Wenig Chancen auf Bildungsaufstieg

Wenig Chancen auf Bildungsaufstieg
Österreichische Pädagogen verdienen mehr als ihre Kollegen im Ausland, stehen aber kürzer im Klassenzimmer.

Österreichs Bildungssystem ist teuer. Sehr teuer sogar. Das zeigt die aktuelle OECD-Vergleichsstudie "Bildung auf einen Blick", die am Dienstag veröffentlicht wurde.

9660 Euro gibt der Staat jährlich pro Schüler beziehungsweise Student aus. Kaum eines der 30 von der OECD verglichenen Ländern leistet sich diesen Luxus.

Mit ein Grund für die hohen Ausgaben: Lehrer stehen zu wenig im Klassenzimmer und haben dabei sogar weniger Schüler zu betreuen als ihre Kollegen in anderen Ländern. Hauptschullehrer und Pädagogen an höheren Schulen stehen 607 Stunden in der Klasse, während Lehrer im OECD-Schnitt 704 Stunden unterrichtet. Dabei verdienen Österreicher mehr als ihre Kollegen im Ausland – aber auch wesentlich weniger als ein durchschnittlicher österreichischer Akademiker (siehe Grafik oben) .

Unterrichtsministerin Claudia Schmied sieht in der geringen Unterrichtsverpflichtung mit als Grund für das schlechte Abschneiden: "Wir versuchen , mit einem neuen Dienstrecht gegenzusteuern." Das bedeute aber nicht unbedingt, dass Lehrer in Summe mehr arbeiten müssen: "Sie müssen von administrativen Aufgaben entlastet werden, damit sie sich auf ihre pädagogische Arbeit konzentrieren können." Bis heute haben nur ganz wenige Pflichtschulen eine Sekretärin. Auch eine Verflachung der Gehaltskurve bei Lehrern strebt die Ministerin an – junge Lehrer sollen mehr, ältere weniger verdienen. WIFO-Chef Karl Aiginger kommentiert die Lehrerarbeitszeit so: "Eigentlich gibt es einen 40-Stunden-Vertrag, aber es wird immer noch in Unterrichtseinheiten gerechnet. Die Unterscheidung, was eine Schulstunde ist und was nicht wird es in einigen Jahren nicht mehr geben."

Akademiker

Kritisiert wird von der OECD auch die geringe Akademikerquote. Und dass nur etwa ein Viertel der jungen Menschen ein höheres Bildungsniveau haben als ihre Eltern. Studiengebühren sind nach Ansicht des OECD-Experten Andreas Schleicher kein Hindernis für den Bildungsaufstieg: "Das große Hindernis ist vielmehr der Aufstieg in weiterführende Schulen."

Großes Lob gibt es für das berufliche Ausbildungs­system: Da ist Österreich weltweit sogar auf Platz 1. Vorbildlich ist hier das duale Ausbildungssystem – also die klassische Lehre. Teuer kommt dabei aber die staatliche Ausbildungsgarantie. Die Schaffung von Ersatzlehrplätzen für schwer vermittelbare Jugendliche verschlingt Millionen. Ein Lehrplatz in einem überbetrieblichen Ausbildungszentrum kostet den Staat rund 20.000 Euro pro Jahr. Bezahlt werden müssen nicht nur Ausbildner, sondern auch die Jugendlichen, die eine Art Lehrlingsentschädigung erhalten.

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