Neue Jobs, alte Ungleichheit

Fahrerinnen verdienen um sieben Prozent weniger als ihre Kollegen.
Uber-Fahrer verdienen mehr als Uber-Fahrerinnen: die Gig Economy bringt nicht automatisch ein Ende der Lohnungleichheit.

Frauen verdienen in Österreich im Durchschnitt um 24 Prozent weniger als Männer, hat die Statistik Austria erhoben. Ein Teil (9,1 Prozent) davon lässt sich erklären: Durch das Alter, die Ausbildung, Aufstiegschancen und Teilzeit. Es bleibt aber ein Anteil von 14,9 Prozent, der allein durch das Geschlecht begründet ist. Das beginnt schon mit dem ersten Tag im Job. Trotz gleicher Qualifikation ist das Einstiegsgehalt von Frauen niedriger, denn sie verhandeln schlechter. Und diesen Rückstand auf das Gehalt der Kollegen holen sie nie mehr auf, im Gegenteil, der Abstand wächst mit den Jahren.

Von Männern für Männer

Dass sich bei traditionellen Unternehmen daran nicht so schnell etwas ändern wird, liegt an strukturellen Problemen und daran, dass Frauen andere Berufe wählen als Männer. "Die Wirtschaft insgesamt wird seit jeher von Männern und für Männer gemacht", sagt Clemens Zierler, Geschäftsführer des Instituts für Arbeitsforschung und Arbeitspolitik der Johannes Kepler Universität Linz. Hierzulande wird die Lohnschere deshalb noch Jahrzehnte bestehen, rechnet er vor, sofern nichts dagegen unternommen wird.

Doch wie ist das bei Berufsbildern, die durch die Digitalisierung erst entstanden sind? Die Rede ist von der sogenannten Gig Economy (Gig = engl. für Auftritt, kleine Aufträge werden kurzfristig an unabhängige Freiberufler vergeben) wie Uber und Foodora. Wer hier beschäftigt ist, arbeitet flexibel und kann sich die Zeit einteilen, was Frauen zugute kommen müsste. Die Mitarbeiter sind in der Regel nicht angestellt und werden pro Auftrag bezahlt. Sie tragen das volle Risiko, da sie die Kosten für Fahrrad, Auto, Handy und Datenvolumen tragen. Da die Mitarbeiter pro Auftrag bezahlt werden, müsste man davon ausgehen, dass es gleiches Geld für gleiche Arbeit gibt, unabhängig vom Geschlecht.

Warum der höhere Stundenlohn?

Ist aber nicht so. Forscher der Universität von Stanford und Chicago haben die Einkünfte von über eine Million Fahrern in den USA analysiert. Das Ergebnis: Weibliche Fahrer verdienen im Durchschnitt sieben Prozent weniger pro Stunde als ihre männliche Kollegen. Das hat die Forscher überrascht, denn Uber bezahlt den Fahrern einen Stundenlohn, berechnet von einem Algorithmus, der sich nach Fahrdauer und -distanz richtet. Doch wie kommt dann der Gendergap zustande? Die Wissenschafter haben herausgefunden, dass es Unterschiede beim Fahrtempo und der Wahl der Gegend gibt. Männer fahren rund 2,2 Prozent schneller als ihre Kolleginnen, legen in Summe mehr Fahrten zurück und suchen sich lukrativere Gegenden aus. Fahrer, die länger beim Unternehmen sind, bekommen außerdem einen höheren Stundenlohn: Da Männer Uber länger treu bleiben als Frauen, profitieren sie auch davon. "Die Logik hinter der Wirtschaft ist eine männliche, das kann auch einen Algorithmus beeinflussen", ist Zierler überzeugt. "Denn es wird belohnt, dass die Männer schneller fahren können – ihr höheres Unfallrisiko wird nicht berücksichtigt." Ob dennoch Hoffnung besteht, dass sich der Gendergap mit der Zeit ändert? Zierler: "Davon bin ich überzeugt, aber das dauert."

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