STEOP macht den Studis Druck

STEOP macht den Studis Druck
Stressiger Start ins neue Semester: Die Studieneingangsphase macht zu viel Druck, sagen 80 % der Studierenden.

Wenn sich vor den Vorverkaufsstellen der Wiener Linien lange Schlangen bilden, dann ist das ein deutliches Zeichen: Wieder hat neues Uni-Semester begonnen.

Das junge Sommersemester 2012 bringt neben Sonnenschein auch Stress. „Erstsemestrige sind häufig mit Dingen überfordert, die für andere bereits selbstverständlich sind – wie etwa die Anmeldung zu Lehrveranstaltung, das Zusammenstellen eines Semesterplans oder die Orientierung an der Hochschule“, heißt es aus der ÖH. Bücher und Skripten und Semesterticket kosten Geld.

Einen ganz neuen, aber laut ÖH „enormen“ Stressor gibt es seit dem Wintersemester 2011. Die „Studieneingangs- und Orientierungsphase“, kurz STEOP. „Sie führt für viele zu einer enormen psychische Belastung. Sie wird als einsemestrige Aufnahmeprüfung empfunden, begleitet mit der ständigen Angst, das Wunschstudium eventuell nicht fortsetzen zu dürfen“, sagt Martin Schott aus dem ÖH-Vorsitz-Team. Hintergrund: Wer zwei Mal bei der Klausur am Ende der STEOP durchfällt, wird für das betreffende Studium gesperrt. Ein Leben lang. Laut einer ÖH-Umfrage gaben 80 Prozent an, dass die STEOP zu viel Druck verursacht.

Früh genug anmelden

Den Stress, für das Wunsch-Studium akzeptiert zu werden, hat Johanna bereits vor Jahren hinter sich gebracht. Die 24-Jährige studiert an der Wiener Musik-Uni Klavier und Kammermusik. Jetzt, im März 2012, kann sie es sich zu Semesterbeginn leisten, vor der Uni zu sitzen und sich die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen. Ihr eigenes Stress-Level würde sie auf einer Skala von eins bis zehn (Maximum) mit sechs einschätzen. Johanna: „Also nicht so schlimm, eigentlich. Ich habe mich für alle Lehrveranstaltungen angemeldet und ganz ehrlich: Nach einem Monat Ferien bin ich gut erholt.“

Ein paar Kilometer weiter sitzt eine weitere Studentin in der Sonne. Allerdings mit Lernmaterialien statt Jausensackerl in der Hand. „Mein Stress-Level? Zehn!“ Erklärt Viola. Die Italienerin beginnt in Wien gerade ein Architektur-Studium. Was sie so stresst: „Die deutsche Sprache. Und die Organisation. Es gibt hier so viele Lehrveranstaltungen, alles überschneidet sich. Das finde ich sehr schwierig.“ In Italien, so erzählt sie, gäbe es an den Unis weniger Wahlmöglichkeiten. Sie findet das nicht unbedingt besser, aber einfacher.

Quadratisch, praktisch, FH

Kein Problem mit seinem Stundenplan hat Christoph. Er studiert an einer FH – der FH Joanneum Graz – und dort ist das Studium bekanntermaßen gut organisiert. „Stressig kann es trotzdem werden, vor allem für die Studiengänge Gesundheit, weil sich die ihre Praktika organisieren müssen“, weiß Christoph. Er selbst studiert Baumanagement und Ingenieurbau und würde sein Stress-Level mit vier festlegen. Da er aber als ÖH Funktionär gerade zu Semesterbeginn viele Sitzungen hat, korrigiert er auf eine sieben.

Tomas, 20, studiert Wirtschaftsinformatik: „Da muss man viel lernen, von Anfang an. Mein Stresspegel liegt bei acht.“ Für seine Uni, die TU Wien, hat er aber Lob übrig: „Die Anmeldung per Computer hat super funktioniert. Das war gar kein Stress.“

STEOP: Der strenge Uni-Türsteher

Neuregelung Seit dem Wintersemester 2011 gilt die Studieneingangs- und Orientierungsphase STEOP an allen Unis. Ausgenommen sind Fächer, die schon Platzkontingente oder Aufnahmeprüfungen haben. Die Prüfungen zu den Einführungsvorlesungen sind Voraussetzung für alle weiteren Lehrveranstaltungen. Wer zwei Mal durchfällt, ist für immer gesperrt. Unis können ein drittes Antreten erlauben.

Kritik Die STEOP soll der Orientierung über die wesentlichen Studieninhalte dienen und nicht quantitative Zugangsbeschränkung sein. Die ÖH übt schwere Kritik: Die STEOP diene mehr dem gezielten „Rausprüfen“. Rektorat, Senat und ÖH der Uni Wien haben vereinbart, dass die STEOP des Wintersemesters genau evaluiert wird. Der Bericht ist in Erstellung und wird in der zweiten Märzhälfte vorliegen.

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