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Acht ManagerInnen und ihre acht besten Sachbücher
Ein Buch, das bereichert, das berät, das begleitet – egal, wohin man geht. Acht Manager verraten die Bücher, die ihre Sicht auf die Welt verändert haben.

Eintauchen. In das Nass des Meeres, in die Kühle der Seen. Oder in ein gutes Buch. Der Sommermacht’s möglich. Ob im Urlaub in der Ferne oder an einem Feierabend zu Hause. Am Strand oder auf dem Balkon. Einfach ein Werk aufschlagen, hineinlesen, verreisen: Eine Gedankenreise. Spannend, fesselnd – das Umblättern bleibt fast unbemerkt. Wer liest, sieht die Welt aus anderen Perspektiven, erlebt sie mit den Sinnen. Ein Buch regt zum Nachdenken an, wusste schon Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach. „Der wahre Zweck eines Buches ist, den Geist hinterrücks zum eigenen Denken zu verleiten.“ Denn Denken gelingt mit der Ruhe, die beim Lesen einkehrt. In Ruhe liegen Kraft und Freude. Kraft, um durchzustarten – mit neuen Ideen und Lösungen. Freude auf das nächste Buch, das früher kommt als der nächste Urlaub. Im KURIER verraten acht Top-
ManagerInnen ihre Lieblingssachbücher.

"Jenes Buch, das den wohl wichtigsten Wendepunkt in meinem Verständnis der Welt und meiner eigenen Arbeit als Netzwerkanalytiker markiert, ist das von Howard.T Odum: Environment, Power and Society. Es hat eine Zeit gegeben, da habe ich mit dem Buch jeden, der mein Office betrat, zwangsbeglückt – so sehr lag es mir am Herzen. Ich habe noch immer sechs Exemplare im Regal. Das Buch zeigt, wie Netzwerke und Organisationen von universellen Grundgesetzen getrieben sind, die ich später zu einer Formel der Macht zusammengefasst habe: Macht = Energie/Geld * Netzwerk. Es ist ein Feuerwerk von Ideen und Erklärungen über das Funktionieren der Welt an der Schnittstelle von Natur- und Sozialwissenschaften. Jedem, der komplexen Organisationen voransteht und Verantwortung trägt, ist dieses ungewöhnliche Buch ans Herz gelegt. Es ist kein Business-Buch im klassischen Sinne, sondern vielmehr ein Science-Buch, man muss sich da schon hineinarbeiten – aber es erklärt soviel über den Zusammenhang von Macht, Energie, Geld, Information und Netzwerke, dass es für jene, die ganz „oben“ mitspielen wollen, eine ähnliche strategische Guidance geben kann, wie die Werke von Machiavelli, Clausewitz, Schumpeter oder von Drucker.“

Environment, Power and Society, von Howard.T Odum, Columbia University Press

„Dov Seidman’s How! Erfolg und Wertsteigerung durch das richtige zwischenmenschliche Verhalten im Unternehmen steht für einen neuen Managementstil, der in einer immer komplexeren Welt auf Wertschätzung und hohes Verantwortungsbewusstsein setzt. Es zeigt klar auf, dass diejenigen Unternehmen auch finanziell erfolgreicher sind, die sich durch ihr Verhalten positiv differenzieren. Die Auseinandersetzung, wie wir miteinander umgehen, wie sich unsere Werthaltungen in unserem privaten und beruflichen Leben widerspiegeln und vor allem wie sie ein großes Ganzes positiv leiten können, fasziniert mich immer wieder an diesem Buch. Jeder Einzelne kann durch sein Verhalten Wellen auslösen und dadurch die Unternehmensentwicklung und
-kultur beeinflussen – genau dieser Unterschied ist letztlich nachhaltig beim Unternehmenserfolg spürbar. “

How! Erfolg und Wertsteigerung durch das richtige zwischenmenschliche Verhalten im Unternehmen, von Dov Seidman’s

„50 Jahre nach Fernand Braudel schrieb der britische Historiker David Abulafia vor einigen Jahren mit Das Mittelmeer ein packendes Standardwerk über eines der großen Zentren unserer Zivilisation. 800 Seiten Kulturgeschichte von etwa 22.000 v. Chr., als die ersten Menschen die Ufer des Meeres betraten, bis zu den Flüchtlingsdramen der Gegenwart. Fazit: Die Region war so lange wirtschaftlich, kulturell und intellektuell der globale Taktgeber, solange Muslime, Juden und Christen friedlich miteinander leben durften. Erst der europäische Nationalismus des frühen 20. Jahrhunderts zerstörte Frieden, Wohlstand und nebenbei prachtvolle Städte wie Valencia, Jaffa, Thessaloniki, Smyrna (Izmir) oder Genua. Andersrum: Provinzialität, Intoleranz und Xenophobie bringen geistige Verarmung und den Verlust jeglicher ökonomischer Wettbewerbsfähigkeit. All es klar, Österreich?“

Das Mittelmeer, David Abulafia, erschienen im Fischer Taschenbuchverlag

Frank Schirrmachers 2009 erschienenes Buch Payback würde ich zwar nicht als das ,Buch meines Lebens‘ bezeichnen, aber doch als eines, das mein Denken und vor allem mein Verständnis für unser Informationszeitalter wesentlich erweitert hat. Dass jeder Medienwandel ganz tief auch unser Denken, unsere Gewohnheiten, unsere Beziehung zur Umwelt und zu anderen Menschen verändert, haben Medientheoretiker wie Marshall McLuhan längst erkannt. Schirrmacher führt uns vor Augen, wie WWW und moderne Informationstechnologien unser Leben stillschweigend prägen und längst beherrschen, – aber er zeigt auch positiv auf, wie man durch kritische Reflexion dieser Mechanismen zumindest ein Stück weit die Souveränität über das eigene Leben zurückerlangen kann.“

