"Man kann nicht überall perfekt sein"

Jane Griffiths: "Sorry, Männer, aber ich muss jetzt nach Hause zu meinen Kindern. Die Nanny muss nämlich bald gehen"
Jane Griffiths ist eine der großen Frauen in der Pharmaindustrie. Zudem ist sie Mutter, Frau – und nicht immer perfekt.

Jane Griffiths stammt aus Großbritannien. Wohlbehütet wuchs sie am Land auf – wo sie noch immer lebt. Mit Mann, zwei Kindern, Schafen, Hühnern, Katzen und Hunden. Auf ihrer kleinen Farm lebt sie, in der großen Pharmaindustrie verdient sie als General Managerin von Janssen für Europa, den Mittleren Osten und Afrika ihr tägliches Brot. Wieso sind Sie in die Pharmaindustrie gegangen? Um ehrlich zu sein, bin ich ursprünglich nicht mit der Mission, Menschen zu retten in die Pharmaindustrie gegangen. Nachdem ich den PhD in Biochemie abgeschlossen hatte, war ich knapp bei Kasse und musste Geld verdienen. Ich hatte nicht geplant, in die Pharmaindustrie zu gehen. Aber man muss auch nicht immer die ganze Karriere durchplanen. Sie haben lange Zeit in den USA gearbeitet. Ja. Ich war Managing Director in Großbritannien. Dann wurde ich in einen Job bugsiert, den ich nicht angestrebt hatte. Ich sollte unsere globale HIV-Sparte aufbauen. Ich war wohl in Wahrheit noch nicht bereit dazu. Ich wollte eigentlich den Job haben, den ich jetzt mache. Meine Familie blieb in Großbritannien und ich arbeitete drei von vier Wochen in den USA. Das Gentlemen’s Agreement war, dass ich danach ins Management nach Europa zurückkehren kann. Wie war der Job dann? Es war eine sehr prägende Zeit. Als ich die Sparte aufgebaut habe, bin ich viel nach Afrika gereist, nach China, Brasilien und Indien. Ich habe viel über die Krankheit gelernt. Janssen ermutigt seine Mitarbeiter, in verschiedene Länder zu reisen, verschiedene Funktionen auszuprobieren, das Business kennenzulernen, eineandere Perspektive einzunehmen. Das ist enorm wichtig. Wie gehen Sie damit um, dass das Ansehen der Pharmaindustrie nicht unbedingt das beste ist? Wenn man älter wird, realisiert man, wie wichtig Gesundheit ist. Wenn man jung ist, dann ist das selbstverständlich. 25-Jährige denken nicht an Brustkrebs. Meine Mutter starb im Alter von 65 Jahren an Brustkrebs. Sie war so wütend, dass sie ihre Enkel nicht aufwachsen sehen konnte. Wenn man Menschen kennenlernt, die eine Krankheit haben und dank der Medizin länger leben können, ist man stolz. Machen Sie viel Sport? Erwischt. Eigentlich wenig. Vergangenes Jahr war ich am Mount Kenia. Dafür habe ich viel trainiert. Ich hatte diesen Fitnesstrainer. Ben. Er hat mich gefoltert. Ich habe es aber auf den Gipfel geschafft. Ich brauche immer ein Ziel.

Woher nehmen Sie die Zeit für solche Abenteuer? Wenn man Karriere machen will, braucht man Unterstützung in der Kinderbetreuung. Ich hatte eine Nanny. Man kann gleichzeitig nicht überall perfekt sein, eine perfekte Mutter, perfekte Managerin, perfekte Freundin, perfekte Ehefrau sein. Manchmal muss man sich auf eines konzentrieren.

Wieso sind im Management noch immer so wenige Frauen? Weil Frauen sich nicht so selbstsicher in der Vordergrund stellen und weil sie sich nie für bereit für einen Job halten. Aber heute hat der Mann mehr Verantwortung in der Familie übernommen. Ich bin schon in Meetings gesessen und habe ständig auf die Uhr gesehen, weil ich gehen musste. Und ich wusste nicht, ob ich sagen soll: "Entschuldigung, Männer, aber ich muss jetzt nach Hause zu meinen Kindern. Die Nanny muss nämlich bald gehen." Für mich war das schwierig. Aber ich rate Frauen immer, das zu keinem Problem zu machen. In Wahrheit sitzen auch Männer am Besprechungstisch , mit starrem Blick auf die Uhr, weil sie ihrer Frau versprochen haben, um die Uhrzeit zu Hause zu sein. Oder weil sie ihre Kinder Rugby spielen sehen wollen. Ich denke, wenn mehr Frauenim Management sind, wird es für Männer leichter, für ihre Familie da zu sein.

Ist Ihre Tür für Ihre Mitarbeiter immer offen? Ja, außer wenn ich am Telefon oder in einem Meeting bin. Wir haben tolle Produkte. Aber man braucht vor allem tolle Menschen in einem Unternehmen. Das Engagement der Mitarbeiter ist das Wichtigste. Man muss sie wertschätzen, mit ihnen sprechen, ihnen zuhören, bemerken, was sie tun und man muss erreichbar sein. Es gibt nichts Schlimmeres, als marginalisiert zu werden, oder wenn von niemandem zur Kenntnis genommen wird, wie hart man arbeitet.

Die Ruhe in Person: Jane Griffiths Zur Person Jane Griffiths wurde in Großbritannien geboren und studierte Biochemie an der UCW. Bevor sie Company Group Chairman für Janssen in Europa, den Mittleren Osten und Afrika wurde, war sie im Marketing, im Verkauf und in der Forschung & Entwicklung tätig. Heute hat sie die Verantwortung über mehr als 6000 Mitarbeiter in 100 Ländern. Griffiths ist verheiratet und hat zwei Kinder, einige Schafe, Hühner, Katzen und Hunde. Vor Kurzem wurde ihr der HBA Euro Excellence Award für „Promoting the Advancement of Women in Healthcare“ verliehen. Zu Janssen Die Janssen Pharmaceutical Companies bilden die Pharmasparte von Johnson & Johnson. 2009 wurden 4,6 Milliarden US-Dollar in die Erforschung und Entwicklung neuer Medikamente investiert. In Österreich sind rund 100 Mitarbeiter beschäftigt, weltweit beschäftigt die Pharmasparte mehr als 40.000 Mitarbeiter und ist mit Niederlassungen in 57 Ländern präsent.

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