Auslandspraktikum: Probieren geht über Studieren

Auslandspraktikum: Probieren geht über Studieren
Wissenschaftliche Studien-Praktika im Ausland sind gut für die Karriere, aber schwer zu kriegen. Die Hintergründe.

Wer ein wissenschaftliches Praktikum im Ausland absolvieren will, muss die richtigen Kontakte haben. Denn in Österreich sucht man eine zentrale Beratungsstelle für diese Art der Aus- und Weiterbildung vergeblich.

Es braucht also Eigeninitiative: Meist suchen Studenten im Internet oder fragen sich im Zuge der Masterarbeit bzw. Dissertation am Institut durch. Und das ist ausgerechnet an den wissenschaftlich orientierten Universitäten hierzulande deutlich schwieriger als auf den Fachhochschulen. Dort gibt es Kooperationen mit wissenschaftlichen Institutionen und Praktikumsplätze für interessierte Studenten.

Auf der Uni Wien existiert zwar das "Forschungsservice und Internationale Beziehungen" (FSIB). Die sogenannte Anlaufstelle für Forschungsförderung bietet Mobilitätsprogramme für Studierende, hinsichtlich eines wissenschaftlichen Praktikums könne man hier aber nicht weiterhelfen, erklärt Koordinatorin Sabine Palatin. "Wir betreuen Studierende nur bei der Beantragung der Förderung eines "ERASMUS Praktikums".

Möglichkeit

Eine spezielle Förderschiene für Studierende der Uni Wien, die wissenschaftlich arbeiten wollen, sind zumindest die Kurzfristigen Auslandsstipendien (KWA) bis zum vollendeten 35. Lebensjahr. Für Eltern wird die Altersgrenze pro Kind um zwei Jahre ausgedehnt. Diese Auslandsstipendien unterstützen in erster Linie Master-, Diplom- und PhD-Studierende bei Literaturrecherchen, Feldforschungen und Laborarbeiten an internationalen Forschungsinstitutionen. Maximale Dauer: drei Monate. Palatin: "Im Gegensatz zum ERASMUS-Praktikum setzt diese Förderung keine Anstellung als Praktikant an der Gastinstitution voraus."

Zur Nachfrage meint Cornelia Blum, Pressesprecherin der Uni Wien: "Insgesamt forschen knapp mehr als die Hälfte der Bewerber in Europa, die übrigen sind in 46 außereuropäischen Ländern."

Mobilität

Wissenschaftliche Erfahrung im Ausland konnte auch Ruth Müller während ihrer Dissertation in den USA sammeln: "Ich habe am Institut für Wissenschaftsforschung der Uni Wien im Rahmen eines Forschungsprojekts dissertiert. Mithilfe von Förderprogrammen konnte ich gleich zwei Mal an der University of California Santa Cruz arbeiten." Ebenso verschlug es Norbert Galler von Graz nach Irland. Der Student organisierte sich das wissenschaftliche Praktikum selbst, nahezu ohne Fördermittel: "Ich habe mich informiert, welche Forschergruppen in Kontakt mit unserem Institut sind. Dann habe ich einfach den Professor dort angeschrieben."

Irland: Wenig Geld, viel Aufwand

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Hundert Euro Praktikumszuschuss für einen Forschungsaufenthalt in Irland, dafür aber zehn Stunden bürokratischer Aufwand. Diese Erfahrung machte heuer Nobert Galler. Der 25-Jährige studiert in Graz Biochemische Analytik und Sensortechnik sowie Lehramt für Deutsch und Chemie. Das Praktikum ließ er sich als Wahlfach anrechnen.
Im Sommer 2011 verbrachte er einen Monat am University College Cork in Irland. "Da ich am Institut für Analytische Chemie und Lebensmittelchemie meine Masterarbeit schreiben will, war Cork eine sinnvolle Ergänzung. Ich wollte Forschungsluft schnuppern, bevor ich meine Masterarbeit beginne." Sein Tipp: "Man braucht im Forschungsbereich eine längere Einarbeitungszeit. Also rate ich: Unbedingt einen längeren Aufenthalt einplanen - mindestens zwei oder drei Monate. Das ist sinnvoller für die Karriere."

USA: Gezielte Vernetzungsarbeit

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Die Wiener Sozialwissenschafterin Ruth Müller setzt sich im Rahmen ihrer Dissertation u. a. mit dem Thema Mobilität und wissenschaftliche Karrieren auseinander: "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man durch gezielte Vernetzungsarbeit und Konferenzreisen auch viel erreichen kann, ohne umzuziehen." Sie selbst konnte in den USA wertvolle Anregungen gewinnen und wichtige Kontakte knüpfen. Bedenklich sei dabei aber die finanzielle Situation junger Forscher: "Der Aufwand an Eigenmitteln erreicht schnell exorbitante Bereiche. Hilfreich wäre, wenn es beim KWA-Stipendium eine höhere Förderung für Aufenthalte außerhalb Europas gäbe."
Unterschiedliche Forschungsschwerpunkte verlangen außerdem spezielle Praktika und Auslandsaufenthalte, so Müller. "Insbesondere für Wissenschaftler mit Kindern oder Pflegeverpflichtungen ist der Druck, ins Ausland gehen zu müssen, schwierig. Das trifft öfter Frauen als Männer.

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