Kein Job, aber viel zu tun

Kein Job, aber viel zu tun
Eine Phase der Arbeitslosigkeit sollte nicht ungenützt bleiben. Welche Weiterbildungen sinnvoll sind.

Das erste Mal gekündigt worden? Meist ein riesen Schock. Das erste Mal beim AMS? Ebenfalls kein gutes Gefühl. In der Schlange stehen, auf die gelbe Terminkarte warten, um finanzielle Unterstützung ansuchen – für das Selbstbewusstsein gibt es Besseres.

Doch gerade jetzt heißt es, aktiv und positiv zu bleiben. Jobcoach Elfriede Gerdenits: "Eine Phase der Arbeitslosigkeit kann man selbstverständlich auch positiv nutzen. Etwa für die Weiterbildungen." Doch welche Kurse sind sinnvoll? Welche werden gefördert? Muss man alles nehmen, was das AMS vorschreibt? "Das Qualifizierungsangebot des AMS ist kein Wunschkonzert", erklärt Sebastian Paulick vom AMS Wien: "Bewilligt werden nur jene Kurse, mit denen die Chance, wieder in Beschäftigung zu kommen, auch deutlich steigt."

Eine "Hitliste" der sinnvollsten Weiterbildungsmaßnahmen gibt es nicht. Je nach bisheriger Vorbildung und Alter variiert das Angebot. "Je näher die Weiterbildungsmaßnahmen am Erwerbsjob liegen, umso besser", sagt Gerdenits: "Einerseits, weil sich dies bei jedem zukünftigen Bewerbungsgespräch hervorragend verkaufen lässt. Andererseits, weil dadurch das eigene Wissen optimiert wird."  "Fortbildungen sollten in dieser Phase so angelegt werden, dass sie einem raschen Wiedereinstieg nicht  entgegenstehen", rät Trigon-Berater und Psychologe Werner Leeb. Das heißt: Die Kurse sollten auch für einige Zeit parallel zu einem neuen Job laufen können.

Nageldesign? Nein, danke!

Darüber, welcher Kurs gefördert wird, entscheidet der AMS-Berater. Aber: "Wer bei einem seriösen Anbieter eine Qualifizierung entdeckt, kann diese seiner Beraterin   vorschlagen", erklärt Paulick. Will heißen: Wer sich in "Autogenem Training" oder "Nageldesign" weiterbilden will, muss dies meist auf eigene Kosten tun. Wer hingegen einen   Sprachkurs wählt, der mit der bisherigen beruflichen Laufbahn in Zusammenhang steht, oder den "Wirtschaftsführerschein" ablegen möchte, wird eher gefördert.  

Egal, ob und für welche Weiterbildung man sich während der Arbeitssuche letztlich entscheidet: "Generell ist es wichtig, diese Zeit nicht einfach als Opfer zu absolvieren, sondern so lange wie möglich in einer Gestalterrolle zu bleiben", sagt Leeb. Und auch abif-Geschäftsführerin Karin Steiner meint: "Arbeitslosigkeit ist eine Krise, die aber auch eine Chance darstellt. Es gibt einem die Möglichkeit, sich auch neu zu orientieren. Zu überprüfen, ob die zuletzt ausgeübte berufliche Tätigkeit gepasst hat und was man daran gerne in Zukunft ändern möchte."

Doch was sollten gerade arbeitslose Junge, Ältere und Hochqualifizierte bei der richtigen Auswahl von Weiterbildung und bei der Bewerbung beachten? Im folgenden lesen Sie Tipps von Experten:

 

Junge Arbeitssuchende: "Den Optimismus behalten"

Jobcoach Elfriede Gerdenits mit den besten Tipps für Junge:

Welche Kurse machen Sinn? Je näher die Weiterbildungsmaßnahmen am Erwerbsjob liegen, umso besser.  Sinnlos finde ich strategisch ungeplante Weiterbildungen in erwerbsjob-fernen Bereichen.

Wie wichtig sind Bewerbungstrainings? Extrem wichtig, aber nicht erst, wenn  junge Menschen schon Monate vergeblich suchen und beim AMS in Massenmaßnahmen gesteckt werden. Bewerbungstrainings müssen an den Schulen stattfinden. Jugendliche haben oft keine Ahnung, was die Wirtschaft von ihnen in Sachen Bewerbung erwartet.

Wie  spricht man das Thema Arbeitslosigkeit bei Bewerbungen an? Arbeitslosigkeit kann ich aus dem Lebenslauf nicht rausschummeln. Sie aber noch explizit anzuführen und mit dem Begriff "Arbeitslos" hervorzuheben ist sehr ungeschickt. Phasen der Arbeitslosigkeit ergeben  Lücken. Die gilt es beim Bewerbungsgespräch schlüssig zu erklären.

 

Hochqualifizierte: "Keine zerstückelten Kurse"

Drei Fragen an Trigon-Berater Werner Leeb.

Welche Kurse machen Sinn? Hoch spezialisierte Personen tun  meist  gut daran sich komplementäres Know-how anzueignen, etwa in dem Bereich Softskills. Vor  der Kurswahl sollte immer ein gründliches Marktscreening gemacht werden. Nicht förderlich sind  völlig sinnentleerte und zerstückelte Kurse – mal da, mal dort  was.  

Wie viel Sinn haben Bewerbungstrainings? In aller Regel bringt es  nicht viel,  vor allem für Akademiker. Diese sollten keine 08/15-Bewerbertrainings absolvieren müssen. Hilfreich sind solche Kurse, wenn man wissen will, wie aktuelle CVs auszusehen haben.

Wie spricht man das Thema Arbeitslosigkeit bei Bewerbungen an? Ich bin ein Verfechter von weitgehender Ehrlichkeit. Hat man  während der Arbeitslosigkeit eine fundierte  Weiterbildung absolviert, lässt sich diese gut als Bildungsauszeit deklarieren. Das wird meist  akzeptiert, da das  Unternehmen dadurch einen Kompetenzzuwachs erwirbt.

 

Ältere Arbeitnehmer: "Bewerbungstrainings sind wichtig"

Was hilft älteren Arbeitsuchenden? Karin Steiner (abif) im Gespräch:

Welche Kurse machen Sinn? EDV-Kurse, spezifische Fachkurse – alles, was hilft am Ball zu bleiben. Auf jeden Fall sollte man  einschlägige Fachkonferenzen besuchen, das aktualisiert nicht nur den eigenen Wissensstand, sondern trägt auch dazu bei, Kontakte zu pflegen.

Wie wichtig sind  Bewerbungstrainings? Sie sind vor allem wichtig,  wenn man sehr lange Zeit für eine Firma gearbeitet hat. Dann ist das Wissen, wie man sich richtig bewirbt, oft verschollen oder einfach nicht mehr aktuell. Ein Training sollte  auch vermitteln, wie man an informelle Stellen herankommen kann.

Wie spricht man das Thema Arbeitslosigkeit bei Bewerbungen an? Am besten ist es zu sagen, dass man sich einvernehmlich voneinander getrennt hat. Das sollte auch im Arbeitszeugnis stehen. Genaue Gründe für eine Kündigung muss man nicht angeben. Zu vermeiden ist das Anführen von Konflikten mit dem Team.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Hintergrund

Kommentare