Sprachverwirrung um Deutschförderung

Es gebe Konsens, sagt der VP-Integrations-Staatsssekretär. Die SP-Schulministerin lässt dementieren.

Welch erfreuliche Nachricht: Die streitbaren Koalitionspartner beginnen das neue Jahr mit Konsens. Das dachten Politik-Interessierte wohl, als sie das ORF-Morgenjournal am Mittwoch hörten.

ÖVP-Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz tat kund, dass sich Rote und Schwarze in Sachen Sprachförderung geeinigt haben. Kinder mit Deutsch-Defiziten sollen fortan intensiv geschult werden: Im Rahmen eines Vorschuljahres oder in Sprachklassen an Volksschulen. Das hat SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied bisher abgelehnt; „Gettoklassen“ kämen nicht in Frage.

Empörung

Und so ließ die Reaktion aus dem Unterrichtsministerium nicht lange auf sich warten. Von inhaltlicher Einigung könne keine Rede sein, hieß es dort gegenüber dem KURIER. SPÖ und ÖVP hätten sich lediglich grundsätzlich – und das schon bei ihrer November-Klausur – darauf verständigt, Kinder mit Sprachproblemen zu fördern. Am 4. Dezember hätten sie im Ministerrat den Fahrplan festgelegt. Im Beschluss heißt es: In Schmieds Ministerium „werden bis März 2013 auf Basis der bestehenden Fördermaßnahmen unter wissenschaftlicher Begleitung umfassende Modelle der Sprachförderung weiterentwickelt, um ab dem Schuljahr 2013/14 mit Pilotversuchen zu starten, die an Schulstandorten mit vielen Kindern mit hohem sprachlichem Förderbedarf in allen Bundesländern für ein Schuljahr erprobt werden sollen“. Mit der ÖVP verhandelt werden könne also erst, wenn die Fachleute ihre Arbeit getan hätten, verlautet aus Schmieds Büro.

Kurz’ Sprecher verweist auf einen anderen Passus im Regierungsbeschluss: „Diese Pilotversuche sollen sich vor allem der optimalen Förderung von (Vor-)Schulkindern und QuereinsteigerInnen widmen, auch in Form von mehrmonatigen Intensivkursen (z.B. Sprachcoaching) zusätzlich zum Schulbesuch.“ Das zeige: SPÖ und ÖVP seien handelseins. Warum weiß dann die SPÖ nichts davon, dass es künftig in bis zu 50 Schulen verpflichtende Deutschkurse für Kinder mit Sprachproblemen geben soll? „Über Details ist noch nicht gesprochen worden.“ Und: Kurz habe halt „seine Vorstellungen in der Sache konkretisiert“. Trotz der Differenzen sei dieser „zuversichtlich, dass wir zusammenfinden und keine Zeit verlieren“.

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