"Die Gegenfrage ist das Gegengift"

Schule des Sprechens, Tatjana Lackner
Die Schule des Sprechens hilft Menschen, die besser kommunizieren wollen. Gründerin Tatjana Lackner erklärt, warum wir uns damit so schwertun.

KURIER: Frau Lackner, gute Kommunikation muss sehr schwierig sein – sonst könnten wir jeden überzeugen und immer kriegen, was wir wollen. Warum ist das so?

Tatjana Lackner: Das liegt an unseren Filtern, die wir zwischen dem ersten und fünften Lebensjahr entwickeln. Sie zeigen uns unsere vermeintlichen Grenzen auf. Im Erwachsenenleben stoppen sie uns – bei einem Vortrag, einem Meeting, in einer Netzwerk-Runde – und warnen: Kannst du das ob deiner Person, deiner Position und deiner Funktion jetzt wirklich sagen? Natürlich haben wir alle einen Mund und ein Hirn und könnten sagen, was wir uns denken. Es gibt aber viel, was uns hemmt.

Sie lehren in Ihrer Schule des Sprechens seit 25 Jahren Kommunikation. Was ist heute anders als früher?

Ein Beispiel: Früher war ein Techniker nur für die Maschinen zuständig, die Assistentin hat gut mit dem Chef können müssen – die Aufgaben waren klar verteilt. Heute muss der Techniker auch die Kundengespräche führen, die Assistentin ist Drehscheibe des ganzen Unternehmens und der Chef selbst steht auf den Messen und präsentiert in mehreren Sprachen. Bei Kommunikation geht es heute um mehr, als nur um schön zu sprechen.

Worum geht es im Kern?

Um Eigenmarketing und darum, durchs Reden Atmosphäre zu schaffen. Menschen kaufen sich, egal ob im Bewerbungsgespräch, beim Vortrag oder bei der Gehaltsverhandlung, Stimmungen. Diese Stimmungen animieren andere Menschen, das zu tun, was man gerne hätte.

Welche Grundausstattung braucht man im Arbeitsleben, um diese Atmosphäre zu schaffen?

Wir leben in einer Welt von Business-Breakfasts und Meetings.Trotzdem gab noch nie so viele grottenschlechte Redner wie heute. Die meisten bereiten nämlich nur ihr Thema vor. Sie überlegen sich aber nicht, welche Appetizer sie dazu reichen könnten, damit es auch cool wird. Es braucht auch Gossip, Brancheneinblicke und Chancen oder Gefahren, auf die man hinweist. Denn das sind Dinge, die sich die Menschen merken, das ist gereichtes Fingerfood.

Auch die Stimme entscheidet über Erfolg oder Flop.

Stimme und Sprache spielen da natürlich eine riesen Rolle. Die Stimme ist der Seismograf unserer Psyche. Ein inhaltlich guter Vortrag kann schmallippig und im Schatten der Nervosität vorgetragen schrecklich sein.

Vor allem Frauen kriegen schnell eine hohe Stimme wenn sie aufgeregt sind. Schlecht fürs Business?

Ich habe festgestellt, dass Frauen zu schnell in der Rechtfertigungsfalle stecken und dadurch piepsig werden und letztlich Sympathie-Punkte verlieren – das verbale Duell ist mit Rechtfertigungen nicht zu gewinnen. Die Gegenfrage ist hier das Gegengift: Man macht das eigene Problem lieber zum Problem des anderen, in dem man ihn konsensual und interessiert fragt: "Wo liegt für dich das Problem? Wie genau lautet dein Vorschlag dazu?" Bei Killerphrasen sind Fragen besser geeignet, um andere in die Forderung zu nehmen.

Ist Sympathie wichtig beim Reden?

Sympathie ist Trumpf. Sympathie und Kompetenz schließen einander nicht aus. Pampig und schmallippig zu reagieren oder Botschaften unnötig persönlich zu nehmen ist keine gute Idee. Das kostet Statuspunkte.

Oft geht im Business-Alltag die Authentizität verloren – die Filter lassen uns verstellt wirken.

Den Wunsch nach mehr Authentizität höre ich oft bei meinen Kunden. Authentisch muss nicht auch gut sein – wir lassen die Zähne unserer Kinder auch nicht schief stehen, sondern wir kümmern uns um eine Zahnspange. Man sollte natürlich bleiben, aber sich optimieren. Da gibt es ein Grundmissverständnis bei allen vor 1950-Geborenen. Viele sitzen an den Schaltstellen der Macht, würden jedoch beim Bewerben in der eigenen HR-Abteilung durchfliegen. Der Grund: Schlechtes bis kein Englisch. Ich unterrichte an fünf Unis und FHs, auch im Ausland. Da sitzen top ausgebildete Menschen, die moderne Business-Skills beherrschen. Die Führungsebene sollte hier nachziehen, damit sie glaubwürdig bleibt. Ab einem gewissen Alter geht es nicht mehr darum, was man weiß, sondern darum, was man kann. Business-Rhetorik ist dafür hilfreich.

Tatjana Lackner gehört zu den führenden Kommunikations- und Verhaltens-Profilern. Vor 25 Jahren gründete sie die Schule des Sprechens in Wien (www.sprechen.com). Sie referiert bei der „Success“, Österreichs größter Jahreskonferenz für Office Management und Assistenz, am 16. und 17. April in Stegersbach.

Gewinnspiel: Wir verlosen ein Ticket für die „Success“. Beantworten Sie uns per eMail an karriere@kurier.at bis 14. März folgende Frage: Was ist
aktuell Ihre größte persönliche Herausforderung im Office?

"Die Gegenfrage ist das Gegengift"
Schule des Sprechens, Tajtana Lackner

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