„Ein Tag ohne Tiere ist ein Horror“

„Ein Tag ohne Tiere ist ein Horror“
Michaela Hofmann hat ihr Hobby zum Beruf gemacht. Seit 30 Jahren ist sie Tierpflegerin

Michaela Hofmann wollte immer „etwas mit Tieren machen“, dabei gab es den Beruf Tierpfleger zu ihrer Zeit offiziell nicht. Als sie erfuhr, dass es im Tiergarten Schönbrunn Lehrstellen gibt, war sie glücklich. Nun betreut sie 18 Tiere im Zoo und zwei Katzen zu Hause.

1 Haben Sie bis jetzt immer nur Bären betreut?
Nein, als Lehrling lernt man jedes Revier kennen. Ich habe zehn Jahre lang die Gebirgswiederkäuer betreut. Aber von den Bären möchte ich nicht mehr weg.

2 Wie nahe kommen Sie an die Tiere heran?
Das ist unterschiedlich. Bei den Kleinbären, wie den Roten Nasenbären, gehe ich ins Gehege. Bei den Großbären ist immer ein Gitter dazwischen. Da bedeutet „Nähe“, dass ich meine Hand ans Gitter lege und sie die mit der Nase berühren können.

3 Wenn Sie zu den Nasenbären gehen, dürfen Sie mit ihnen kuscheln?
Ja, das habe ich vom ersten Tag an gemacht und sie erwarten das auch. Da kann ich sie gleich auf Verletzungen untersuchen.

4 Welcher Moment war der schönste?
Es war die Krönung, als ich bei der Eisbärengeburt neben der Tür stehen durfte. Bären bekommen ihre Jungen meistens in der Nacht, deswegen haben alle gesagt, diesen Moment wirst du nie erleben.

5 Welchen Aspekt vergessen Berufsanfänger oft?
Viele wissen nicht, wie nahe Leben und Tod im Tierpflegerberuf nebeneinander liegen. Die meisten glauben, wir schneiden Futter, schmusen mit den Tieren und ziehen sie mit der Flasche auf. Aber wir müssen auch Futtertiere töten und verfüttern.

6 Welche Momente sind die härtesten?
Wenn man merkt, dass das Leben für das Tier nicht mehr lebenswert ist. Wir Pfleger kennen die Tiere am besten, treffen die Entscheidung und verständigen den Tierarzt. Das ist oft hart. Der Kopf sagt: „Ja“ und der Bauch sagt: „Oh Gott!“

„Ein Tag ohne Tiere ist ein Horror“

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7 Was ist das Unangenehmste am Beruf?
Am Tierpflegerberuf gibt es nichts. Viele Besucher glauben aber, dass wir eigenes Personal zum Putzen für die Außenbereiche haben. Das ist aber Arbeit der Tierpfleger. Die Zeit, die wir brauchen um Servietten, Taschentücher und Zigarettenstummel wegzuräumen, fehlt uns bei den Tieren.

8 Worauf müssen Sie bei der Arbeit aufpassen?
Gerade bei Raubtieren muss ich auf meine Sicherheit und die der Kollegen achten. Gitter werden erst geöffnet, wenn der Kollege neben mir steht.

9 Was machen Sie als Erstes?
Ich beginne um halb acht und ziehe meine Arbeitskleidung an. Danach putze ich die Gehege und füttere die Tiere.

10 Und was als Letztes?
Beim Schlussdienst werfe ich noch einen kurzen Blick ins Gehege, sehe nach ob das Licht abgedreht und der Kühlschrank zu ist, bevor ich zusperre.

11 Wie sah Ihre Ausbildung aus?
Ich hatte in der Berufsschule Fächer wie Tierhaltung und Ernährungslehre. Das Lernen fängt erst in der Praxis an. Ich habe viel von den älteren Pflegern gelernt und ich versuche, meine Erfahrungen an die Lehrlinge weiterzugeben.

12 Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?
Es gibt Seminare für Zootierpflege. Die Weiterbildung für Raubtierpfleger findet alle zwei Jahre statt. Wenn es der Dienstplan zulässt, fahre ich hin.

13 Wie viel verdienen Sie?
Im Vergleich zu Angestellten in anderen Zoos oder Tierarztpraxen verdienen wir gut.

Lebenslauf
Die 45-jährige Tierpflegerin wuchs am Wiener Stadtrand auf. 1983 begann sie ihre Lehre zur Tierpflegerin im Tiergarten Schönbrunn und schloss sie nach drei Jahren ab. Seit ihrem Lehrbeginn arbeitet sie im Tiergarten.18 Tiere betreut Michaela Hofmann, darunter acht Nasenbären, zwei Brillenbären, ein Serau (Verwandtschaft der Gämsen), zwei Mandschuren-Kraniche und fünf Zebramangusten (gehören zur Familie der Schleichkatzen).

Tiergarten Schönbrunn

2012 feierte der Tiergarten sein 260-jähriges Bestehen. 2014 soll das neue Eisbärengehege „Franz-Josef-Land“ fertig gestellt werden. Im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes nimmt der Tiergarten wieder Eisbären auf.

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