Payback. Warum wir im Informationszeitalter gezwungen sind zu tun, was wir nicht tun wollen, und wie wir die Kontrolle über unser Denken zurückgewinnen, von Frank Schirrmacher, erschienen im Pantheon Verlag

„Was ist die wichtigste Tugend in einer Welt unendlicher Möglichkeiten? Mut! Nur mit einer Haltung, die offen, optimistisch und mutig ist, können wir das Füllhorn der Epoche unternehmerisch nutzen. Boldheißt mein aktuelles Lieblingssachbuch. Es bringt das 21. Jahrhundert auf den Punkt: Steven Kotler und Peter H. Diamandis zeigen, warum wir eine andere Geisteshaltung brauchen, um einer digitalisierten, global vernetzten Welt gewachsen zu sein und was wir damit als Einzelne und als Gesellschaft gewinnen können. Ich kann das Buch allen ans Herz legen, die für den Sommer eine inspirierende Lektüre suchen und dem allseits grassierenden Alarmismus entfliehen wollen. ,Bold‘ ist ein wunderbares Buch für Menschen, die lieber handeln als jammern und das Glas eher halb voll sehen als halb leer. Aber es geht noch weiter: Es zeigt uns auch, wie bedroht wir sind, wenn wir nicht aktiv gestalten und unsere Energie in die Verteidigung des Status quo investieren. Diese Message sollte auch an die Adresse der österreichischen Politik gerichtet werden und hoffentlich dort auch bald ankommen.“

Bold. Groß denken, Wohlstand schaffen und die Welt verändern, von Peter H. Diamandis, Steven Kotler, erschienen bei Simon & Schuster

„Alle fünf Sekunden stirbt ein Kind an Hunger. Dieser Satz hat mich im ersten Moment fassungslos, traurig und wütend gemacht und mich gleichsam wachgerüttelt. Jean Zieglers Werk Wir lassen sie verhungern inspiriert nicht auf eine herkömmlich positive Weise, sondern fordert uns gerade dazu auf, dass wir die Welt nicht immer so hinnehmen dürfen,, wie sie ist. Das versuchen wir auch in unserer täglichen Caritas-Arbeit zu berücksichtigen. Ja, Hunger ist eine globale, aber vermeidbare Tragödie. Hunger ist kein Naturgesetz, sondern ein Auftrag an uns alle, ihn aus der Welt zu schaffen. Diesen Auftrag nehmen wir ernst und helfen dort, wo Not am größten ist. Denn helfen zu können macht uns zu Menschen.“

Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt, von Jean Ziegler, erschienen im Btb Verlag

„Dieses eine Buch, das meine Welt auf den Kopf gestellt hat – gibt es das überhaupt? Ganz ehrlich? Nein. Aber ein Fachbuch hat mich von Vorarlberg nach Wien, weiter um die halbe Welt bis Boston und wieder zurück nach Hause begleitet. Ich liebe es, weil es sich unaufgeregt im Alltag nützlich macht, Lebensqualität inspiriert und beim Genießen hilft. Weil es mich bei einem meiner liebsten Hobbys begleitet – und dabei immer wieder zurück an meine Wurzeln bringt: Fanni Amanns Meine Küche ist das Traditions-Kochbuch, aus dem schon meine Mutter gelernt hat und das sie damals zur Jungbürgerfeier als Geschenk erhalten hat. Erstmals erschien das von einer Wirtin aus Schnifis verfasste Werk 1931. Die aktuelle Auflage wird zu Recht angepriesen als „ein Kult(ur)buch, das Eingang ins kollektive Gedächtnis gefunden hat“. Das wenig fancy Must-have-Buch präsentiert genau 1111 Rezepte – von der Rindsuppe bis zum Rohkost-Orangen-Chaudeau – und kommt ganz ohne Bebilderung aus. Außerdem: Das bei jeder Ausgabe neu verfasste Vorwort gibt Einblick in die Historie und Lebensweisheiten wie beispielsweise: ‚... welch großen Anteil die Arbeit am Glück und Erfolg unseres Lebens hat‘. Das Fachbuch, das ich auf die sprichwörtliche Insel mitnehmen würde: Hier ist es.“

Meine Küche, von Fanni Amann, erschienen im Hubert Krenn Verlag

"Ein Buch, das mein Leben verändert hat? Das gibt es nicht. Aber mein Sommerbuch 2015 ist Lean invon Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg. Hier geht es um Frauen mit dem Willen zum Erfolg. Wie können es Frauen schaffen, anspruchsvolle Jobs zu bekommen? Was mir besonders gefällt ist, dass die Autorin auch über die Barrieren schreibt, die Frauen sich selbst auferlegen, zum Beispiel über Selbstzweifel, den Druck immer perfekt zu sein in Job, Familie und Freundeskreis.
Es geht nicht um eine Handlungsanleitung, sondern Sheryl Sandberg gibt Ratschläge, wie Frauen konsequent Karriere machen können .“

Lean In. Frauen und der Wille zum Erfolg, von Sheryl Sandberg, erschienen im Ullstein Taschenbuchverlag

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