"Kleine Revolution": Matura mit Lehre soll kommen
Eine neue Form der Ausbildung schwebt der Wirtschaftskammer (WKÖ) vor: Nach der Lehre mit Matura soll nun die Matura mit Lehre kommen. Künftig soll es für Maturanten die Möglichkeit geben, in der 7. oder 8. Klasse zunächst als Wahlfach die theoretischen Grundlagen dafür zu erwerben und dann nach der Reifeprüfung in einem "Intensivjahr" zur Lehrabschlussprüfung zu kommen.
„Wir wollen eine kleine Revolution", sagt WKÖ-Präsident Christoph Leitl. "Wir haben noch immer einen starken Restbestand an Imageproblemen bei der Lehre, die sich mit Sozialprestige verbinden. Da heißt's 'Wenn das Mädchen des Nachbarn in eine höhere Schule geht, muss auch unser Kind in eine höhere Schule gehen, weil unser Dirndl ist ja nicht blöder.'" Solche Klischeevorstellungen könnten nur durch eine Änderung des Systems aufgelöst werden, sagt Leitl.
Darüber hinaus wünscht sich Leitl, dass eine Meisterprüfung auch den Zugang zur Fachhochschule eröffnet. Die Wirtschaftskammer startet außerdem heuer mit Berufsakademien, die Lehrabsolventen nach einigen Jahren Berufserfahrung den Zugang zu einer Ausbildung auf akademischem Niveau eröffnet.
"Man verkauft uns Fortschritte im Retourgang. Das ist das genaue Gegenteil von dem, was wir wollen."
An den Schulen verlangt die Wirtschaftskammer eine stärkere Differenzierung und Individualisierung des Unterrichts. "Heute verlangen die Lehrpläne von allen die gleichen Standards", moniert Leitl. "Wo Probleme sind, reitet man darauf herum, wo Mehrtalent da ist, liegt es brach." Wichtiger wäre es, in schlechteren Fächern eines Schülers geringere Ziele zu verlangen und in besseren Fächern höhere. Am Ende der Schulpflicht sollte gewährleistet sein, dass jeder gewisse Mindeststandards erreicht - und darüber hinaus hingewiesen werden, wo die Schüler besonders gut seien und wo ihre Potenziale liegen.
Allerdings dürfe die Begabungsdifferenzierung nicht komplett abgeschafft werden wie derzeit an den Neuen Mittelschulen, so Leitl. "Man verkauft uns Fortschritte im Retourgang. Das ist das genaue Gegenteil von dem, was wir wollen."
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