Bei RHI und Mondi: Lehre à la mexicana

In Mexiko: Zwei RHI-Lehrlinge mit ihrem Ausbildner.
Miguel Monroy Robles implementierte die duale Lehre in Mexiko – bei den österreichischen Unternehmen RHI und Mondi. Diese Woche war der Chef des mexikanischen Arbeitgeberverbandes Coparmex Coahuila in Wien, um darüber zu sprechen.

KURIER: Im September starteten in Coahuila und Nuevo León in Mexiko 293 Lehrlinge bei den österreichischen Firmen RHI und Mondi ihre duale Lehre. Sie haben diese Lehre aufgebaut. Wie kam es dazu?

Miguel Monroy Robles: Wir haben die Initiative gestartet, um den Jugendlichen in Mexiko bessere Chancen zu ermöglichen und um ihre Employability zu steigern, um die Kids von der Straße runterzukriegen und um ihnen zu zeigen, wie sie produktiver sein und sich entwickeln könnten. RHI und Mondi haben gesehen: Die duale Ausbildung könnte – neben all den anderen positiven Effekten – ein Weg sein, das umzusetzen und unterstützten den Aufbau. Hinzu kommt, dass es im Norden Mexikos einen großen Technikermangel gibt, dem man entgegenwirken muss. Das Programm hat also viele Vorteil.

Wie sieht die Lehre à la mexicana aus? So wie die österreichische?

Die Deutschen haben in der Region bereits 30 Jahre lang am strukturellen Aufbau einer Lehre nach deutschem Vorbild gearbeitet. Dass Jugendliche aber in technischen Schulen lernen und gleichzeitig in den Betrieben arbeiten, so, wie in Österreich, das hat es hier noch nie gegeben. Zusätzlich mussten wir ein Modell aufbauen, das auf unsere Kultur, unser Mindset zugeschnitten ist. Wir mussten viel Überzeugungsarbeit leisten, mit den Unternehmen, den Bossen, mit Lehrern und Schülern in Schulen reden, ihnen von diesem groben Plan erzählen, so etwas wie eine dreijährige duale Ausbildung zu implementieren.

Wie funktioniert so ein Aufbau?

Wir mussten ganz klein beginnen, ohne Budget, ohne Fachwissen. 2013 kam der Anruf von RHI, ob wir als Arbeitgeberverband so ein Projekt aufsetzen könnten. Zeitgleich war der Präsident des Verbandes in Deutschland, um sich über so ein Modell zu informieren. Er kam zurück und sagte: "Wir sind so dumm, wie konnten wir in den vergangenen Jahren bloß kein Modell haben, um unseren technischen Nachwuchs auszubilden?" Wir holten uns also alle Informationen, die ICEP (österreichische Entwicklungsorganisation, Anm.) hat uns sehr dabei unterstützt.

Welche Schwierigkeiten gab es, was lief gut?

Wir haben einen kulturellen Wandel gestartet: Wir mussten den Jugendlichen klarmachen, dass so ein Programm gut für sie ist, sie motivieren, ihnen aber auch verdeutlichen, dass die Sache ernst ist und sie jetzt professionell sein müssen. Wir mussten auch mit vielen Eltern reden. Und den Unternehmen gleichzeitig die Angst davor nehmen, junge, unerfahrene Leute direkt im Betrieb ausbilden – sie könnten ihnen hinterher ja schließlich auch die Jobs wegnehmen. Da gab es Barrieren. Aber sie haben so dringend Nachwuchsfachkräfte gebraucht, dass es schließlich geklappt hat. Heute nennen die Ausbildner ihre Lehrlinge "meine Muchachos", sie gehören fast schon zur Familie.

Wie kommt die duale Lehre bei den Jungen an?

Für die ersten ausgeschriebenen 76 Lehrstellen gab es 300 Bewerbungen. Das Interesse ist also groß, wir müssen immer wieder Leute ablehnen. Sobald die Lehrstellen geschaffen sind, erhalten die Jugendlichen nach ihrem Abschluss ein Job-Angebot vom Betrieb.

Erhalten sie auch eine Lehrlingsentschädigung?

Ja. 4000 Pesos (180 Euro, Anm.) vom Unternehmen und dem Bildungsministerium.

Welche Anforderungen an Fachkräfte haben die österreichischen Unternehmen in Mexiko?

Die mexikanische duale Ausbildung ist vom Niveau her nicht so hoch angesiedelt, wie die österreichische. Ein österreichischer HTL-Absolvent ist vergleichbar mit einem mexikanischen Ingenieur im ersten Studienjahr. Was den Unternehmen fehlt, ist jemand, der mit einem Schraubenschlüssel umgehen kann. Eine echte Fachkraft. In Österreich gibt es hierfür über 200 Lehrberufe, die Deutschen haben 300. Wir haben in Mexiko sieben Lehrberufe – technische, aber auch Buchhalter, in der IT, im Tourismus, Management.

Bei den Euro- und WorldSkills treten die besten Fachkräfte gegeneinander an – vielleicht in den nächsten Jahren auch welche aus Mexiko?

Ich habe gestern erfahren, dass es eine Skills-Niederlassung in Mexiko-City gibt und meine Reaktion war: Warum waren wir nicht schon eher dabei? Ich bin überzeugt davon, dass wir es in den nächsten Jahren schaffen werden, mit unseren Fachkräften teilzunehmen.

Kommentare