Kapitalbedarf der Banken steigt

Die Raiffeisen Bank International (RBI) beziehungsweise ihre Mutterholding RZB brauchen 600 Millionen Euro zusätzliches Kapital, um die Hürde, die die Europäische Bankenaufsicht EBA aufgestellt hat, zu schaffen. Im Sommer 2012 muss das RZB-Eigenkapital nicht wie bisher angenommen um 1,9 Milliarden, sondern um 2,5 Milliarden Euro höher sein als jetzt.

Diese EBA-Hürde bedeutet: Künftig muss für neun Prozent des Risikogeschäfts (von Krediten bis zu Staatsanleihen mit schlechten Ratings) Eigenkapital vorrätig sein. Diese Quote erreicht die RZB aktuell bei weitem nicht, derzeit kommt sie auf rund sieben Prozent.

Warum jetzt plötzlich um 600 Millionen mehr? Die EBA war bei ihrer letzten Einschätzung der Kapitalerfordernisse von den Halbjahresergebnissen der europäischen Banken ausgegangen. Mittlerweile hat sich die Bankenwelt weitergedreht. Etliche Staatsanleihen verloren an Wert. Und, so betont RBI-Boss Herbert Stepic im KURIER-Gespräch: "Das Kreditgeschäft ist weiter gewachsen."

Ungarn

Es gibt aber auch etliche negative Einflüsse, warum die RZB jetzt mehr Kapital braucht als noch vor kurzem angenommen. Einer dieser Einflüsse kommt aus Ungarn. Das dortige Gesetz, das es Fremdwährungs-Kreditnehmern erlaubt, zu fixierten, günstigen Kursen von Franken oder Euro in Forint zu wechseln, macht den Banken vor Ort schwer zu schaffen. Diese "Zwangskonvertierung" könnte allein die Erste Group rund eine Milliarde Euro kosten, hat die Citigroup ausgerechnet. Zum Raiffeisen-Risiko gibt es noch keine Angaben.

Ein weiterer negativer Einfluss: Die Schwankungen des Euro-Kurses gegenüber vielen anderen Währungen (wie US-Dollar, aber auch Ost-Währungen) haben, so Stepic, dazu beigetragen, dass der Kapitalbedarf jetzt höher ist als im Sommer. Stepic: "Ein Absichern gegen diese Schwankungen wäre allerdings noch teurer." Mittel- bis langfristig würden sich die Unruhen auf den Devisenmärkten wieder beruhigen.

RBI/RZB wollen es in jedem Fall schaffen, ohne staatliches Kapital auszukommen. Sie haben 20 Punkte identifiziert, wie man sich aus eigener Kraft Luft verschaffen kann.

Dazu zählen: Kreditbremse soll es keine geben, das Kreditwachstum wird aber zurückgefahren. Das gesamte Kreditportfolio wird darauf durchforstet, ob es beim einen oder anderen nicht zu hohe Rückstellungen gibt, die abgezogen werden könnten. Das Allerwichtigste aber: Die nötigen 2,5 Milliarden Euro wären leicht zu stemmen, würde die Bankenaufsicht EBA jene Milliarde als Eigenkapital-adäquat anerkennen, die in Form von PS-Kapital in Händen von Großanlegern und Raiffeisen-Landesbanken ist (auf Letztere entfallen 250 Millionen). Erkennt die EBA diese Milliarde Euro nicht an, will Raiffeisen das PS-Kapital in Wertpapiere wandeln, die von der EBA abgenickt werden.

Eine Kapitalerhöhung bleibt für Stepic "eine Möglichkeit", angesichts der tiefen Börsenkurse aber "relativ unwahrscheinlich".

Wird's bei den nun benötigten 2,5 Milliarden Euro bleiben? "Aus heutiger Sicht ist es das, was es ist", sagt Stepic. Einzementieren lässt er sich darauf allerdings nicht, weil es schließlich jedes Monat neue Bewertungen gebe.

Erste Group

Bei der Erste Group wurde der Kapitalbedarf zuletzt mit 750 bis 800 Millionen Euro angegeben. "Das ist aus heutiger Sicht auch unverändert. Außer, die EBA verändert das gesamte Berechnungsmodell", so Erste-Sprecher Michael Mauritz. Vollkommen umdenken müsste die Bankenwelt, wenn etwa auch Staatsanleihen aus Italien mit Eigenkapital unterlegt werden müssen.

Banken: Streit unter den Aufsehern

Deutschland Nach den letzten Daten der Europäischen Bankenaufsicht brauchen vier der 13 größten Institute Deutschlands (Commerzbank, Deutsche Bank, LBBW und NordLB) in Summe 5,2 Milliarden Euro zusätzliches Kapital. Es könnten auch 10 Milliarden sein.

Eigenkapital Unter den EU-Bankenaufsehern ist ein offener Streit über die Eigenkapitalanforderungen ausgebrochen. Einer der Knackpunkte bei diesem Streit: Es ist noch nicht klar, mit welchen Kapitalinstrumenten die Banken die neuen Anforderungen stemmen dürfen.

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