Oft scheitert Aufnahme an Qualifikation

Oft scheitert Aufnahme an Qualifikation
Das Rennen um qualifizierte Lehrlinge wird durch die demografische Entwicklung weiter verschärft.

Zwei von drei Handelsunternehmen bieten heuer mehr Lehrstellen als im Vorjahr an, so die Billa-Lehrlingsstudie, die vom International Central European Institute Vienna durchgeführt wurde. Damit sind die Händler weit umtriebiger als andere Branchen - über alle Sparten hinweg baut nämlich nur etwa jedes dritte Unternehmen (35,5 Prozent) sein Ausbildungsangebot aus.

Lehrlingssuche

Ein knappes Drittel der Betriebe hat allerdings Probleme, Lehrlinge zu finden. Zwei von drei betroffenen Firmenchefs gaben an, dass keine geeigneten Bewerbungen vorlagen. Bei elf Prozent der Betriebe sind überhaupt keine Bewerbungen eingetroffen und 15 Prozent haben am ersten Ausbildungstag vergeblich auf ihren neuen Lehrling gewartet. Er oder sie hatte es sich anders überlegt und ist nicht zum Dienst angetreten. "Dieses Problem haben wir fast gar nicht mehr", sagt Tanya Kroupa, Leiterin der Personalentwicklung bei Billa. "Heuer sind von 496 neuen Lehrlinge nur sechs nicht zum Dienst erschienen." Ein Grund dafür: Billa veranstaltet schon im Frühjahr Informationstage in allen Bundesländern, zu denen nicht nur angehende Auszubildende, sondern auch deren Eltern eingeladen sind. "Wir können dann schon einschätzen, ob sich die Jugendlichen selbst für den Job interessieren oder ob ihre Eltern wollen, dass sie die Lehrausbildung machen." Aber auch der Rewe-Konzern konnte nicht alle Stellen besetzen. Koupa: "In Wien hätten wir gern noch 50 weitere Lehrlinge aufgenommen, aber leider keine passenden gefunden."

Aufgrund der demografischen Entwicklung wird es künftig noch schwieriger junge Mitarbeiter zu finden. Bereits 27 Prozent der Betriebe geben an, dass sie die Vermarktung ihrer Ausbildungsplätze verbessern wollen, allen voran mithilfe des Internets (62 Prozent). Mehr als die Hälfte der Betriebe setzt bereits auf Empfehlungsmarketing. Das heißt, dass Mitarbeiter, die erfolgreich Lehrlinge vermitteln, dafür einen Bonus in Form einer Geldleistung oder eines freien Tages kassieren. Bereits jeder vierte Betrieb wirbt in Zeitungsanzeigen für seine Ausbildungsplätze.

Von jenen Betrieben, die Jugendliche ausbilden, geben mehr als die Hälfte an, dass sie ihre Lehrlinge nach dem Lehrabschluss größtenteils weiter beschäftigen wollen. Die beliebtesten Lehrberufe für Burschen sind übrigens nach wie vor Elektrotechniker oder Kraftfahrzeugtechniker. Durch den Fachkräftemangel gibt es für Mädchen immer mehr gut bezahlte Stellen in Technikberufen. Vor allem am Land bemühen sich Firmen um Mädchen.

Fachkräfte: Nachwuchslücke wird kontinuierlich größer

Oft scheitert Aufnahme an Qualifikation

Lehranfänger Die Zahl der Jugendlichen, die eine Lehrausbildung beginnen, ist seit dem Jahr 1975 von 56.000 auf rund 39.000 gesunken. Laut Berechnungen des Arbeitsmarktservice (AMS) wird die Gesamtzahl der Lehrlinge bis zum Jahr 2014 auf knapp 122.000 sinken (aktuell 130.000).

Demografie In der Europäischen Union gibt es laut Eurostat rund 28,6 Millionen Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren. Davon werden zwei Drittel einen Ausbildungs- und Arbeitsplatz suchen. Parallel dazu sind 28,8 Millionen EU-Bürger zwischen 60 und 65 Jahren. Rein rechnerisch war damit 2010 die Zahl der Menschen, die ins Pensionsalter kamen um rund 220.000 höher als jene der Schulanfänger.

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