteilung. Zwischen vier und sechs Uhr, in der Stoßzeit, bin ich wieder bei den Kunden. Dann mache ich die Kassa, abends beantworte ich eMails, erledige, was noch angefallen sind.
Was haben Sie von Ihrer Mutter gelernt, was machen Sie anders?
Geduld und Freundlichkeit gegenüber den Kunden habe ich von ihr. Ich konzentriere mich stärker auf das Marketing, kümmere mich um den Auftritt in den sozialen Medien.
War es immer klar, dass Sie die Apotheke übernehmen?
Nein, das habe ich mir lange offengelassen. Ich habe Pharmazie studiert und mir gesagt, wenn es mir nicht gefällt, wechsle ich das Studium eben. Aber es hat mir gefallen.
Was ist das Schönste an Ihrer Arbeit?
Der Kundenkontakt, den Leuten zu helfen. Wenn sie sich für die Beratung bedanken, weiß ich: Ich hab’ es richtig gemacht. Gut finde ich, dass wir im Verkauf auf einer Ebene sind – meine Kollegen sind auch Pharmazeuten, jeder hat sein Spezialgebiet, man tauscht sich aus.
Was mögen Sie gar nicht?
Bürokratie, Steuern, Buchhaltung. Mir fehlt leider die Betriebswirtschaft.
Was müssen Sie können?
Man muss für Kunden und Mitarbeiter ein offenes Ohr haben, auf sie eingehen. Und immer auf dem Laufenden bleiben – sich über Medikamente, Studien informieren.
9 Ihr Ausgleich zum Job?
Ist das Reisen. Kürzlich war ich in Südafrika. Nach dem Aspirantenjahr bin ich den Jakobsweg gegangen, habe darüber nachgedacht, ob ich in die Apotheke einsteigen will.
Wie viel verdienen Sie?
Das kann man als Selbstständige schwer sagen.
Wie war die Umstellung vom Studium ins Berufsleben?
An der Uni lernt man die Wirkstoffnamen – hier heißt es aber nicht Acetylsalicylsäure, sondern Aspirin. Anfangs war es schwierig, einen Überblick über die Produkte zu bekommen. Im Studium lernt man Theorie, aber nichts über Verkauf oder Kundenkontakt.
Was halten Sie als Pharmazeutin von Schüßlersalzen und Heil-Essenzen?
Auch wenn der wissenschaftliche Nachweis fehlt – ich kann nur sagen, sie wirken. Ich lasse mich auch selbst austesten.
Wann übernehmen Sie?
Das ist offen. Meine Mutter ist aktiv, will sich nicht so schnell zurückziehen. Aber ich plane, die Apotheke mit meinem Bruder zu führen.
Zur Person: Isabella Sprinzl
Lebenslauf Schon im Gymnasium spezialisierte sich Isabella Sprinzl auf die Naturwissenschaften. Danach entschloss sich die Apothekerstochter für das Studium der Pharmazie an der Universität Wien. Nach dem Aspirantenjahr stieg sie als Junior-Chefin in spe in die TCM-Apotheke zur Heiligen Elisabeth in Wien-Landstraße ein, die ihre Mutter Elisabeth leitet.
Apotheke in Zahlen 26 Mitarbeiter arbeiten in der Apotheke zur Heiligen Elisabeth, die Elisabeth Sprinzl Anfang der 1980er-Jahre übernommen hat. Seit zehn Jahren ist man auf die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) spezialisiert. 1050 Produkte werden in der TCM-Abteilung gelagert – darunter getrocknete Kräuter, Granulate und Konzentrate. Die Apotheke bietet auch Austestungen für Schüßlersalze und Blütenessenzen an.
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