Die fetten Jahre sind noch vorbei

Die fetten Jahre sind noch vorbei
Studie: 2012 gibt es um drei Prozent mehr als im Vorjahr. Geknausert wird bei Einsteiger-Gehältern, bestens dran sind Spezialisten.

Sparsam, aber nicht knausrig, so lautet in vier Worten der Inhalt des C2X-Gehaltshandbuchs Die Gehälter in Österreich 2012."So sehr es im vergangenen Jahr Hoffnung gab, die Einkommen würden wieder abheben, so deutlich wurden diese Erwartungen enttäuscht", erkärt Bruno Gangel, Chef der Beraterfirma C2X. In Zahlen: 2012 wird um drei Prozent mehr gezahlt als 2011. Überragend ist das nicht – selbst im Krisenjahr 2009 gab es Plus zwei Prozent.

Viele Chefs, so geht aus der Befragung von 400 Firmen verschiedenster Branchen und Größen hervor, gestalten ihre Einkommenspolitik deutlich sparsamer als früher: "Einstige Überzahler zahlen nur mehr durchschnittlich, durchschnittliche Zahler sind unter den Durchschnitt gegangen", erklärt der Berater. Vor allem für Einsteiger gibt es weniger. Gangel: "Sie akzeptieren das auch. Erstens können sie nicht anders. Zweitens besteht eine ausgeprägte Intransparenz: Ist das Gehalt ok oder nicht? Drittens ist man dankbar, überhaupt einen Einstieg abseits der Unsitte Praktikum gefunden zu haben."

Fair verteilt

Positiv anzumerken ist, dass die Gehaltsentwicklung fair und gleichförmig über alle Unternehmensebenen ist. Die Spitzenverdiener des oberen Managements rechnen 2012 im Schnitt mit einem Plus von 2,70 Prozent. Für Vorstandsvorsitzende bedeutet das 201.700 Euro brutto.

Die größte Steigerung gibt es 2012 für Spezialisten (Mitarbeiter mit besonderen Fähigkeiten oder besonders langer Berufserfahrung) mit 3,14 Prozent, gefolgt von Mitarbeitern mit 3,02 Prozent. Mitarbeiter des mittleren Management bekommen 2012 2,8 Prozent mehr, Bereichsleiter können im Schnitt mit jährlich 130.000 Euro brutto rechen, Abteilungsleiter mit 80.000 Euro.

Interessant ist, dass diese Effekte zwar nicht auf einzelne Branchen begrenzt sind, aber sich die Funktionsbereiche doch unterschiedlich entwickeln: 2012 gewinnen Vertrieb, Finanz- und Rechnungswesen gehaltstechnisch langsam an Boden. Marketing und Human Resources hingegen zahlen weniger. "Das hat mit der Einschätzung als ,unproduktive" Bereiche zu tun. Marketingkosten kann man leicht sparen, Personalthemen galten  immer als schmetterlingshaft. Diese Verschiebungen sind deutliches Signal der latenten Verunsicherung", erklärt der Gehaltsexperte.

Schlechte Zielerreichung

Nach dem dramatischen Einbruch der Bonuszahlungen 2008/2009 erholen sich die variablen Anteile derzeit langsam, aber stetig.  Der Motor für diese positive Entwicklung sind realistischer gesteckte Ziele als auch erfolgreichere Ziel­erreichungen. Doch, so Gangel: "Wir sind noch lange nicht auf einem Vor-Krisen-Niveau."

Auf Vorstands- und Geschäftsführerebene hatte man sich für 2012 im Schnitt 210.400 Euro als variables Gehaltsziel gesteckt. Geworden sind es 127.300 Euro. Man zeigt sich dennoch zufrieden: "Manager sind bescheidener geworden", erklärt Gangel: "Gerade sie wissen, wie schnell ein Dienstvertrag beendet sein kann. Und aus dem stehenden Gewässer kommt auch ein bekannter Name nicht mehr so leicht ins Rennen."

Generell ist der Ausblick des Gehaltsexperten positiv, die Trendprognose zeigt laut Studie für die nahe Zukunft vorsichtig nach oben. "Es ist natürlich, dass wir magere Zeiten stärker in  Erinnerung behalten. Aber in den vergangenen zwölf Jahren sind die Einkommen in Österreich um 37,8 Prozent gestiegen. Da im gleichen Zeitraum die Verbraucherpreise nur um 28,4 Prozent angestiegen sind, gab es ein klare Einkommensverbesserung."

 

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