Spanier streiken für mehr Bildung

Spanier streiken für mehr Bildung
Nach milliardenschweren Kürzungen im Bildungsbereich protestieren am Dienstag Lehrer, Eltern und Schüler in ganz Spanien.

Heute sind viel weniger Schüler als sonst gekommen", sagt eine Sekretärin eines Madrider Gymnasiums zur Tageszeitung El País am Dienstag. Diese Schule ist nicht die einzige, denn in ganz Spanien bleiben die Schüler fern. Es ist der erste Tag des nationalen Streiks gegen die millionenschweren Budgetkürzungen im Bildungsbereich. Nicht nur Schüler und Studenten demonstrieren, sondern auch ihre Eltern, Lehrer, Professoren. Aufgerufen sind alle Bildungsstufen vom Kindergarten bis zur Universität. Erwartet werden laut El Público bis zu acht Millionen Streikende.

Grund für den Streik ist ein von Bildungsminister José Ignacio Wert eingeführtes Dekret. Dieses fixiert Kürzungen in den öffentlichen Ausgaben für Bildung, erhöht die Schülerzahl pro Klasse sowie die Unterrichtsstunden der Lehrer. Außerdem ermöglicht es eine Steigerung der Studiengebühren, erschwert dabei aber auch die Zugänge zu Stipendien und Förderungen. Es gebe keine Alternative zu diesen "schmerzlichen" Maßnahmen, betonte Wert vor einigen Tagen.

Die Ausgaben für Bildungseinrichtungen im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) sollen in den nächsten fünf Jahren von 4,9 Prozent auf 3,9 Prozent sinken. Zum Vergleich: Österreich investiert 5,4 Prozent, liegt dabei auch unter dem OECD-Schnitt (5,9 Prozent).

Spanische Wirtschaft findet nicht aus der Rezession

Erst am Montag verkündete die Regierung unter dem konservativen Mariano Rajoy, dass die spanische Wirtschaft auch im Frühjahr nicht aus der Rezession finden werde. Das BIP sinke im zweiten Quartal ähnlich stark wie zu Jahresbeginn, verkündete Wirtschaftsminister Luis de Guindos am Montag. Das ganze Land müsse deshalb sparen und die Neuverschuldung abbauen.

Die Wirtschaftskrise hat Spanien besonders getroffen und zu Kürzungen in allen öffentlichen Bereichen geführt. 2010 wurde mit einer gravierenden Kürzung der Lehrer-Gehälter ein erster großer Einschnitt im Bildungsbereich durchgeführt. Damals noch unter der sozialistischen Regierung Zapateros.

Die jetzigen Kürzungen seien laut Wert allerdings kaum eine Belastung für das Bildungssystem. Das sehen die Gewerkschaften und Organisatoren des Bildungsstreiks anders. "Eine Kürzung von rund 20 Prozent wird die Qualität der Ausbildung schwer gefährden", schreiben sie in einer Aussendung.

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